Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
versuchte mir ein Lächeln abzuringen und ging auf die Drei zu.
Auch Berta setzte sich in Bewegung und kam wie ein Panzer auf mich zugeschossen. Als sie mich erreicht hatte, schloss sie mich in ihre Arme. Verwundert bemerkte ich, dass ich auch bei ihrem Körper auf Widerstand traf und nicht durch sie hindurch fiel, so wie es bei Aiden und James der Fall gewesen war.
»Himmel, du armes Ding.«, sagte Berta und drückte mich noch fester gegen ihre Brust. »Was ist denn nur geschehen? Wieso bist du ein Geist?« Ich sah erschrocken auf. Ihre Worte bestätigten, was ich schon die ganze Zeit vermutet hatte. Ich war also doch ein Geist.
»Evelyn«, antwortete ich und brach wieder in Tränen aus. Jetzt, da endlich jemand an meiner Seite war, der mich sehen und verstehen konnte, kamen all die Gefühle, die ich die ganze Zeit unterdrückt hatte, an die Oberfläche.
Mittlerweile waren auch die beiden anderen Geister bei uns angekommen. Emma strich mir beruhigend über den Rücken und Ian reichte mir ein äußerst suspekt aussehendes Taschentuch.
»Wasch ischt denn paschiert?«, wollte er wissen. Als ich den so vertrauten Sprachfehler hörte, musste ich unweigerlich lächeln. Ich war so froh, dass ich meine drei Geister wieder bei mir hatte und hoffte, sie könnten mir einige Fragen beantworten.
»Ich habe euch so furchtbar vermisst«, schluchzte ich und schloss alle in eine innige Umarmung.
»Wir waren immer bei dir, aber du konntest uns nicht sehen«, erklärte die kleine Emma. Dabei musterte sie mich interessiert mit ihren großen Rehaugen.
»Ich hatte keine andere Wahl, das müsst ihr mir glauben«, flüsterte ich leise.«
Nachdem ich mich für James und somit gegen meine geliebten Geister entschieden hatte, war kein Tag vergangen, an dem ich mir keine Vorwürfe gemacht hatte.
»Das wissen wir Claire und wir verstehen es. Du musstest uns aufgeben, um James zu retten«, sagte Berta und strich mir mit dem Handrücken über die Wange. Ich nickte und schluckte den Kloß hinunter, der sich in meiner Kehle festgesetzt hatte.
»Ich verstehe das alles nicht«, schluchzte ich, als ein neuer Schwall Tränen sich seinen Weg in die Freiheit bahnte.
»Lass uns in die Burg gehen. Wenn du dich wieder etwas beruhigt hast, werden wir reden«, versicherte mir Berta und schob mich in die Richtung der großen Eingangstür.
Just in diesem Moment brach die Hölle los. Aus dem Burginneren hörten wir lautes Gebrüll und einige Sekunden später, kam Evan aus der Tür geschossen, dicht gefolgt von James, der sein großes Schwert in Händen hielt. Instinktiv stellte ich mich ihm in den Weg und hob abwehrend die Hand.
»Hör auf! Evan ist nicht der Verräter«, schrie ich, doch wie nicht anders zu erwarten, reagierte er nicht, sondern rannte durch mich hindurch. Beide Vampire verschwanden im nahe gelegenen Wald. Alles, was ich tun konnte, war ein Stoßgebet gen Himmel zu schicken und zu hoffen, dass es James nicht gelingen würde, Evan einzuholen. Ian, Emma und Berta starrten sichtlich verwirrt auf das Waldstück, indem die beiden Vampire verschwunden waren.
»Wasch war dasch denn?«, wollte Ian wissen und warf mir einen fragenden Blick zu.
»Das erkläre ich euch später«, versprach ich.
Kapitel 8
Ich saß auf der Ledercouch im Arbeitszimmer und rieb mir erschöpft die Augen. Zuvor waren wir in mein altes Schlafzimmer gegangen, wo James meinen Leichnam auf unser Bett gelegt hatte. Jetzt waren Gabriela und Sille damit beschäftigt, meinen von Blut verkrusteten Körper zu reinigen und mir etwas Frisches anzuziehen.
James war währenddessen nicht von meiner Seite gewichen und hielt die ganze Zeit meine Hand. Dieser Anblick hatte mir den Rest gegeben und der Nervenzusammenbruch, auf den ich schon gewartet hatte, war nun eingetroffen. Abwechselnd lachend und heulend war ich wie ein aufgescheuchtes Huhn im Zimmer umhergelaufen und hatte lauter Blödsinn von mir gegeben.
Berta hatte mich daraufhin am Arm gepackt und vehement darauf bestanden, dass ich den Raum verließ. Sie brachte mich nach unten ins Arbeitszimmer, wo ich jetzt saß, noch immer mit den Tränen kämpfte und hin und wieder hysterisch kicherte. Meine drei Geister kümmerten sich unterdessen rührend um mich und redeten tröstend auf mich ein. Nach über einer Stunde hatte ich mich dann endlich wieder etwas beruhigt.
»Was geschieht jetzt mit mir?«, wollte ich wissen und deutete nach oben, da sich die Frage auf mein totes " Ich " bezog, das ein Stockwerk
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