Blutrubin Trilogie - Band 1: Die Verwandlung (German Edition)
ihm.
»Bruce?«, James hob fragend eine Augenbraue und sah mich an, als habe ich den Verstand verloren.
»Könntet ihr euch bitte alle sichtbar machen«, bat ich die Geister auf der Rückbank und beobachtete im Spiegel, wie sie sich materialisierten.
»Das war wohl keine so gute Idee«, stellte ich fest, als ein Knäuel aus Füßen und Armen sichtbar wurde und lautes Geschrei hinter uns ertönte.
James sah verdattert zu der Geisterschar, dann fiel sein Blick wieder auf mich.
»Nimm gefälligst deinen Fuß aus meinem Gesicht oder ich beiße ihn dir ab«, hörte ich Alister zischen.
»Möchtest du mir vielleicht etwas sagen?«, erkundigte sich James und half Berta dabei, einen ihrer Arme zu befreien.
»Das erkläre ich dir, wenn wir zu Hause sind«, versprach ich seufzend und konzentrierte mich auf die Straße vor mir.
Kapitel 14
James stand vor dem großen Kamin und machte ein überaus nachdenkliches Gesicht. Außer meinen eigenen drei Geistern saßen noch sieben weitere im Arbeitszimmer verteilt, der Rest war in die Küche geeilt und plünderte gerade die Vorratskammer.
»Sie werden es bestimmt nicht einfach so hinnehmen, dass ich entkommen bin«, murmelte James und die Linien seines Mundes verhärteten sich.
»Dass wir dich befreit haben«, korrigierte ich ihn.
»Wie auch immer«, antwortete er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Evelyn und ihre Handlanger werden mit Sicherheit irgendwann hier auftauchen.« Bei der Vorstellung daran lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter und ich sah automatisch zur Tür. James, der mein Unbehagen zu spüren schien, strich mir mit dem Handrücken über die Wange.
»Keine Angst, es wird bald hell und vor Einbruch der Dunkelheit haben wir nichts zu befürchten«, beruhigte er mich. Als ich aber an die kommende Nacht dachte, krampfte sich mein Magen erneut zusammen.
»Können wir uns irgendwie vor ihnen schützen?«, wollte ich wissen. Der bloße Gedanke, diesen Vampiren in meiner sterblichen Gestalt gegenüberzustehen, behagte mir ganz und gar nicht. »Zum Beispiel mit Knoblauch, Weihwasser oder Ähnlichem?« James lachte amüsiert und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
»Das Schlimmste, was geschehen kann, wenn du versuchst, einen Vampir mithilfe von Knoblauch aufzuhalten, ist, dass er ihn aufisst. Und die Sache mit dem Weihwasser ist auch nur ein Ammenmärchen«, teilte er mir mit.
»Gibt es denn gar nichts, was einem Vampir schadet oder ihn umbringt?«, fragte ich verzweifelt.
»Doch, natürlich«, antwortete James, »du musst ihn nur enthaupten oder ihn ins Tageslicht schubsen. Das sind die sichersten Methoden, um einen Vampir für immer unschädlich zu machen. Eisenkraut ist auch ein gutes Gegenmittel, denn es kann uns auf zwei Arten verletzen. Wenn wir etwas davon trinken, hat es eine lähmende Wirkung, und wenn wir äußerlich mit Eisenkraut in Berührung kommen, dann wirkt diese wie Säure und verlangsamt den Heilungsprozess. Eine Wunde, die mithilfe von Eisenkraut zugefügt wurde, heilt nur schwer, manchmal auch gar nicht.
»Wenn es weiter nichts ist«, murmelte ich und fragte mich insgeheim, ob ich es fertigbringen würde, jemandem einfach mal eben den Kopf abzuschlagen. James lachte leise, zog mich an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, dann stutzte er plötzlich und musterte mich eingehend.
»Was ist?«, fragte ich ihn und stellte mich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen, doch er wich aus. Er runzelte nachdenklich die Stirn und roch an meinem Haar.
»Wieso darf er an dir riechen und ich nicht?«, protestierte Bruce und warf James einen eifersüchtigen Blick zu.
»Stinke ich?«, fragte ich unsicher, steckte meine Nase in den Ausschnitt meiner Bluse und schnupperte. Nein, ich war kein bisschen verschwitzt, ich roch, um es genau zu sagen, nach gar nichts.
»Was hast du gemacht?« James trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wie ... was meinst du?«, fragte ich unsicher.
»Du riechst nicht«, stellte er vorwurfsvoll fest.
»Wäre es dir lieber wenn ich müffle?«, entgegnete ich patzig und fragte mich, welche Laus ihm nun schon wieder über die Leber gelaufen war.
»Was hast du gemacht?«, wiederholte James seine Frage mit Nachdruck. Ich ging auf ihn zu, wollte ihn umarmen, doch er hob abwehrend die Hände. Noch niemals zuvor in meinem Leben hatte ich einen Menschen kennengelernt, der so schnell seinen Gemütszustand wechseln konnte wie James. In einem Moment war er
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