Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
Abwehrkräfte.«
Ich winkte dankend ab, denn ich hatte weder Schmerzen noch eine Erkältung, und falls es so schmeckte, wie es roch, war ich nicht wild darauf, dieses bittere Gebräu zu versuchen. Schulterzuckend stellte Berta die Tasse wieder zur Seite und grummelte etwas Unverständliches, dann zeigte sie mir, wie ich helfen konnte.
Nach zwei Stunden hatten wir so viel Sud hergestellt, dass wir ganz Schottland damit hätten versorgen können. In diversen Eimern, Flaschen und sonstigen Behältnissen, deponierte man die Flüssigkeit an strategisch vorteilhaften Stellen, wie zum Beispiel auf den Burgmauern oder direkt am Haupttor.
Ich kam mir plötzlich vor, als befände ich mich mitten im Krieg eines vergangenen Jahrhunderts und automatisch musste ich an Braveheart denken. Unweigerlich fragte ich mich, wie wohl James in solch einer traditionellen Kleidung aussehen würde und ich war mir sicher, dass ihm ein Kilt sehr gut stehen würde. Er würde selbst in einem von Motten zerfressenen Jutesack fantastisch aussehen.
In der Eingangshalle traf ich auf meinen gutaussehenden Vampir, der gerade Alister eine Ladung Schwerter überreichte.
»Sieh zu, dass jeder eines davon bekommt und erinnere alle noch einmal daran, dass man den Kopf abschlagen muss, um einen Vampir unschädlich zu machen«, wies er ihn an. Alister nickte zustimmend und trottete schwer bepackt nach draußen. Ich bewunderte James, wie er mit all den, auch für ihn, tödlichen Gegenständen umging, ganz so, als könnten sie ihm nichts anhaben, so als wäre er selbst kein Vampir. Als er mich sah, hellte sich sein Gesicht auf und er kam lächelnd auf mich zu.
»Alles in Ordnung Liebes?«, fragte er stirnrunzelnd, als er meinen besorgten Blick sah.
»Ich habe Angst«, gab ich leise zu und drückte mich ganz fest an ihn. James strich mir sanft über den Rücken und küsste dann zärtlich meine Stirn.
»Das musst du nicht Claire«, versicherte er mir und fuhr dann fort, »wir sind gut vorbereitet, uns wird nichts geschehen.« Er griff unter sein Hemd, zog sich das Amulett über den Kopf und reichte es mir. Ich nahm es entgegen und warf einen Blick durch die offene Eingangstür nach draußen, wo es noch immer hell war.
»Es ist doch noch gar nicht dunkel«, stellte ich fest und wollte ihm den Blutrubin zurückgeben, doch er winkte ab.
»Aber es dauert nicht mehr lange und ich fühle mich wohler, wenn du das Amulett trägst. Ich werde vorerst nicht nach draußen gehen und benötige es deshalb nicht«, erklärte er, nahm es aus meiner Hand und legte es mir um den Hals. »Sobald die Dämmerung hereinbricht, treffen wir uns in meinem Arbeitszimmer«, er strich mir noch einmal zärtlich über die Wange und verschwand dann so schnell im Arbeitszimmer, das ich nur einen Luftzug wahrnahm.
Ich starrte auf das Amulett an meiner Brust und irgendwie behagte mir der Gedanke nicht, es heute zu tragen. Was, wenn es den Vampiren doch gelingen sollte, in die Burg einzudringen und was, wenn ich ihnen dann in die Hände fiel?
Mir schauderte bei dem Gedanken und ich rieb mir über meine Oberarme. Vielleicht waren all unsere Bemühungen und Schutzvorkehrungen umsonst und dann würde ich ihnen den Blutrubin wie auf einem Silbertablett präsentieren. Das konnte ich auf keinen Fall riskieren.
Ich ließ meinen Blick durch die Halle schweifen und dachte über ein sicheres Versteck nach, einen Platz, wo man das Amulett niemals finden würde.
Aufmerksam begutachtete ich jeden einzelnen Stein, auf der Suche nach einem unauffälligen Riss oder einer kleinen Einbuchtung. Wenn es Evelyn und ihren Handlangern gelingen sollte, uns zu überwältigen, würden sie sicher in jeder nur erdenklichen Ecke nach dem Rubin suchen. Ich musste also etwas außerhalb finden und eilte hinaus, auf den Hof.
Mein Blick fiel auf die ehemaligen Stallungen, wo sich jetzt der Fuhrpark befand und ich überlegte, ob ich den Blutrubin einfach in einem der Autos verstecken sollte, doch dann schüttelte ich den Kopf. Dann sah ich hinüber zur Familiengruft und hörte regelrecht, wie es in meinem Kopf "Klick" machte. Das war das perfekte Versteck, dachte ich und hastete auf das Gebäude zu.
Mit einem äußerst unbehaglichen Gefühl betrat ich die letzte Ruhestätte von Leam und all den anderen ehemaligen Bewohnern von Castle Hope. Der süßliche Geruch von Tod und Verwesung hing in der Luft. Ich unterdrückte den Drang zu würgen und vermied es durch die Nase zu atmen. Die Tür ließ ich weit offen stehen,
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