Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
konnte sie mich mit ihrem Schwert enthaupten, ganz im Gegensatz zu meiner Waffe, die ihr nichts anhaben konnte. Noch nicht, jedenfalls.
Zweimal hatte Evelyn schon einen Angriff gewagt, den ich glücklicherweise immer abgewehrt hatte. Wenn auch in sprichwörtlich letzter Sekunde. Ich hatte mich nämlich noch nicht ganz daran gewöhnt, wieder extrem stark und schnell zu sein. Deshalb wirkten auch viele meiner Versuche etwas unbeholfen.
Jetzt war ich an der Reihe. Ich stürzte blitzschnell nach vorne, die Hand mit dem Pflock bereit, zum Zustoßen. Doch genau in dem Moment, als ich ihr die Eisenwaffe in die Brust rammen wollte, tauchte sie nach unten ab, packte meine Beine und zog sie zu sich. Das hatte zur Folge, dass ich laut kreischend nach hinten fiel und ziemlich unsanft auf dem Waldboden landete.
Evelyn hatte sich unterdessen wieder aufgerichtet und stand feixend da.
»Miststück«, murmelte ich und rappelte mich auf. Ich unterließ es mir den Dreck von der Kleidung zu wischen und brachte mich wieder in Angriffsstellung.
»Ich werde dich noch stundenlang demütigen, bis ich dir endlich den Gefallen tue und dich töte«, zwitscherte sie mir fröhlich entgegen.
»Wart´s nur ab«, knurrte ich und sah ihr in die Augen. Ich hatte nämlich herausgefunden, dass Evelyns Augen verrieten, was sie vorhatte. Meistens jedenfalls.
Jetzt griff sie wieder an und diesmal war ich nicht schnell genug. Die Klinge ihres Schwertes erwischte mich an der Schulter und riss eine tiefe, klaffende Wunde. Doch innerhalb weniger Sekunden heilte die Verletzung und der Schmerz ließ nach.
Konzentriere dich, Claire, rief ich mir selbst in Gedanken zu. Ich durfte auf keinen Fall zulassen, dass Evelyn die Oberhand in diesem Kampf gewann. Würde ihr das gelingen, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr Schwert mich enthaupten würde. Mit grimmiger Entschlossenheit taxierte ich sie.
Ihre Augen zuckten unruhig zu meinen Füßen und dann zu meiner Hand, in der ich den Pflock hielt. Genau diese Regung hatte sie eben schon gezeigt, bevor sie in die Hocke gegangen und mir die Beine weggezogen hatte.
Ich konzentrierte mich auf meinen Angriff und stürzte mich auf sie. Wie schon zuvor hatte ich die Hand mit dem Pflock erhoben, jederzeit bereit, zuzustechen. Auch jetzt tauchte Evelyn nach unten ab, doch diesmal tat ich es ihr gleich, ging in die Hocke und befand mich mit ihr auf Augenhöhe. Evelyns entsetzen Gesichtsausdruck werde ich niemals vergessen. Entgeistert und ungläubig starrte sie mich an, während ich ihr den Pflock mit aller Kraft ins Herz rammte. Evelyn verzog schmerzhaft das Gesicht, lächelte dann aber wieder, als sie sagte:
»Gratuliere zu dem Treffer, Claire. Leider kann mich dein Pflock aber nicht töten, wie du weißt.« Ich hielt das Ende des Pflocks mit beiden Händen fest und sah ihr lange in die Augen.
»Darauf würde ich an deiner Stelle nicht wetten«, gab ich zur Antwort. Ich erinnerte mich an das stundenlange Training mit meinem Vater und dachte an jede Lektion, die er mir beigebracht hatte. Es musste einfach gelingen.
Mit aller Kraft sammelte ich meine Macht. In mir begann es zu kribbeln und ich spürte deutlich, wie das Licht sich ausdehnte. Während ich mich darauf konzentrierte, dem Licht den Weg zu weisen, erkannte ich in Evelyns Augen, dass sie begriff, was ich vorhatte. Bevor sie etwas dagegen unternehmen konnte, schoss der tödliche Lichtstrahl durch den Pflock in ihr Herz.
Evelyn schrie auf. Ich ließ den Pflock los und wich zurück. Fassungslos sah sie an sich herab, dann zu mir und schüttelte ungläubig den Kopf. Den Bruchteil einer Sekunde später explodierte Evelyn. Die Wucht der Explosion war so stark, dass ich einige Meter zurückgeschleudert wurde.
Als ich mich aufrappelte, erkannte ich, dass auch alle anderen zu Boden gegangen waren und sich jetzt mühselig aufrichteten. Dort wo Evelyn eben noch gestanden hatte, lag jetzt nur noch ihr Schwert am Boden.
»Wir haben eine Siegerin«, sagte Finn und klatschte freudig in die Hände. »Das siehst du doch auch so mein Freund, oder?« Malus machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen, aber er nickte zustimmend. Finn klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. »Dann sehen wir uns in 100 Jahren wieder.« Malus starrte ihn düster an, danach löste er sich auf und verschwand.
Plötzlich war James bei mir. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mir lange in die Augen. Ich seufzte zufrieden, als ich seinen liebevollen Blick
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