Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
an und war gerade dabei den Mund zu öffnen, um ihn zu fragen, was er damit meinte, als Berta das Wort ergriff.
»Sie war ein Geistwächter, so wie du auch.« Henrys Augen weiteten sich und Erkenntnis spiegelte sich in ihnen, als er begriff.
»Dann bist du die Tochter des Schattenwächters? Du warst der Geistwächter, der ohne Schwur zu einem solchen wurde?« Ich stand noch immer regungslos da und suchte nach den passenden Worten, während meine Begleiter eifrig nickten.
»Gansch genau und deschhalb muscht du ihr auch helfen. Schie ischt eine von eusch geweschen und du bischt esch ihr schuldig«, sagte Ian und nickte, um seine Worte mit dieser Geste noch stärker zum Ausdruck zu bringen.
Eine gefühlte Ewigkeit lang sagte niemand etwas, dann erhob sich MacLachlan ächzend vom Sofa und ging zu einer kleinen Kommode, aus der er eine neue Flasche Wodka förderte. Er schraubte den Deckel ab und nahm einen tiefen Zug, dann wandte er sich wieder zu mir.
»Ich bin kein Geistwächter mehr. Schon seit vielen Jahren nicht mehr.« Sein Blick verdüsterte sich. Es war offensichtlich, dass er an seine Frau und an seine Tochter dachte. Seine Berufung hatte ihn dazu verdammt derjenige zu sein, der beide auf die nächste Ebene schicken musste und dies hatte Henry anscheinend niemals überwunden. Er sah mich herausfordernd an.
»Warum sollte ich jetzt eine Ausnahme machen und mich deiner annehmen?«, wollte er wissen und hob erneut die Flasche an seine Lippen. Da er mich ununterbrochen duzte, beschloss auch ich die Förmlichkeiten außen vor zu lassen.
»Vielleicht, um dich für das zu revanchieren, was man dir angetan hat?« Henry ließ die Flasche sinken und erstarrte.
»Was meinst du damit?« Seine Stimme klang plötzlich eisig. Ich wusste, dass ich genau abwägen musste, was ich antwortete, sonst würde ich niemals an mein Ziel gelangen. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
MacLachlan hatte seiner Berufung als Geistwächter den Rücken gekehrt, nachdem man ihn gezwungen hatte, seine eigene Familie auf die nächste Ebene zu führen. Soviel ich wusste, waren normal ausgebildete Geistwächter der Trinität unterstellt, welche die oberste Instanz war. Ihr Wort war Gesetz. Demnach hatte Henry auch mit den Mächtigen gebrochen, als er sich weigerte, seinen Verpflichtungen als Geistwächter weiterhin nachzukommen. Wenn ich mit meiner Vermutung richtig lag, war er nicht gut auf die drei Schwestern zu sprechen. Diese Tatsache wäre hoffentlich Grund genug für ihn, mir zu helfen.
»Wenn du mir hilfst, werde ich die Zeit die mir bleibt nutzen, um dafür zu sorgen, dass die Trinität ihre Macht verliert«, entgegnete ich und hielt erwartungsvoll die Luft an. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte, aber darüber konnte ich mir Gedanken machen, wenn es soweit war.
Ich klammerte mich an die wage Hoffnung, dass es mir irgendwie gelingen würde, mehr über diese " Quelle der Macht " herauszufinden und das in den sieben Tagen, die mir zur Verfügung standen.
Im Augenblick war aber nur eines wichtig: Henry MacLachlan musste einwilligen und mich materialisieren. Er taxierte mich eine ganze Weile und schien zu überlegen, ob ich zu dem imstande war, was ich da eben behauptet hatte. Dann holte er tief Luft und sagte:
»Einverstanden. Ich werde dir helfen, wenn du im Gegenzug alles tun wirst, um diesen drei Schlampen ihre Macht zu nehmen.« Ich konnte mein Glück kaum fassen und nickte eifrig. Dass es so einfach werden würde, Henry zu überzeugen, hätte ich nicht gedacht.
Ich spürte die wachsende Vorfreude, die sich wie ein loderndes Feuer in mir auszubreiten begann. Bald würde ich James wiedersehen. Und nicht nur das, ich würde ihm als Mensch gegenüberstehen. Es wäre mir wieder möglich ihn zu berühren, zu küssen und ... plötzliche Angst überlagerte meine Euphorie. Angst, weil ich wusste, dass ich nur sieben Tage Zeit hatte und danach vielleicht für immer verschwinden würde.
Aber ich bekam nur diese einzige Chance etwas zu ändern und ich musste sie nutzen. Zusammen mit James und meinen Freunden würde ich vielleicht einen Ausweg finden. MacLachlans Stimme riss mich jäh aus meinen Gedanken.
»Komm her!« Ich machte zwei unsichere Schritte auf ihn zu. Als er seine Hand auf meinen Kopf legte, wäre ich um ein Haar zurückgewichen, blieb dann aber doch stehen.
»Was wird das, wenn´s fertig ist?«, wollte ich wissen und beäugte, nach oben schielend, seine faltige Hand, die er jetzt fest auf
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