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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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er kommen? Und wenn nicht? Was, wenn sie ihn nie mehr wiedersah? Eine prickelnde Hitze stieg in ihr auf bei dem Gedanken, ihn wieder hier in dem Sessel neben ihrem Bett zu haben.
    Als er erschien, spürte sie ihn, noch bevor sie ihn sah. Die Luft im Zimmer schien plötzlich zu vibrieren vor Energie, und sie nahm den schon vertrauten Duft nach Zimt und Ambra wahr. Seinen Duft. Sie hätte nie erkannt, dass es Ambra war, bevor sie ihn berührt hatte. Doch nun wusste sie alles über Stephan Sincai. Nicht, dass sie sich schon wieder an alles erinnerte, aber die Erinnerungen würden nach und nach zurückkehren, dessen war sie sich ganz sicher.
    »Guten Abend«, sagte sie leise, und nach kurzem Zögern kam er aus dem Ankleidezimmer herein.
    Er musterte sie stirnrunzelnd. »Sind Sie wieder ganz wohlauf?«
    Ann nickte. Seine Lippen sahen aus, als fühlten sie sich sehr weich an. Die Schultern unter seinem Rock waren breit und muskulös. Sie biss sich auf die Lippe. Was dachte sie sich nur?
    »Sie sind aber sehr blass.«
    »Der Doktor hat mich zur Ader gelassen. Wahrscheinlich bin ich deshalb blass.«
    »Er hat Sie zur Ader gelassen? « Mit drei Schritten war er bei ihr und griff nach ihrem Handgelenk, doch in jäher Panik zog sie die Hand zurück. Das ließ ihn innehalten, und er schluckte. »Verzeihen Sie. Ich habe mich vergessen«, sagte er und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken.
    Hatte er ihren Puls fühlen wollen? Wie ... typisch für ihn, so besorgt um sie zu sein. Sie fragte sich, wie viele andere Menschen sein hilfsbereites Wesen kannten. Vielleicht niemand außer ihr. Sie griff selbst nach ihrem Handgelenk und fühlte ihren Puls. »Ein bisschen unruhig, aber stark genug.« Dann zog sie fragend die Brauen hoch.
    Stephan stieß ärgerlich die Luft aus. »Zur Ader lassen! Quacksalberei, nichts als Quacksalberei«, murmelte er. »Ich werde mal mit dem guten Doktor reden müssen.«
    »Würden Sie ... könnten Sie sich bitte setzen? Sie machen mich ganz nervös, wenn Sie so dicht vor mir stehen.«
    »Nein, nein. Ich kann nicht lange bleiben. Es ist schon spät.« Er trat zurück, wahrscheinlich, um sie nicht nervös zu machen, doch nun konnte sie kaum noch sein Gesicht im Halbdunkel des Zimmers sehen. »Hat Ihr Cousin Sie heute aufgesucht?«, fragte er.
    »Er ließ mir durch Mrs. Simpson ausrichten, er wolle mich sehen, nachdem er aus London zurückgekehrt war. Aber ich war zu müde, um ihn zu empfangen.« Wieder schüttelte es sie vor Widerwillen.
    »Empfangen Sie ihn nicht!«, befahl Sincai in einem Ton, der keinen Widerspruch erlaubte.
    Ann zog die Augenbrauen hoch. Mit welchem Recht erteilte er ihr Befehle? »Meinen eigenen Cousin?«
    Ein grimmiger Zug erschien um Sincais Mund. »Nicht, bis Ihr Onkel wieder auf den Beinen ist. Sie sind bei Ihrem Cousin ... nicht sicher«, antwortete er so widerwillig, als wäre sogar diese kurze Erklärung seiner Beweggründe mehr, als er zu geben gewohnt war. Und so war es vermutlich auch. Denn hatte ein Mann von seiner Macht es nötig, Erklärungen abzugeben? Und jetzt, da sie darüber nachdachte, fragte sie sich auch, wie er von der Gefahr wissen konnte, die ihr Cousin darstellte.
    Wieder zogen ihre Brauen sich zusammen. »Während ich bewusstlos war ... war er da hier oben, um mich zu besuchen?«
    »Ja.«
    Sie glaubte, sich an etwas zu erinnern ... doch dann entzog es sich ihr wieder.
    »Denken Sie nicht daran. Aber lassen Sie ihn nicht zu sich herein!«
    »Jetzt jagen Sie mir Angst ein ...«
    »Ich ... das wollte ich nicht ...« Sincai brach ab und schien zu lauschen. »Er sitzt beim Abendessen. Ich werde es Sie wissen lassen, falls er kommt. Und ich kann seinen Besuch verhindern.« Ann warf ihm einen schnellen Blick zu. Sie wusste genau, wie er das verhindern konnte. Er konnte auch sie dazu bringen, sich seinem Willen zu unterwerfen. Oft genug in seinem Leben hatte er Frauen dazu gebracht, zu ihm zu kommen. Er hatte ihnen Blut genommen und dann den Eindruck eines angenehmen Traumes bei ihnen hinterlassen. Sie suchte in seiner Erinnerung nach einem Moment, in dem er eine Frau dazu gezwungen hatte, intime Beziehungen mit ihm zu haben. Denn das konnte er, wenn er wollte. Aber er hatte seine Fähigkeiten nie dazu missbraucht. Noch nie in seinem ganzen langen Leben.
    Ann lächelte, weil ihr das gefiel. Doch dann verblasste ihr Lächeln wieder. Warum sollte ein Mann wie Sincai eine Frau zu etwas zwingen müssen? Frauen rissen sich gewiss darum, sein Interesse zu erwecken. Er

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