Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
die Wiese. Mein Blick huschte über die Gestalten und ich erkannte, dass Evelyn nicht unter ihnen war. Aber warum nicht?
Ganz automatisch machte ich einige Schritte zurück, bis ich das Ufer erreicht hatte und eisiges Wasser in meine Schuhe lief.
Entsetzt stellte ich fest, dass alles genauso passierte, wie in meinem Traum und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Dann erblickte ich Robert, der bläulich flackerte und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Auch ihn hatte ich gesehen, und wenn auch weiterhin alles so geschehen würde, wie ich es geträumt hatte, dann ...
Ich wollte den Gedanken nicht zu Ende führen, denn es schmerzte zu sehr. Mein Verstand riet mir wegzurennen, doch ich konnte nicht. Die vage Möglichkeit, dass ich James sehen würde, hielt mich an dieser Stelle gefangen und ich konnte mich nicht dagegen wehren, denn ich liebte ihn noch immer. Mehr Geister und Ubour bahnten sich ihren Weg aus dem Wald und starrten mich ausdruckslos an. Plötzlich sah ich die große Gestalt und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Es war James. Er bewegte sich langsam auf mich zu, während alle anderen stehen geblieben waren. In diesem Augenblick war mir klar, dass ich ihn niemals töten könnte.
Auch wenn er sich in eines dieser Monster verwandelt hatte, so war doch irgendwo tief in ihm noch ein Stück von dem Mann, den ich liebte.
Ich würde alle Bücher lesen, die mir weiterhelfen konnten und jeden Vampir befragen, der mir Antworten geben konnte, um James Verwandlung rückgängig zu machen. Und ich würde nicht eher aufgeben, bis ich es geschafft hatte, versuchte ich mir selbst einzureden. Schließlich wusste ich, was geschehen würde, wenn sich auch weiterhin alles so abspielte wie in meinem Traum. Ich würde James töten.
Mein Herz schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Es war mir nicht möglich den Blick von James abzuwenden. Er hatte völlig schwarze Iriden und viel zu lange Fangzähne, doch der Rest sah immer noch so aus wie vor seiner Verwandlung. Eine Strähne seines bronzefarbenen Haars war ihm in die Stirn gefallen. Wie oft schon hatte ich sie ihm aus dem Gesicht gestrichen und wie gerne hätte ich das in diesem Augenblick auch wieder getan.
Ich sehnte mich danach, ihn zu berühren. Ich wollte mich an ihn schmiegen und seine festen Arme spüren, die mich festhielten und vor allem beschützten. Ich sehnte mich so sehr nach ihm, dass sich mein Herz verkrampfte.
Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich nicht ohne ihn leben wollte. Innerlich verfluchte ich mein Blut, das mich davor bewahrte, in einen Ubour verwandelt zu werden. Wäre dieses Erbe des Schattenwächters nicht, könnte ich mich von ihm verwandeln lassen und für den Rest meines Lebens an seiner Seite sein.
Dann plötzlich traf es mich wie ein Blitz. Der letzte Rest Hoffnung löste sich mit einem Mal in Rauch auf, als mir klar wurde, was als Nächstes geschehen würde.
In meinen Träumen hatte er versucht mich zu beißen und ich hatte daraufhin das Licht heraufbeschworen und alle getötet. Auch James.
Es blieben also nur zwei Möglichkeiten, wie es weitergehen würde. Entweder würde er mich töten, oder ich ihn.
James war nur noch einige Meter von mir entfernt und ich musste mich entscheiden. Ich hatte keine Waffen, also würde ich versuchen müssen, das Licht herbeizurufen. Ich zweifelte nicht mehr daran, dass es mir gelingen würde.
Er streckte die Hand nach mir aus und für einen kurzen Moment war ich versucht, sie zu ergreifen. Doch dann hörte ich seine kalte, gefühllose Stimme.
»Es gibt keinen Ausweg, Claire«, erklärte er mir. Ich begann zu zittern und suchte krampfhaft nach einem Ausweg, doch es war nur noch gähnende Leere in meinem Kopf. Als James mich erreicht hatte und seine Hand auf meine Schulter legte, erschauderte ich und schloss die Augen. Wie sehr hatte ich mich danach gesehnt noch einmal von ihm berührt zu werden, ihn an meiner Seite zu spüren und nun stand er direkt vor mir.
Es war Zeit. Ich musste jetzt handeln und es zu Ende bringen. Es gab keinen Ausweg, das war mir jetzt klar. James würde durch das Licht sterben und mit ihm alle anderen Ubour hinter ihm. Mein Blick fiel auf Kimberly, die nur einige Meter hinter James stand und auf den Ring an ihrem Finger, in dessen Mitte ein Blutrubin funkelte. Ihr würde mein Licht nichts anhaben können, da der Stein sie schützte.
Hastig fuhr meine Hand in meine Hosentasche und ertastete etwas Kaltes. Ich zog das Amulett heraus und starrte einen
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