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Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
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Ein Junge, gerade mal 14 Jahre. Er wurde mit schweren Schnitt- und Schlagwunden eingeliefert.«
    »Ja?«
    »Nun, der Junge hatte furchtbare Angst. Er wollte mir nicht sagen, wer ihn so zugerichtet hatte. Während einer Visite allerdings schlief er und murmelte, offenbar in einem Albtraum gefangen, diesen Namen: Fekete Sereg. Als ich ihn später direkt darauf ansprach, bekam er noch mehr Angst. Sie würden ihn umbringen, sagte er und dann gar nichts mehr.«
    »Weiter.«
    »Nichts weiter. Noch am selben Tag hat er sich aus dem Staub gemacht.«
    »Der Name des Jungen?«
    »Tut mir leid. Ärztliche Schweigepflicht.«
    »Hier geht es um die nationale Sicherheit, Doktor!«
    »Ach, hören Sie auf! Von der nationalen Sicherheit hatten wir hier schon genug, als die Sowjets regierten.«
    »Ich muss leider darauf bestehen, dass sie mir …«
    »Tuuuuuuuut.«
    *
    »Nein, Lázlo ist nicht hier.«
    »Hm, schade. Also, es tut mir leid, dass ich Sie an Ihrem freien Tag störe. Sie erinnern sich vielleicht, mein Name ist Anday, ich arbeite als Psychologe im Szent-Kodály-Krankenhaus.«
    »Ja.«
    »Ihr Sohn, wie geht es ihm?«
    »Gut.«
    »Ich verstehe, dass Sie besorgt sind, und ich hoffe immer noch, Lázlo helfen zu können. Richten Sie ihm das bitte aus?
    »Ja.«
    »Wie schätzen Sie ihn ein? Was macht er?«
    »Er sagt … er hat neue Freunde gefunden.«
    *
    »Ich kann jetzt nicht, Janosch.«
    »Oh, Undercover mit deinem süßen Opfer unterwegs? Hast du sie schon flachgelegt?«
    »Blödmann.«
    »Wo seid ihr gerade?«
    »In der Straßenbahn an der Donau, wenn du es genau wissen willst. Wollen rauf zur Burg.«
    »Der Rabe hofft, dass du Informationen besorgst. Du sollst sie aushorchen, nicht auslutschen, Mann. Das ist dein Job. Und nicht einen auf Reiseführer machen.«
    »Leck mich.«
    »Wird gemacht – später am Abend. Auf, auf, Ungarn!«
    13.44 Uhr, Burgberg
    Es war so heiß, dass sein Kopf platzte. Zumindest glaubte Lázlo das. Die Temperaturen mussten auf weit über dreißig Grad gestiegen sein und die Treppe zum Burgberg kam ihm steiler vor als je zuvor. Neben ihm quälte sich Lena die Stufen hinauf; aus den Augenwinkeln nahm er ihre Bewegungen wahr, das leichte Schaukeln ihrer Brüste. In einem anderen Leben hätte sie ihm sehr gefallen, diese Lena aus Österreich. Aber in diesem Leben war kein Platz für Schönheit mehr. Wichtig waren nur noch Hollós Plan und die Zukunft Ungarns, wichtig war die Ausrottung des Übels. Dieses Gefühl stützte Lázlo. Ohne die Fekete Sereg wäre er schon längst gefallen – acht Stockwerke tief. Holló, Janosch und die Schwarze Armee hielten ihn und zeigten ihm einen Weg. Auch wenn das Gewalt und Brutalität bedeutete. Lázlo blinzelte gegen die Sonne, erinnerte sich mit einer seltsamen Mischung aus Ekel und Faszination an den Wachmann im Pariser Hof. Hörte wieder sein Stöhnen und Wimmern. Dachte an seine eigenen Gefühle bei dieser Prügelei, an die Angst und Wut, aber auch an die wilde Freude, die er gespürt hatte. Macht. Größe. Nie mehr würde Lázlo sich ungestraft verletzen lassen. Nie mehr.
    »Woran denkst du?«, fragte Lena und fuhr sich über ihre kurzen Haare.
    Lázlo verzog das Gesicht. Was sollte er sagen? Ach, daran, dass ich gestern fast einen Mann umgebracht habe?
    Wieder blinzelte er und sagte nur: »Wir sind gleich oben.« Sie stapfte kommentarlos die restlichen Stufen hinauf und schaute sich um. Zu sehen gab es zweierlei: viele Touristen und viele Steine.
    »Den gesamten südlichen Teil des Burgbergs«, erklärte Lázlo, »nimmt der Burgpalast ein, auch Burgschloss genannt. Im nördlichen Teil erstreckt sich – mit Matthiaskirche, Ehrenplatz und Fischerbastei – das Burgviertel.«
    »Ein bisschen viel Burg, wenn du mich fragst.«
    »Hm. Komm. Ich zeige sie dir, diese Burg.«
    Das tat er auch. Fast zwei Stunden lang führte er sie von einem Gebäudekomplex in den nächsten – der 400 Meter lange Burgpalast war vollgestopft mit Museen, Bibliotheken und Ausstellungsräumen.
    »Erbarmen!«, stöhnte Lena schließlich, als Lázlo sie noch in die Ungarische Nationalgalerie führen wollte. »Ich verdurste und meine Füße schlagen Blasen.«
    »Wie die Dame befiehlt«, grinste Lázlo. Mittlerweile hatte Lena den Verdacht, dass er sein altertümliches Deutsch nur manchmal aus der Versenkung holte, um sie zu ärgern. »Wäre ein Milchkaffee auf der Fischerbastei genehm?«
    »Wenn ein Glas Wasser dabei ist. Ein großes!«
    Kurz bevor sie den Schlossbereich verließen, stutzte

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