Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
weiß ich auch noch, aber danach habe ich den absoluten Filmriss. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass es dunkel war und meine Umgebung nur sehr langsam wieder sichtbar wurde. Plötzlich stand ich in dem Zimmer, in dem ich gestorben war und sah auf meine eigenen, zischenden Überreste hinab. Ich war völlig verwirrt und hatte keine Ahnung, was mit mir passiert war. Plötzlich habe ich euch draußen vor der Tür gehört, wie ihr euch unterhalten habt. Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte und auf einmal begriff, dass ihr euch auf den Weg zurück ins Hotel macht, wollte ich loslaufen und mit euch fahren. Aber genau in diesem Moment erschien diese mysteriöse weiß gekleidete Frau und wollte mich ins Jenseits begleiten. Ich war völlig verzweifelt, weil ich Angst hatte, euch aus den Augen zu verlieren. Als ich ihr schließlich mitteilte, dass sie sich zum Teufel scheren sollte und dass ich auf keinen Fall mit ihr gehen würde, verschwand sie endlich. Ich bin also nach draußen gelaufen, um euch einzuholen, aber ihr hattet euch schon auf den Weg gemacht. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Straße entlang zu gehen und zu hoffen, dass ich den Weg zurück ins Hotel finden würde. Doch dann habe ich einen großen Fehler gemacht, als ich die Hauptstraße erreicht hatte. Anstatt dieser zu folgen, entschied ich mich durch den Wald zu gehen, um die Strecke abzukürzen. Ich war mir sicher zu wissen, in welcher Richtung das Hotel lag. Da ich mittlerweile herausgefunden hatte, dass ich durch jedes Hindernis hindurchlaufen konnte, war es für mich nur logisch eine Abkürzung zu nehmen. Das war jedoch ein dummer Fehler, denn nach ein paar Stunden hatte ich völlig die Orientierung verloren. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verzweifelt ich da im Wald umhergeirrt bin.« Baobhan Shin legte ihrem Sohn mitfühlend die Hand auf die Schulter und er schenkte ihr ein dankbares Lächeln.
»Wie hast du es dann doch noch geschafft, den Weg zum Hotel zu finden?«, wollte Balthasar wissen.
»Das war reiner Zufall. Irgendwann musste ich ja auf Zivilisation stoßen. Zum Glück war ich nicht mehr auf Wasser und Nahrung angewiesen«, sagte er jetzt breit grinsend.
»Und wie ging es weiter?«, fragte ich neugierig.
»Nachdem ich fast zwei Tage orientierungslos durch den Wald gelaufen war, lag eines Morgens der Lake Louise vor mir. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich das Hotel auf der gegenüberliegenden Seite erkannte.« Alle nickten, als wüssten sie genau, was Robert in jenem Moment gefühlt hatte.
»Aber zu diesem Zeitpunkt waren wir schon wieder zurück in Schottland«, bemerkte James. Robert nickte.
»Als ich das Hotel erreichte, musste ich feststellen, dass ihr dieses schon am Tag zuvor verlassen hattet. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und war am Boden zerstört. Dann tauchte plötzlich Myriel auf.«
»Wer ist Myriel?« Baobhan Shin sah ihren Sohn interessiert an.
»Sie ist auch ein Geist und lebt schon seit Jahren dort im Hotel. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich wieder neuen Mut schöpfte. Für mich war dieses Geister-Dasein ja noch völlig neu und ich hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Myriel erklärte mir alles, was ich wissen musste und hat mir wirklich sehr geholfen.«
»Wie lange bist du dort in Kanada geblieben?«, fragte Sille. Robert runzelte die Stirn und schien angestrengt zu überlegen.
»Ganz genau kann ich es nicht sagen, aber es waren auf jeden Fall einige Wochen«, erklärte er.
»Und wie ging es dann weiter?« Balthasar machte eine auffordernde Handbewegung.
»Irgendwann wurde mir klar, dass ich nach Schottland zurück musste. Ich wollte endlich wieder zu meiner Familie und zu meinen Freunden. Außerdem hatte ich es satt als unsichtbarer Geist in einem Hotel umherzuwandeln. Ich wollte endlich wieder aus Fleisch und Blut sein. Da Claire ein Geistwächter war, setzte ich all meine Hoffnung darauf, dass sie mir diesen Wunsch erfüllen konnte. Ich bat Myriel, mich zu begleiten, aber sie hatte nicht vor das Hotel zu verlassen. Also machte ich mich allein auf den Weg«, verriet er und senkte den Blick.
Ein trauriger Ausdruck legte sich auf seine Züge, als er davon berichtete, wie die beiden Abschied nahmen. Mir drängte sich der Verdacht auf, dass zwischen ihnen mehr gewesen war, als nur eine Freundschaft.
»Wie hattest du vor nach Schottland zu kommen?«, erkundigte sich Balthasar neugierig. Robert zuckte die Achseln.
»Wie jeder
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