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Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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über uns lag. Bertas Blick folgte meinem Finger und verharrte einen Augenblick auf der mit Stuck verzierten Decke.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, werden sie dich in der Gruft beisetzen«, antwortete sie. Der Gedanke, dass mein Körper in einem der Steinsärge vor sich hinfaulen würde, ließ mich erschaudern.
    »Und ich werde auf immer und ewig ein Geist bleiben und hier auf Castle Hope leben, ohne das James etwas davon bemerkt?«
    »Nischt unbedingt«, antwortete Ian und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
    »Was meinst du damit?« Ich sprang auf und sah fragend zu Berta. »Was meint er damit?«, wiederholte ich, als Ian nicht sofort antwortete. Berta warf Ian einen vorwurfsvollen Blick zu, dann sagte sie:
    »Er könnte dich sehen, wenn es dir gelingt, einen Geistwächter aufzutreiben, der dich materialisiert.« Ich sah sie mit offenem Mund an und schlug mir dann lautstark die Hand gegen die Stirn.
    »Aber natürlich. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen«, rief ich. James und ich konnten also doch zusammen sein, auch wenn ich ein Geist war. Ich hatte es erlebt, als ich selbst noch ein Geistwächter gewesen war. Als ich Berta, Ian und Emma befohlen hatte, sich zu materialisieren, hatten sie sich nicht von normalen Menschen unterschieden. Es war ihnen sogar möglich gewesen, Nahrung zu sich zu nehmen.
    Ich erinnerte mich an Ians spontane Fressorgie, als er nach jahrhundertelangem Fasten plötzlich wieder in der Lage gewesen war, etwas zu essen. Und an die darauffolgenden Gerüche, die im Sekundentakt seinen Körper verlassen hatten. Angewidert verzog ich das Gesicht.
    »Also ist doch noch nicht alles verloren«, verkündete ich sichtlich aufgeregt. Ich musste nur einen Geistwächter finden und ihn dazu bringen, mich zu materialisieren. Dann könnte ich mit James bis in alle Ewigkeit glücklich sein. Verträumt grinste ich bei dem Gedanken.
    »Da gibt es aber ein kleines Hindernis«, sagte Berta zögernd.
    »Und das wäre?« Egal was es war, es würde die Euphorie, die ich gerade empfand, nicht mindern können.
    »Selbst wenn du einen Geistwächter findest, gibt es immer noch ein Problem.«, sie hielt inne und knetete sich verlegen die Hände.
    »Was für ein Problem denn?«, hakte ich nach.
    »Nun ja, du weißt doch noch, dass Geistwächter einen Schwur ablegen müssen, nicht wahr?« Ich erinnerte mich verschwommen daran. James hatte mir davon berichtet, als wir bemerkten, dass ich selbst diese Gabe besaß. Er hatte mir erzählt, dass Geistwächter starben, wenn sie den Schwur brachen.
    Gleich nach ihrer Ausbildung mussten sie diesen besagten Schwur ablegen. Damit wurde gewährleistet, dass sie die ihnen anvertrauten Geister innerhalb von sieben Tagen auf die nächste Ebene weiterschickten und sie nicht für ihre eigenen Zwecke einsetzten. Hielt sich ein Geistwächter nicht daran, musste er sterben. Ich erstarrte und sah entsetzt zu Berta, die bedauernd nickte.
    »Dir würden nur sieben Tage bleiben«, bestätigte sie meine Vermutung. Deprimiert ließ ich mich in die Ledercouch fallen.
    Da war er wieder. Der Vorschlaghammer, der immer dann meine Träume zertrümmerte, wenn ich gerade neue Hoffnung geschöpft hatte.
    Berta setzte sich neben mich und legte ihre kleine, speckige Hand auf meinen Oberschenkel. Als ich zu ihr aufsah, lächelte sie.
    »Wir werden eine Lösung finden, Claire.«
     
    In den folgenden Tagen erklärten mir meine Geister-Gefährten, worauf ich zu achten und was ich zu unterlassen hatte. So erfuhr ich auch, warum ich zwar auf einem Sofa Platz nehmen konnte, es mir jedoch nicht möglich war, James zu berühren.
    Bei lebenden Wesen funktionierte das nämlich nicht, außer natürlich, der Geist selbst war materialisiert. Sich auf einen Stuhl zu setzen war dagegen ganz einfach. Man musste sich nur stark genug darauf konzentrieren. Andererseits war es auch keine Schwierigkeit durch Wände zu laufen, was mir persönlich am meisten Freude bereitete. Hierbei sollte man aber tunlichst unterlassen, sich die Wand als feste Materie vorzustellen, denn dies hatte zur Folge, dass man frontal dagegen, anstatt hindurchlief. Diese Tatsache hatte auch ich erst schmerzvoll lernen müssen. Mittlerweile hatte ich jedoch keine Probleme mehr damit.
    Dass Geister Gegenstände bewegen konnten, war mir hingegen neu gewesen. Emma versicherte mir, dass dies möglich war, jedoch sehr viel Übung voraussetzte. Keiner meiner drei Gefährten war dazu in der Lage, aber sie hatten angeblich andere Geister

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