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Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)

Titel: Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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dabei beobachtet, denen es gelungen war.
    »Das Wichtigste dabei ist ein fester Wille, nur dann funktioniert es«, hatte Emma erklärt. Mehrere Stunden lang hatte ich verzweifelt versucht kleinere Gegenstände von James Schreibtisch zu fegen, doch es wollte einfach nicht klappen. Ich nahm mir aber vor, jeden Tag zu üben, bis auch ich in der Lage sein würde, Dinge mittels meines Geistes zu bewegen.
    Auch stellte ich fest, dass Geister durchaus müde wurden und sogar schlafen konnten. Dies tat ich nämlich, als ich vom vielen Üben völlig erschöpft war und mich auf die Matratze fallen ließ. Als ich aufwachte, lag ich mitten in James, der irgendwann in den frühen Morgenstunden in sein Bett gekrochen war. Er redete im Schlaf und rief einige Male meinen Namen. Wie gerne hätte ich ihm beruhigend über das Haar gestrichen, doch meine Hand versank lediglich in seinem Kopf, als ich es versuchte.
    Am Abend beobachtete ich, wie man mich in der Gruft beisetzte, und bekam einen herben Rückfall, was die Heulerei betraf. Ich musste unweigerlich an meine Eltern denken und daran, dass ich sie niemals wiedersehen würde und plötzlich waren alle Schleusen geöffnet.
    Nur Berta war es zu verdanken, dass ich mich wieder halbwegs beruhigte. Sie redete mir gut zu und schwor, dass sie einen Ausweg finden würde.
    Ich fragte mich, wie James mein Verschwinden gegenüber meinen Eltern rechtfertigen wollte. Lange musste ich nicht auf eine Antwort warten. In einem Gespräch zwischen ihm und Vasili erfuhr ich, dass er vorhatte, sie in näherer Zukunft zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit würde er seine eigene Gabe einsetzen und ihre Erinnerungen an mich auslöschen. Damit würde er auch verhindern, dass sie unangenehme Fragen stellten. Der Gedanke, dass meine eigenen Eltern sich nicht mehr an mich erinnern würden, behagte mir gar nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun.
     
    Die folgenden Tage verbrachte ich entweder, vor mich hingrübelnd, auf der Couch, oder ich versuchte weiterhin verbissen, Gegenstände zu bewegen. Doch soviel ich auch übte, es tat sich rein gar nichts.
    Nachts saß ich meistens an unserem Bett und beobachtete James dabei, wie er schlief. Oft legte ich mich neben ihn und ließ gerade soviel Abstand zwischen uns, dass mein Körper nicht in seinem versank.
    Wehmütig erinnerte ich mich an die Nächte, bevor ich gestorben war, und wünschte mir nichts sehnlicher, als dass alles wieder so wäre, wie früher. Ich wollte ihn spüren, mit meinen Fingern über seine seidene Haut streicheln und ihm durch das weiche Haar fahren.
    Wie absurd es war, dass man solche Dinge erst dann zu schätzen wusste, wenn man sie verloren hatte, dachte ich und seufzte. James sprach fast jede Nacht im Schlaf und immer wieder rief er meinen Namen. Anschließend wachte er auf und sah sich verwirrt um.
    Wenn ihn dann die Realität einholte, wurde sein Gesichtsausdruck unsagbar traurig. Es zerriss mir fast das Herz, ihn so zu sehen. Auch wenn er nicht spüren konnte, dass ich noch immer bei ihm war, so war es doch für mich ein großes Geschenk, an seiner Seite sein zu dürfen. James dagegen hatte nichts dergleichen. Für ihn war ich tot und würde niemals zurückkommen.
    Viele Stunden grübelte ich darüber nach, was ich tun konnte, um diese unerträgliche Situation zu ändern. Es gab zum einen die Möglichkeit, einen Geistwächter zu suchen, der mich materialisierte. Somit könnten James und ich zusammen sein. Wir würden uns sehen, miteinander reden und uns spüren können, aber nur für sieben Tage, denn dann wäre der Wächter gezwungen, mich auf die nächste Ebene zu schicken.
    Ich könnte auch einfach gar nichts unternehmen und alles so akzeptieren, wie es war. Mich einfach damit zufriedengeben, dass ich in James Nähe sein durfte, auch wenn er nichts davon wusste. Andererseits würde er sich sicher irgendwann wieder verlieben und ich wäre gezwungen, diese neue Beziehung hautnah mitzuerleben. Bei der Vorstellung verzog ich das Gesicht zu einer Grimasse. Zu sehen, wie er mit einer anderen Frau Zärtlichkeiten austauschte oder intim wurde, würde ich nicht ertragen.
    Ich beschloss mir genügend zu Zeit zu nehmen, um über alles in Ruhe nachzudenken und dann, irgendwann, eine Entscheidung zu treffen.
    Ein Problem gab es allerdings, das keinen Aufschub duldete und das war Aiden. Irgendwie musste es mir gelingen, ihn als Verräter zu überführen, bevor er noch mehr Schaden anrichten konnte. Vielleicht war meine Auslieferung an Evelyn nicht

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