Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutrotes Wasser

Blutrotes Wasser

Titel: Blutrotes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Torsten Krueger
Vom Netzwerk:
sondern setzte seine Schritte. Einen vor den anderen. Er musste, er wollte mit Lena reden. Er konnte nicht länger schweigen, er musste seine Gedanken endlich aus dem Mund fallen lassen oder daran ersticken. Der arme Frosch.
    Verflucht! Wieder und wieder rekapitulierte er die Worte des Jungen. Müdigkeit und Kopfschmerzen – hatte man Lázlo tatsächlich unter Drogen gesetzt? War alles nur eine Lüge? Und dann Froschs letzte Worte: Irgendetwas über das Zimmer neben Hollós Raum und einem Lüftungsschacht.
    Wieder drückte er Lenas Nummer aufs Handy, wieder meldete sie sich nicht.
    Lázlo ging weiter und weiter, getrieben und ruhelos, er kam sich vor wie ein Hai, der nicht aufhören durfte sich zu bewegen, weil er keine Schwimmblase hatte. Der musste ewig durchs Wasser pflügen, durfte nie schlafen, musste schwimmen und schwimmen. Lázlo musste laufen. Ein Luftschacht also. »Da kannst du hören«, hatte Frosch gemurmelt. Nun gut, das ließ sich nachprüfen, und obwohl er nicht sicher war, ob er überhaupt hören wollte, atmete Lázlo tief ein – und blieb endlich stehen. Mitten auf der Andrássy út.
    Ja. Vielleicht, wahrscheinlich sogar, hatte Frosch nur Unsinn erzählt, aber Lázlo würde diesen Luftschacht ausprobieren. Das war er Frosch schuldig.
    »Mann, du siehst echt scheiße aus.«
    Lázlo zuckte zusammen. Wie schaffte es dieser Dreckskerl nur immer, so plötzlich aufzutauchen?
    »Spionierst du mir nach, Janosch?«
    »Ehrlich gesagt: ja.« Janosch grinste. Aber auch er wirkte nicht gerade fröhlich oder ausgeschlafen. »Ich wollte nur sichergehen, Lázlo. Dass du keine Dummheiten machst.«
    »Sonst holst du wieder deine Knarre raus, oder was?«
    »Vielleicht.«
    Sie starrten einander an, dann legte Janosch einen Arm um Lázlos Schulter und zog ihn weiter. »Komm schon, krieg dich wieder ein. Das mit Frosch tut mir leid, aber ich hatte ihn schon eine ganze Weile in Verdacht.«
    »Was meinst du?«
    »Die kleine Kröte wollte uns verraten. Seit dieser Geschichte im Pariser Hof habe ich ihn im Auge behalten.«
    »Ja, ja.« Lázlo machte sich los.
    »Was wollte Frosch von dir?«, fragte Janosch.
    »Keine Ahnung.« Lázlo zögerte. »Hat sehr geheimnisvoll getan. Erzählte was davon, dass Holló ein Lügner ist, und da habe ich ihm eine reingehauen.«
    »Guter Soldat«, grinste Janosch. »Und natürlich … glaubst du ihm nicht?«
    Lázlo lachte. »Dem kleinen Spinner? Er tut mir leid, natürlich, und ich mache mir Vorwürfe, aber er …«
    » … ist eben nur ein dummer Hüpfer.« Wieder legte Janosch eine Hand auf Lázlos Schulter. Und diesmal ließ Lázlo sie liegen. Sie brannte wie Feuer.
    14.46 Uhr, Polizeipräsidium, Teve utca
    Frenyczeks Kollege stöhnte auf. »Das wird ein Albtraum, Chef.«
    »Allerdings.«
    »Und wie stellen Sie sich das vor? Sollen wir an jedem Eingang des Höhlensystems einen Streifenwagen postieren? Den Wald vom Johannesberg absperren? Vielleicht das Parlament schließen? Das schaffen wir nie. Schon gar nicht an einem 20. August.«
    Frenyczek nickte. Der Nationalfeiertag
war
der Albtraum jedes Polizisten. Budapest platzte an diesem Tag aus allen Nähten, es war, als würden sämtliche Ungarn am 20. August Besuch in ihrer Hauptstadt machen. Viele Straßen waren für den Autoverkehr gesperrt, trotzdem gab es oft kein Durchkommen. Und seit den Unfällen im Jahr 2006, als ein Orkan die Feierlichkeiten hinwegfegte und es zu Todesopfern kam, waren alle Beamten im Einsatz und alarmiert.
    »Ich weiß«, nickte Frenyczek frustriert und schaute in seinen Kaffee. »Wir haben zu wenige Leute, um alle eventuellen Ziele zu sichern.«
    »Hat der Junge denn nicht …«
    »Nein. Der ist weggetreten. Laut den Ärzten wäre es nicht ungewöhnlich, wenn er die nächsten zwei Tage einfach durchschläft.«
    »Würde ich auch gern.«
    »Schnauze!« Der Hauptkommissar überwand sich und trank einen Schluck – wenigstens hielt das Zeug ihn wach. »Wir müssen rausfinden, wo genau die Anschläge stattfinden sollen. Sonst haben wir keine Chance.«
    »Haben wir die denn je, Chef?«
    15.11 Uhr, Andrássy út
    Na, das war aber interessant. Schau, schau, wer hätte das gedacht. Heute trug Éva den absoluten Klassiker in ihrem Plastikeimer mit herum. Rosen. Rote Rosen. Das Symbol der Liebe. Aber was Éva da gerade gesehen hatte, würde einem bestimmten verliebten Mädchen wahrscheinlich nicht gefallen. Ganz sicher nicht. Éva schüttelte traurig den Kopf und schaute den beiden Jungs hinterher. War sie sich auch

Weitere Kostenlose Bücher