Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)
Augenblick auf den im Mondschein funkelnden Blutrubin in der Mitte des Schmuckstückes.
Wenn er den Blutrubin am Körper trug, wenn ich das Licht erstrahlen ließ, würde ihm nichts geschehen. Wie es danach weitergehen sollte, wusste ich nicht, aber darüber konnte ich mir später Gedanken machen. Mir war klar, dass ich den Blutrubin opfern würde, um James' Leben zu retten, aber das war ein angemessener Preis, wie ich entschied.
Das Problem, dass James ein Ubour war und mich umbringen wollte, war zwar immer noch vorhanden, aber zumindest konnte ich mir etwas Zeit erkaufen, um vielleicht doch noch einen Weg zu finden, ihn zu retten.
Ganz langsam reichte ich ihm den Blutrubin. James nahm ihn stirnrunzelnd entgegen. Er sah mich seltsam an und für einen ganz kurzen Augenblick meinte ich, etwas Bernsteinfarbenes in seinen Augen aufblitzen gesehen zu haben. War das möglich, oder hatte ich mich getäuscht?
Ich machte mich bereit, das Licht herbeizurufen, als er sich plötzlich umwandte und das Amulett zu Kimberly warf, die es breit grinsend auffing.
»Nein«, schrie ich und meine Hand schoss nach vorn, so als könnte ich ihn daran hindern. Doch es war zu spät. Was hatte er nur gemacht? All die Hoffnung, die ich eben neu geschöpft hatte, fiel in mir zusammen, wie ein Kartenhaus. James hatte unsere letzte Chance zerstört. Er würde zusammen mit den anderen Ubour sterben.
»Warum hast du das getan?«, flüsterte ich kaum hörbar und die Tränen brannten in meinen Augen. Er legte den Kopf leicht zur Seite und lächelte. Im nächsten Moment erstarb sein Lächeln und wieder flackerten seine Augen bernsteinfarben. Seine Mimik veränderte sich und plötzlich erkannte ich so etwas wie Angst in seinem Blick.
»Lauf!«, befahl er so leise, dass nur ich ihn hören konnte und seine Augen schienen mir das gleiche sagen zu wollen. Doch ich konnte nicht wegrennen und ihn alleine lassen. Eben hatte er mir bewiesen, dass in ihm noch etwas von dem Mann war, den ich liebte, wie konnte ich ihn da aufgeben? Unter diesen Umständen konnte ich das Licht nicht herbeirufen. Ich hatte eben mit eigenen Augen gesehen, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren war.
James hatte mich gebeten zu fliehen, doch alles in mir weigerte sich, ihn erneut zu verlassen. Andererseits blieb mir ja wohl kaum eine andere Wahl. Wenn es mir gelingen würde zu fliehen, könnte ich nach einem Ausweg suchen. Nach einer Möglichkeit, wie ich James vielleicht doch zurückverwandeln konnte. Fieberhaft versuchte ich, einen klaren Gedanken zu fassen und mein weiteres Vorgehen zu planen. Ich konnte nur eines tun: Umdrehen, in den See springen und schwimmen. Und hoffen, dass mir kein Ubour folgen würde.
Reglos stand ich vor ihm und starrte in seine Augen, die nun wieder ein tiefes Schwarz annahmen.
»Ich liebe dich«, raunte ich zum Abschied. Wieder sah ich ein kurzes Aufflackern in seinen Augen. Gerade wollte ich umdrehen und in den See springen, da sah ich in meinem Augenwinkel etwas aufleuchten.
Keine fünf Meter neben mir stand mein Vater. Er war durchscheinend und verschwand immer wieder für einige Sekunden, bevor seine Gestalt wieder etwas deutlicher wurde.
»Ich bin hier, um dir beizustehen, mein Kind«, sagte er und sah mich mit seinen sanften, grünen Augen, liebevoll an. »Es gibt einen Weg, den Schutz der Blutrubine aufzuheben. Kimberly wird sterben, aber James kann am Leben bleiben, wenn du dein Licht rufst«, fügte er hinzu. Ich erkannte, dass meine Adoptivschwester stirnrunzelnd zu der Stelle sah, wo mein Vater stand und auch James blickte fragend in diese Richtung. Wie es schien, konnte nur ich ihn sehen und hören.
»Wie?«, fragte ich knapp. Er hob den Arm und deutete auf James.
»Zuerst musst du ihn von dir trinken lassen. Den Rest überlass mir«, antwortete er. Ich verstand sofort, was er meinte. Mein Blut machte es anderen Vampiren möglich, dass sie im Licht nicht umkamen. Das hatten wir schon bei unserer Flucht aus den Höhlen festgestellt, als alle etwas von meinem Blut getrunken hatten. Anscheinend war mein Vater der Meinung, dass es auch bei James wirken würde, obwohl er ein Ubour war.
Andererseits fragte ich mich, was er damit gemeint hatte, als er sagte, es gäbe einen Weg, den Schutz der Blutrubine aufzuheben. Wenn das wirklich möglich war, würde Kimberly sterben. Bei dem Gedanken daran verspürte ich keinerlei Reue oder Mitleid. Ganz im Gegenteil. Ich fieberte diesem Moment regelrecht entgegen.
Vorsichtig schielte ich
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