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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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sie ganz weich vor Zuneigung werden konnten? Blitzartige Erinnerungen an all die Geliebten, die er gehabt hatte, brachen über Ann herein. Schöne Frauen, brillante Frauen, grausame Frauen und unschuldige Frauen – er hatte sie alle geliebt. Ein Erschauern durchlief sie. Was denkst du dir dabei, einen Mann wie diesen auszufragen?, durchfuhr es sie. Was wollte sie eigentlich von ihm? Verlegen senkte sie den Blick auf ihre Hände und nahm ihren ganzen Mut zusammen.
    »Manchmal denke ich, ich werde verrückt, wenn ich nicht irgendeine Verbindung zu der Welt aufrechterhalten kann. Wenn ... falls mein Onkel stirbt, wird es niemanden mehr geben, der mich ... akzeptiert.« Das könnte die Definition eines Freundes sein. Ann zögerte und umklammerte den Rand der Steppdecke. »Wer wäre besser imstande, mich zu akzeptieren, als jemand, der genauso seltsam ist wie ich?« Sie sah seinen zweifelnden Gesichtsausdruck. »Wir könnten ... reden, und wenn auch vielleicht nur eine kleine Weile.« O Gott, jetzt hatte sie zu viel verlangt!
    »Wenn Kilkenny kommt, werde ich ihm entgegentreten.« Seine Stimme war von eiserner Entschlossenheit.
    »Ich weiß.« Er dachte, dass es entweder sein Tod oder seine Erlösung sein würde. »Und bis dahin?«
    »Kann ich ... nun ja, ein bisschen Zeit erübrigen.« Er räusperte sich. »Das Warten ist nicht leicht.«
    »Sie könnten meine Bibliothek benutzen. Bücher vertreiben einem die Zeit.«
    Er sah sich um. »Eine schöne Sammlung. Die Ihre?«
    »Bücher sind meine Freunde.« Wie idiotisch sich das anhörte! »Ich habe Sie mit einem Buch gesehen, als ich erwachte.«
    Er blickte auf seine Hände und nickte. Dann zog er den Sessel in den Lichtkreis und setzte sich, aber so übertrieben vorsichtig und weit nach vorn gebeugt, als wollte er jeden Moment wieder aufspringen und gehen. Wie ein wildes Tier, das ich zu mir heranlocke, ging es Ann unwillkürlich durch den Kopf.
    »Sie können mir von Ihren Lieblingsautoren erzählen.« Sie zuckte mit den Schultern und zog eine Braue hoch. »Mal sehen. Laotse, Aischylos, Sophokles, Euripides. Konfuzius. Sie mögen Chu Yuan. Ovid – nichts Martialisches, wie ich bemerke. Antarah Ibn Shaddad, Wang Wei, Bharavabhuti und natürlich auch Li Po.« Jemanden zu haben, der alles über einen wusste, konnte auch praktisch sein. Das zumindest wollte sie ihm zeigen.
    Er schien überrascht zu sein. »Haben Sie ... sie ebenfalls gelesen?«
    »Die Römer selbstverständlich. Und auch die Griechen, aber nur in der Übersetzung. Mein Griechisch ist leider nicht gut genug, um die Originaltexte lesen zu können. Ich erkenne jetzt allerdings, dass es keine sehr guten Übersetzungen waren.«
    »Dann ... dann lesen Sie sie nun durch mich?« Seine Stimme war hart, als er herauszufinden versuchte, wie viel sie über ihn wusste.
    »Nein, nein«, versicherte sie ihm. »Ich habe nur Ihre Eindrücke von ihnen.«
    »Oh. Das ist gut.« Er war sich dessen aber nicht sehr sicher.
    Sie beschloss, ihm nicht zu sagen, was seine Eindrücke ihr über ihn verrieten. Er schätzte die Wahrheit und hasste Tyrannei – was erstaunlich war für jemanden, der so versessen darauf war, eine Mission zu erfüllen, die ihm von den Ältesten befohlen worden war, und noch bemerkenswerter sogar war, dass er an die Vergebung des heiligen Augustin glaubte und nicht nur für sich selbst. Sie mochte den Mann, der diese ganz speziellen Bücher lieben konnte. Und was war mit den chinesischen Poeten? In ihnen liebte er die Ruhe, die Beschaulichkeit, und sehnte sich danach. Nicht leicht für einen Mann mit einem Auftrag wie seinem, sich nach Frieden und Beschaulichkeit zu sehnen.
    »Ich würde gern die chinesischen Dichter lesen. Meinen Sie, man könnte sie in Londoner Buchgeschäften finden?«
    Er lachte ein bisschen. »Nein. Nun lassen Ihre Fähigkeiten Sie aber schwer im Stich.«
    Ann konzentrierte sich. Wovon sprach er? »Oh. Die Werke sind aus der Zeit um siebenhundert – der Tang-Dynastie? Und ... Ihre Ausgaben wurden zerstört, als die Bauern Ihren Palast in Indien niederbrannten.«
    Er schnappte nach Luft. Aber das war verständlich, denn jede neue Demonstration ihres Wissens musste noch beunruhigender für ihn sein. »Die letzten Ausgaben befinden sich im Kaiserlichen Palast in der Verbotenen Stadt in Peking.«
    »Ich war noch nie in Peking.« Ann seufzte. »Und wahrscheinlich werde ich auch nicht dorthinkommen. Tatsächlich bin ich überhaupt noch niemals in einem fremden Land gewesen. Was das angeht,

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