Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
an die Phiole gedacht? Mit dem Inhalt hätte ich mindestens einen Vampir ablenken können und wahrscheinlich wäre es mir gelungen, die Zeit zu nutzen, um zu fliehen.
James legte den Arm um mich, dann nahm er mir das Fläschchen behutsam aus der Hand.
»Da bewahrheitet sich doch das Sprichwort: Glück im Unglück«, sagte er grinsend und fuhr dann fort. »Es ist zwar nicht viel Eisenkraut-Sud, aber einen von den Vampiren wird es mit Sicherheit für einige Minuten außer Gefecht setzen. Außer Christopher und Balthasar befinden sich noch zwei andere Vampire dort oben, nicht wahr?«, er deutete mit der Hand auf die Decke über sich. Ich dachte einen Moment nach und überlegte, wie viele Männer ich bei meiner Ankunft gesehen hatte.
»Ich habe jedenfalls nur diese Vier gesehen«, stimmte ich zu. James nickte zufrieden.
»Wenn wir also einen von ihnen hiermit ausschalten könnten, bleiben noch drei übrig, was bedeuten würde, dass sie nicht mehr in der Überzahl sind und jeder von uns sich nur um einen kümmern müsste«, stellte er fest. Ich räusperte mich auffallend laut und alle drei Männer sahen mich fragend an.
»Habt ihr nicht etwas vergessen?«, fragte ich mit vor der Brust verschränkten Armen und funkelte James verärgert an.
»Etwas vergessen?«, wiederholte er fragend. Ich fuchtelte aufgebracht mit den Armen in der Luft herum.
»Was bin ich? Unsichtbar? Zählen denn hier nur männliche Vampire?«
Für einige Sekunden sah James mich verwirrt an, dann schien er zu begreifen.
»Auf gar keinen Fall«, entgegnete er stur. »Du hast dich eben erst erholt und ich werde nicht zulassen, dass du dich erneut in Gefahr bringst. Das ist mein letztes Wort«, entschied er.
»Das ist mein letztes Wort«, äffte ich ihn nach. »Was glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du mir vorschreiben kannst, was ich zu tun habe? Es wird endlich Zeit, dass du mich nicht mehr in Watte packst und mich als gleichwertigen Partner akzeptierst«, protestierte ich. James baute sich vor mir auf und sein Gesicht wurde rot vor Zorn.
»Du bist aber kein gleichwertiger Partner«, antwortete er. Autsch, das saß. Ich starrte ihn fassungslos an, nicht fähig etwas zu erwidern. Ein Blick auf Aiden und Robert verriet mir, dass beide in diesem Moment gerne woanders gewesen wären. James seufzte und versuchte mich in den Arm zu nehmen, doch ich hob abwehrend beide Hände.
»Claire, dass habe ich nicht so gemeint und das weißt du ganz genau. Ich wollte damit nur sagen, dass du unerfahren bist, was das Kämpfen betrifft. Du bist zwar stark, aber du hast keine Ahnung, wie du deine Stärke sinnvoll einsetzen kannst und die Vampire dort oben sind ausgebildete Krieger«, beschwichtigte er mich.
»Das ist mir durchaus bewusst, aber wenn wir es nicht schaffen, Christopher und seine Männer zu überwältigen, sind wir sowieso tot, oder glaubst du er lässt dich mit einem liebevollen Klaps auf die Schulter einfach wieder gehen? Vielleicht bin ich kein erfahrener Kämpfer, aber ich bin nicht nutzlos. Zu viert haben wir allemal mehr Chancen als zu dritt, oder meinst du nicht?«
Zustimmendes Gemurmel der beiden Brüder erklang und James warf ihnen einen warnenden Blick zu.
»Wollt ihr euch mit mir anlegen?« Robert trat einen Schritt nach vorn.
»James, Claire hat recht und das weißt du ganz genau. Wir können unmöglich auf ihre Hilfe verzichten. Wenn sie nicht deine Gefährtin wäre, sondern irgendein anderer weiblicher Vampir, würdest du dich mit Sicherheit nicht so verhalten«, stellte er fest.
James holte tief Luft um Robert eine passende Antwort zu geben, doch ich drehte ihn zu mir und legte beide Hände auf seine Brust. Er schloss seinen Mund und studierte aufmerksam mein Gesicht. Plötzlich lag so viel Liebe in seinem Blick, dass mein Herz einen kleinen Sprung machte.
»Mir wird nichts passieren, denn du bist ja bei mir«, sagte ich beschwichtigend. »Aber es ist unerlässlich, dass ich euch helfe und ich möchte, dass du das akzeptierst, genauso wie ich deine Entscheidungen akzeptiere.«
»Also gut, aber du musst mir versprechen, dass du dich nur einmischst, wenn einer von uns Hilfe benötigt«, seinem Tonfall zu urteilen war er nicht glücklich über diesen Kompromiss. Ich überlegte einen Moment, dann nickte ich zustimmend. Robert schnalzte mit der Zunge und rieb sich zufrieden die Hände.
»Jetzt brauchen wir nur noch einen gut durchdachten Plan.«
Zehn Minuten lang beratschlagten wir und waren noch kein Stück weiter gekommen,
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