Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
zärtlich und liebevoll, im nächsten Augenblick, kalt und gefühllos und immer gab er mir dabei das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Auch ich verschränkte nun die Arme vor meiner Brust, in einer gelungenen Nachahmung seiner eigenen Haltung und schaffte es sogar, seinen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck zu imitieren. Dann wandte ich mich an die Geister auf dem Sofa, die unserer Diskussion höchst interessiert folgten.
»Weiß zufällig einer von euch, was er für ein Problem hat?«, dabei deutete ich mit dem Kinn auf James. Die kleine Emma rutschte unruhig zwischen Ian und Berta herum, dann meldete sie sich. Ich verdrehte die Augen und stieß laut die Luft aus meinen Lungen.
»Emma hör auf dich zu melden, wir sind hier doch nicht in der Schule, sprich einfach, wenn du etwas zu sagen hast«, fuhr ich sie an.
»Ich glaube er ist verwirrt, weil er dich wegen Baobhan Shins Trank nicht riechen kann«, mutmaßte sie und sank dann wieder in ihre unterwürfige Haltung zurück. In dem Augenblick, als sie zu antworten begann, bereute ich meine Frage, denn an die Vampir-Seherin hatte ich gar nicht mehr gedacht und ich wusste, dass es nun Ärger geben würde.
»Baobhan Shin? Du warst bei ihr? Deshalb wusstest du, wo du mich findest, nicht wahr?«, fragte James ungläubig. Ich fühlte mich plötzlich extrem unwohl in meiner Haut, denn ich hatte gehofft dieses Thema erst dann erörtern zu müssen, wenn wir alleine waren. Aber da die Katze nun schon halb aus dem Sack war, konnte ich es ihm auch jetzt sofort sagen.
»Ach ja, das muss ich dir ja auch noch erzählen«, sagte ich zerknirscht und knuppelte verlegen an meinen Fingernägeln herum.
»Ich will jetzt auf der Stelle wissen, was los ist«, schrie er so laut, dass ich erschrocken einen Schritt zurückwich. Er folgte mir, packte mich an den Schultern und schüttelte mich so heftig das mir der Kopf zu schmerzen begann.
»Was um Himmels Willen hast du getan?«, brüllte er und sein Griff verstärkte sich. Sein grobes Verhalten und die barschen Worte trieben mir die Tränen in die Augen.
»Ich, … ich musste dich doch finden und sie war die Einzige, die mir sagen konnte, wo du bist«, verteidigte ich mich schluchzend. James sah mich an als hätte ich ihn eben geohrfeigt.
»Du hast was gemacht?« er schüttelte ungläubig den Kopf drehte sich ab, trat an das Fenster und starrte in die eisige Nacht hinaus. »Was für einen Preis musstest du zahlen?«, seine Stimme war jetzt wieder sanfter, aber völlig kalt und ohne jedes Gefühl.
Ich kam mir plötzlich so verloren und einsam vor, dass meine Knie weich wurden und ich mich setzen musste. Mich beschlich der schreckliche Verdacht, dass James gleich noch wesentlich wütender werden würde, wenn er erst erfuhr, was ich Baobhan Shin für ihre Dienste gezahlt hatte. Ich wischte mir schniefend die Nase am Ärmel meiner Bluse ab und flüsterte kaum hörbar.
»Meine Unsterblichkeit!«
James schnellte herum und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. In seinem Blick lag Unverständnis, Wut und Enttäuschung, und als ich seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, fügte ich rasch hinzu.
»Ich musste dich doch retten, weil ich dich liebe.« Für den Bruchteil einer Sekunde glätteten sich seine Züge und der zärtliche Mann, den ich mittlerweile so gut kannte, kam zum Vorschein, doch er wich so schnell, wie er gekommen war und etwas Finsteres loderte nun in seinen Augen auf.
»Wir hatten uns darauf geeinigt ihre Dienste nicht in Anspruch zu nehmen und was machst du? Du schmeißt einfach unsere gemeinsame Zukunft über den Haufen und gibst ihr deine Unsterblichkeit?« James lief rot an vor Zorn, und wenn Blicke hätten töten können, wäre ich auf der Stelle umgefallen.
Meine Enttäuschung wandelte sich schlagartig in Trotz und Ärger über seine Worte. Ich opferte mich auf, um ihm das Leben zu retten und alles was er tat, war mir Vorwürfe zu machen? Meine Wut über sein Verhalten gewann allmählich die Oberhand und der abschätzige Blick, mit dem er mich ansah, brachte das Fass zum Überlaufen.
»Was bringt mir diese blöde Unsterblichkeit, wenn du nicht mehr bei mir bist?«, brüllte ich ihn an und lief zur Tür, wo ich mich noch einmal zu ihm umdrehte. »Weißt du ...«, ich sah ihn einen Moment nachdenklich an, dann fügte ich mit verbitterter Miene hinzu, »vielleicht passen wir doch nicht so gut zueinander, wie ich dachte.« Ich knallte die Tür hinter mir zu und lief in mein Zimmer.
Ich ignorierte das Klopfen
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