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Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 2: Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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fest, mit der anderen umklammerte sie ihren Gurt. Ich grinste, denn ich wusste, wie ungern sie in einem Auto fuhr. Diese Fahrt würde sie nie wieder vergessen.
    30 Minuten später standen wir am Straßenrand und ich sah der mittlerweile grün angelaufenen Berta zu, wie sie sich lautstark übergab.
    »Geht´s nicht noch einen Tick lauter?«, wollte ich wissen und verdrehte die Augen. »Und überhaupt, seit wann können sich Geister übergeben, ihr seid doch tot?«, fügte ich fragend hinzu. Während sich Berta den Mund mit einem Taschentuch abwischte, das ich ihr gereicht hatte, warf sie mir einen bitterbösen Blick zu.
    »Schon vergessen, dass du uns materialisiert hast? Wir essen, trinken, schlafen, wie du auch und haben dementsprechend auch alle anderen Bedürfnisse und Makel wie ein lebendiger Mensch.«
    »Bist du jetzt fertig?«, erkundigte ich mich. Als ich in ihr sehr fahles Gesicht blickte, tat sie mir fast ein wenig leid.
    »Ja, wir können weiter«, nuschelte sie.
    »Na, dann los und diesmal hoffentlich ohne Unterbrechung, sonst holen wir die Anderen nie ein.«
    »Wenn du nicht fahren würdest, wie ein psychisch gestörter Amokläufer, wäre das nie passiert«, widersprach sie.
    Wie sich herausstellte, war meine liebe Haushälterin Berta doch nicht so allwissend. Als wir zwei Stunden später an einer Kreuzung standen, an der drei verschiedene Wegweiser zum Rannoch standen, sah sie plötzlich ziemlich ratlos aus.
    »In welche Richtung müssen wir denn nun, um an die Höhlen zu kommen?«, fragte ich ungehalten und sah mich zu allen Seiten um.
    »Woher soll ich das wissen? Ich war nicht dabei, als ihr zu den Höhlen gefahren seid«, stammelte Berta und kaute auf ihrer Unterlippe herum.
    »Wie? Du hast gar keine Ahnung, wo wir lang müssen? Du hast mich angelogen«
    »Habe ich nicht. Ich habe lediglich behauptet, dass ich den Weg zum Rannoch Moor kenne«, verteidigte sie sich und deutete einmal rundum. Ich schnaubte und schloss genervt die Augen, dann holte ich tief Luft.
    Ich wünschte mir, ich könnte wie früher in James Geist eindringen und seine Gedanken erkunden, dann wüsste ich, in welche Richtung wir fahren mussten, doch seit er sich in einen Ubour verwandelt hatte, waren wir keine Gefährten mehr.
    Diese Möglichkeit schied also aus und ich musste mich auf meinen eigenen Instinkt verlassen. Ich sah kurz in alle Richtungen, die zur Auswahl standen, dann entschied ich mich für die goldene Mitte. Der See lag zu unserer Linken, was ich als gutes Zeichen deutete. Kurze Zeit später führte die Straße in einen dichten Wald und ich verlor den See aus den Augen.
    Mit jeder Minute, die wir weiterfuhren, wuchs die Unruhe in mir. Was, wenn die Anderen schon an ihrem Ziel waren und vielleicht gerade jetzt, in diesem Augenblick ein Kampf stattfand?
    Mit meinen eiskalten Händen umklammerte ich das Lenkrad, während ich wieder viel zu schnell über die nachtschwarze Landstraße raste. Heute war Vollmond und der Himmel war klar. Doch die Bäume hier standen so dicht beieinander, dass der Wald jedes Licht verschluckte.
    »Ich glaube, wir sind hier falsch«, stellte Berta nüchtern fest.
    »Ach, was du nicht sagst«, fuhr ich sie an, dann sah ich den kleinen Wegweiser am Straßenrand und trat auf die Bremse. Der Wagen schlitterte einige Meter und kam dann quietschend zum Stehen, direkt vor dem Schild mit der Aufschrift "Rannoch Moor". Ein roter Pfeil nach links wies uns die Richtung. Ich überlegte nicht lange und bog ab. Eine Minute später standen wir auf einem großen Schotterparkplatz, von dem aus nur ein Fußweg hinunter zum See führte.
    Ich schlug mit der Stirn gegen das Lenkrad und hätte am liebsten losgeheult. Gab es eine höhere Macht, die nicht wollte, dass ich die Höhlen fand?
    Egal, ich musste jetzt handeln. Vielleicht würde ich am Seeufer erkennen, wo ich mich befand. Möglicherweise war ich gar nicht weit von den Höhlen entfernt und ich konnte sie von dort aus sehen.
    »Du wartest hier auf mich, ich bin gleich wieder da«, befahl ich Berta, während ich mich aus dem Sitz schälte. Sie sah für einen Moment so aus als wolle sie widersprechen, nickte dann aber zustimmend.
    Ich rannte so schnell über den unebenen Waldweg, dass die Bäume nur als verschwommene, dunkle Silhouetten an mir vorbeirauschten. Zum einen war es die Eile, die mich antrieb, zum anderen die Angst um James, die ich in jeder Faser meines Körpers spürte.
    Was, wenn ich zu spät kam und er bereits tot war? Das würde ich nicht

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