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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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Fremde ein.
    »Vielleicht war’s ja Molly, die geschrien hat«, rief jemand in der Menge.
    Das entschied die Sache für den Friedensrichter. Er drehte sich zu Anns Onkel um. »Bringen Sie sie morgen um Punkt vier zum Hammer und Amboss zur Befragung. Sie werden für alle Verbrechen, die sie begangen hat, verantwortlich gemacht werden, Brockweir«, warnte er. Dann tippte er sich an die Nase. »Oder vielleicht sollte ich sie doch besser in Gewahrsam nehmen, bis wir den Fall untersucht haben.«
    »Ja, sperren Sie sie ein!«, brüllte die Menge. »Sie war’s!« Und: »Niemand ist hier sicher, solange sie frei herumläuft.«
    Ann blickte verzweifelt um sich. Sie konnten sie doch nicht einsperren, oder?
    Ihr Onkel nahm seine letzte Kraft zusammen und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich werde sie nachts im Haus behalten, Fladgate, wenn ihr starken Männer euch vor einem Mädchen fürchtet, das vielleicht gerade mal fünfundvierzig Kilo wiegt.«
    »Hinter Schloss und Riegel?«, gab Fladgate mit einem bösen Blick auf Ann zurück.
    »Ich werde sie im Kinderzimmer im dritten Stock einschließen.« Ihr Onkel beugte sich vor und hustete. Ann streckte hilflos die Hand nach ihm aus. Aber dann straffte er sich wieder und drückte den linken Ellbogen an die Brust. »Einverstanden?«, keuchte er.
    »Einverstanden«, sagte der Fremde hinter ihr, obwohl es eigentlich nicht seine Sache war. Aber es war fast so, als wäre damit das letzte Wort gesprochen.
    Der Mob wandte sich murmelnd ab. Fladgate befahl zweien der Männer, Mollys Leiche ins Dorf zu tragen.
    Wieso hatten sie dem Fremden nicht unterstellt, sich den Mann, der geflohen war, nur ausgedacht zu haben? Wieso verdächtigten sie ihn nicht auch des Mordes?
    Doch Ann konnte sich nicht mit Spekulationen aufhalten. Ihr Onkel wurde immer blasser und grauer im Gesicht. »Komm, Onkel Thaddeus!«, sagte sie. »Du musst nach Hause ins Warme.«
    Sie drehte sich noch einmal um, um dem Fremden zu danken, aber er war nirgendwo zu sehen – fast so, als hätte ihn die Dunkelheit verschluckt. Das Unwirkliche dieses Abends überflutete Ann wie eine Sturzwelle und nahm ihr alle Kraft. Die Knie drohten unter ihr nachzugeben, doch sie durfte dieser Schwäche nicht erliegen. Ihr Onkel musste es irgendwie den Hügel hinunter schaffen. Sie sah sich um und hob einen dicken Ulmenzweig auf, der ihm als Gehstock dienen konnte, weil er sich auf sie nicht stützen durfte.
    »Hier, Onkel«, flüsterte sie. »Lass uns heimgehen!« Sie reichte ihm den Stock. »Glaubst du, dass du das schaffen kannst?« Noch immer rang er schwer nach Atem, und seine Haut war von einem Schweißfilm überzogen.
    Er nickte und drückte den linken Arm an seine Seite. »Bis zur Kutsche schaffe ich es, dann wird Jennings uns nach Hause fahren.«
    Sie traten den anstrengenden Weg ins Tal und zu der Schenke an. Im Dorf führte Jennings auf der einzigen Straße die Pferde auf und ab. Aus dem Gastraum drangen laute, gut mit Bier und Brandy geschmierte Stimmen, die das Abenteuer noch einmal Revue passieren ließen.
    Jennings half Onkel Thaddeus in die Kutsche und zog sich etwas zurück, als Ann hinter ihm einstieg. »Bringen Sie uns nach Hause und holen Sie dann schnellstens Doktor Denton, Jennings!«, flüsterte sie ihm zu.
    Die Schwärze verzog sich und ließ Stephan weiter oberhalb der Schlucht zurück. Er hatte in dieser Nacht noch Zeit genug, um seine Suche fortzusetzen. In der Ferne sah er die Fackeln des Pöbels auf dem Weg ins Dorf hinunter.
    Hol der Teufel seine Schwäche! Er hätte den Vampir sofort angreifen müssen. Es war pure Rücksichtnahme seinerseits gewesen, dass er der Kreatur nicht in Gegenwart des Mädchens den Garaus gemacht hatte. Die einzige Möglichkeit, einen Vampir zu töten, war ausgesprochen scheußlich anzusehen. Natürlich hätte er der jungen Frau einflüstern können, den Vorfall zu vergessen, nur funktionierte das manchmal leider nicht, wenn das Entsetzen groß genug war, und dann kehrte die Erinnerung zurück und konnte einen Menschen in den Wahnsinn treiben. Wieso hatte er sich von ihrer Anwesenheit beeinflussen lassen? Weil sie so klein und zart war? Mit ihren großen grauen Augen und der Fülle weißblonden Haares, das ihr Gesicht umrahmte, sah sie zu zerbrechlich aus, um einen so brutalen Schock zu überstehen.
    Angewidert schüttelte er den Kopf. Was kümmerte ihn ihre geistige Verfassung? Seine Aufgabe war, Callan Kilkenny und die von ihm geschaffenen Vampire zu erledigen. Und dieser

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