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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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angewurzelt stehen blieb. Eine Frau in Bauernrock und Bluse lag ausgestreckt auf dem mit nassem Laub bedeckten Waldboden. Ihre Brust unter der aufgerissenen Bluse war weiß wie Schnee und bebte unter ihren schweren Atemzügen. Eine Gestalt kauerte über ihr, das Gesicht an ihren Hals gepresst. Von der Körpergröße her musste es sich dabei um einen Mann handeln. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Ann, die beiden bei einem Schäferstündchen gestört zu haben, doch irgendetwas an den starren Augen der Frau und ihren merkwürdig verdrehten Gliedern deutete darauf hin, dass hier etwas weit weniger Natürliches im Gange war.
    Und dann hob der Mann den Kopf.
    Ann keuchte. Seine Augen ... glühten! Es war kein Lichtreflex, denn wo sollte in einer solch dunklen Nacht die Quelle sein? Der Mann hatte rote Augen, und seine Eckzähne waren unnatürlich lang und spitz. Etwas Dunkles tropfte aus seinem Mund. Ann erkannte plötzlich den Geruch von Blut und schlug sich in sprachlosem Entsetzen eine Hand vor den Mund.
    Der Mann sprang auf und stürzte auf sie zu. Jetzt schrie Ann doch auf. Sie durfte sich nicht von einer solchen Kreatur berühren lassen! Würgende Angst stieg in ihr auf. Sie fuhr herum und rannte los, wobei sie spüren konnte, wie er nach ihr griff. Die Röcke mit einer Hand gerafft, hetzte sie den Pfad hinunter und betete zu Gott, dass sie nicht fallen möge. Sie konnte den Mann hinter sich hören und seinen Atem fühlen. Es war, als vibrierte er in der Luft um sie herum, als trommelte er zusammen mit der Furcht in ihrer Brust. Dann hörte sie ein Knurren und einen dumpfen Schlag. In dem Moment verfing sich ihr Fuß in einer Baumwurzel. Ann stürzte und sah sich noch im Fallen zu dem erwarteten Angreifer um.
    Da war niemand ... aber in einiger Entfernung hinter ihr rappelten sich zwei Männer vom Boden auf und blieben, halb angriffslustig, halb verteidigend, in gebückter Haltung voreinander stehen. Einer war der Mann, den sie gesehen hatte. Seine Augen waren nicht mehr rot, und auch seine Zähne wirkten wieder ganz normal, als er mit einem knurrenden Geräusch die Lippen zurückzog. Seine Haut war blass, sein Haar von einem hellen Braun und glatt. Er war schlank und hatte kaum Muskeln an den Unterarmen, die unter seinen aufgerollten Hemdsärmeln zu sehen waren. Trotzdem war er ein Monster, das seinen Gegner anzischte wie eine Schlange.
    Woher war der zweite Mann gekommen? Er musste die Bestie, die sie verfolgt hatte, angegriffen haben. Als der Mann sich jetzt aufrichtete, sah Ann, dass er groß und breitschultrig war und eine dichte Mähne schulterlanger schwarzer Haare hatte. Er war gut gekleidet. Seine Augen waren wie schwarze Kohlen in der Dunkelheit, doch zumindest waren sie nicht rot. Ein Teil von Ann fand ihn ausgesprochen gut aussehend, klassisch schön vielleicht sogar auf den ersten Blick – aber dann musste sie ihre Einschätzung ein wenig revidieren. Er hatte hohe Wangenknochen, eine etwas zu große Nase unter einer breiten Stirn, und seine Lippen ... Ah, Lippen sagten viel über einen Mann aus. Seine waren voll und sinnlich, jetzt jedoch zu einem grimmigen Strich verzogen. Die tiefen Furchen rechts und links von ihnen bewahrten sein Gesicht davor, wirklich von der Art zu sein, die man an Statuen sah. All das war aber nur ein Eindruck, den Ann in einem kurzen Moment der Angst und der Erleichterung erhielt.
    »Was wollen Sie?«, fauchte der Angreifer den hochgewachsenen Mann an.
    »Das weißt du.« Die Stimme ihres Retters klang wie ein tiefes Rumpeln in seiner breiten Brust. Er sprach mit einem etwas kehligen Akzent, aber es war kein deutscher. Würde der Mann es mit dem Monster aufnehmen können?
    »Sie sind der Harrier .« Ihr Angreifer schleuderte es ihm entgegen wie eine Beschuldigung. Was meinte er damit?
    Der hochgewachsene Mann richtete sich daraufhin noch gerader auf, aber weder bestätigte er den Vorwurf, noch bestritt er ihn. »Ich bin dein Schicksal«, sagte er stattdessen ruhig und selbstbewusst.
    Ann schauderte es. Bestimmt war dies nichts als melodramatisches Gerede, doch sie konnte sich nichts Kälteres oder entschiedener Vorgebrachtes vorstellen. Wenn das Monster getötet werden konnte , würde dieser Fremde es tun. Aber dann glitt der Blick des hochgewachsenen Mannes von seinem Gegner zu ihr und heftete sich auf ihr Gesicht, das ganz im Dunkeln lag.
    »Nicht heute Nacht, Freundchen«, trumpfte das Monster auf, während ein schwarzer Nebel vom Waldboden aufwallte und ihn

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