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Blutrote Sehnsucht

Blutrote Sehnsucht

Titel: Blutrote Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Squires
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von dem Blut. Blut ist Leben für Ihre ... Art.«
    Mit beschämter Miene wandte er sich ab. Seine Stimme kam jetzt aus dem Dunkel. »Werden Sie es Fladgate sagen?«
    »Warum sollte ich den kleinlichen Aberglauben dieser Leute auch noch nähren?« Langsam drehte er sich wieder zu ihr um, betrachtete sie versonnen und suchte nach Anzeichen von Widerwillen, was Ann wieder ein bisschen Hoffnung gab. »Ich weiß, was für eine Art von Mann Sie sind und welche Erlebnisse und Erfahrungen Sie dazu gemacht haben. Sie sind im Kloster Mirso aufgewachsen und haben in den Rosenkriegen mitgekämpft. Welche Entbehrungen Sie auf Ihrer chinesischen Expedition ertragen mussten! Ich weiß, dass die Mayas Sie als Gott verehrten und was Sie mit Beatrix und ... Asharti zu erreichen versuchten.«
    »Dann kennen Sie meine Verbrechen.« Eine solch düsterere Stimme hatte sie noch nie gehört. »Ich bin schwach.«
    »Hmm ...«, sinnierte sie. »Sie vergessen zu erwähnen, dass Sie großzügig, loyal und idealistisch sind.«
    »Schwächen«, sagte er bitter. »Aber die gibt es nicht mehr. Ich habe sie ausgemerzt. Jetzt habe ich nur noch eine Aufgabe.«
    Sie verkniff sich die Bemerkung, dass Idealismus und Großzügigkeit nach wie vor in ihm vorhanden waren, egal, wie sehr er sie auch zu verleugnen suchte. »Wiedergutmachung ist ein lobenswertes Ziel ...«
    Er ging in der Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels umher. »Gott, dann müssen Sie ja auch wissen ...«
    »Was im Schatzamt und in Bucklands Lodge geschehen ist? Sie wurden dort hingeschickt, um Kilkennys üble Handlanger zu beseitigen, die alles bedrohen.«
    »Und ... das Training?«, fragte er mit erstickter Stimme.
    Ann legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Das Waffentraining bei Alfred dem Großen ...?«
    Seinen erleichterten Seufzer spürte sie mehr, als dass sie ihn hörte. Er bewegte sich noch immer außerhalb des kleinen Lichtkreises.
    Sie lächelte. »Wollen Sie, dass ich mich vor Ihnen fürchte? Dann muss ich Sie enttäuschen.« Tatsächlich verspürte sie eher ... eine Art Verwandtschaft. Empfing er seinerseits denn gar nichts von ihr? Aber als sie ihn berührt hatte, war er ja auch ohnmächtig gewesen. »Wenn ich keine Angst vor Ihnen habe, können Sie dann nicht auch die Ihre vor mir überwinden?«
    Seine Augen weiteten sich fast unmerklich. Dann zog er seine Brauen hoch und lächelte zerknirscht. »Sie mögen zwar nur ein junges Mädchen sein, doch eines, das alles über mich weiß? Die Vorstellung ist beängstigender, als ein Ungeheuer es sein könnte. Sie ...« Er räusperte sich. »Sie können nicht Gedanken lesen, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dass er davor Angst haben würde, war verständlich. »So ist das nicht. Wenn ich Sie berühre, sehe ich Ihre vergangenen Erfahrungen und weiß, was Sie dabei empfunden haben oder wie Sie darüber dachten. Das ist ziemlich überwältigend. Doch ich weiß nicht, was Sie jetzt gerade denken.« So, jetzt hatte sie es ihm gesagt! Aber wenn sie schon bei der Wahrheit war, konnte sie ihm auch gleich alles beichten. »Ich glaube allerdings, dass es leichter zu erraten ist, was jemand denkt, wenn man so viel über ihn weiß. Manchmal könnte ich die Sätze meines Onkels für ihn beenden.« Das ließ sie zwar wie ein altes Ehepaar oder zwei gemeinsam gealterte Jungfern klingen, aber so war es nun mal, wenn man einen anderen Menschen so gut kannte.
    Sincai sah vollkommen entgeistert aus. Dennoch trat er nach kurzem Zögern wieder in das Licht zurück. »Deshalb sind Sie ins Koma gefallen, nicht? Weil Sie von zweitausend Jahren auf einmal heimgesucht wurden.«
    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Sie waren ein bisschen überraschend, ja.«
    Ann meinte, Belustigung in seinen Augen wahrzunehmen. Aber dann wurde er wieder ernst. »Wie leben Sie mit dieser Art von Wissen über Menschen?«
    »Schlecht«, erwiderte sie seufzend. »Ich werde nie einen Ma ...« Sie unterbrach sich. »Ich kann Menschen nicht berühren«, berichtigte sie sich. »Und manchmal frage ich mich, ob der fehlende körperliche Kontakt mich nicht kalt gemacht hat.«
    »Sie? Kalt? Nein.« Ein wehmütiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Doch ich weiß, wie das ist. Auch für mich sind Berührungen ... schwieriger geworden.«
    Ann lachte leise. »Na prima. Was könnte ungefährlicher sein für uns als jemand, der unsere Abneigung dagegen teilt?«
    Sie sah, wie er ihr Gesicht betrachtete. Diese unergründlichen dunklen Augen – wer würde vermuten, dass

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