Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
aufgereiht wie die Soldaten, alle Gespenster, die ich auf meiner Befreiungstour eingesammelt hatte.
»Alister, Daniel und Clark übernehmen das Haupttor, Julian, Nicolas und Blain, ihr geht auf den Burgmauern Streife«, befahl James und teilte einen nach dem anderen ein.
Ich trat langsam von hinten an ihn heran und schlang dann meine Arme um seinen Oberkörper.
»Was machst du da?«, wollte ich wissen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
»Guten Morgen mein Engel«, raunte er und drehte sich so schnell zu mir um, dass meine Lippen nun nicht mehr seine Wange berührten, sondern seinen Mund. »Ich teile die Wachen für heute Nacht ein«, erklärte er mir und fuhr dann mit seinen Anweisungen fort.
»Werden die Vampire uns heute angreifen?«, fragte ich erschrocken.
»Keine Ahnung, ich will nur vorbereitet sein, falls sie auftauchen«, entgegnete er ruhig.
»Die sollen nur kommen. Denen ziehen wir das Fell über die Ohren, wenn sie sich hier blicken lassen«, schrie Bruce, stieß kämpferisch die Faust gen Himmel und die anderen Geister stimmten grölend mit ein.
»Haben sie denn eine Chance gegen Vampire?« Ich deutete auf die kleine Geisterarmee, die sich gegenseitig siegessicher und kampfbereit, auf die Schultern klopfte.
»Ein Geist kann für einen Vampir sehr unangenehm werden, denn schließlich ist er schon tot und verwandeln kann man ihn auch nicht. Außerdem sind die meisten Geister fast so stark wie wir Vampire, und wenn es zu einem Kampf kommt, sind wir deshalb klar im Nachteil. Uns kann man töten, ganz im Gegensatz zu ihnen«, teile mir James mit und machte eine Kopfbewegung in Richtung der sich noch immer selbst anfeuernden Männer.
»Dann sind Geister wirklich ernstzunehmende Gegner?«, fragte ich grüblerisch. »Was ist, wenn es Balthasar gelingt, selbst Geister für sich zu gewinnen?«
»Das wird nicht passieren«, sagte James, »denn sie können nur von einem Geistwächter materialisiert werden.«
»Und wenn er einen findet, der sich bereit erklärt das zu tun?«, warf ich ein und sah ihn besorgt an.
»Ich habe dir doch erzählt, dass Geistwächter ausgebildet werden und erst nach einem Schwur ihre Gabe erhalten.« Ich nickte, denn ich konnte mich gut daran erinnern wie erstaunt James war, dass ich diese Fähigkeit bekommen hatte, ohne die dazu gehörende Ausbildung und den zu leistenden Schwur.
»Geistwächter verpflichten sich, ihre Schützlinge innerhalb von sieben Tagen auf die nächste Ebene zu schicken.«
»Und?«, fragte ich neugierig und forderte James mit einer kreisenden Handbewegung auf, weiter zu sprechen.
»Wenn sie das nicht tun oder ihren Schwur brechen, indem sie ihre Gabe missbrauchen, müssen sie sterben.« Ich zuckte unwillkürlich zusammen, da auch ich diese Fähigkeit besaß und diese Frist von sieben Tagen bald abgelaufen war. Abgesehen davon hatte ich keine Ahnung, wie ich es anstellen sollte, meine Geister auf die nächste Ebene zu schicken.
»Kann mir das etwa auch passieren?«, erkundigte ich mich beunruhigt. James schüttelte den Kopf und legte schützend den Arm um mich.
»Nein, denn schließlich hast du keinen Schwur abgelegt. Ich begreife zwar noch immer nicht, wie es möglich ist, dass du trotzdem diese Gabe erhalten konntest, aber darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen. Jetzt sollten wir alles tun, um uns für heute Nacht zu wappnen. Sei so nett und gehe Berta ein wenig zur Hand. Sie ist mit den anderen Geisterfrauen in der Küche und kocht dort Unmengen an Eisenkraut-Sud.«
»Zu Befehl Meister«, sagte ich lächelnd und deutete eine unterwürfige Verbeugung an. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf den Mund, bevor ich in die Küche eilte.
Dort herrschte ein emsiges Treiben. Einige Geisterfrauen schnitten getrocknete Kräuter, an denen verdorrte, rosafarbene Blüten hingen, andere rührten in großen dampfenden Töpfen. Ich beugte mich neugierig über die brodelnde Flüssigkeit und schnupperte daran. Es roch irgendwie leicht bitter und ich verzog das Gesicht.
»Hier, ganz frisch« Berta reichte mir eine Tasse.
»Was ist das?«, wollte ich wissen und sah misstrauisch auf die darin befindliche Flüssigkeit.
»Das ist Eisenkrauttee«, erklärte sie, und als sie meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, fügte sie rasch hinzu. »Für Menschen ist dieser Tee nicht schädlich. Im Gegenteil, er wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend. Er ist auch sehr hilfreich bei Erkältungen und stärkt die
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