Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
können, lassen wir uns etwas anderes einfallen«, erklärte er. Balthasar nickte. Mit dem Handy am Ohr verließ er den Raum.
Während der nächsten beiden Stunden legten wir uns einen genauen Plan zurecht. Gabriela und Sille suchten im Internet nach den Gräbern der keltischen Könige. Dank Google Earth hatten sie innerhalb von wenigen Minuten ein gestochen scharfes Bild der Abtei. Sogar die vier Gräber waren deutlich zu erkennen. Berta servierte inzwischen noch mehr Blutbeutel, denn falls unser Plan funktionieren würde, sollten alle Vampire gestärkt auf die Reise gehen.
Dann war es soweit. Der Horizont verfärbte sich rosa-violett. Nun würde es nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufging. James nahm mich an der Hand und ging mit mir in den Salon, wo wir auf der gemütlichen Ledercouch Platz nahmen. Wenn er von mir trank, war das für uns immer ein sehr intimer Augenblick, den wir nicht mit den anderen teilen wollten.
»Bist du bereit?«, fragte er und strich mir dabei sanft über das Haar.
»Natürlich«, antwortete ich und bog meinen Kopf zur Seite, so dass mein blanker Hals direkt vor seinem Mund lag.
»Ich liebe dich«, murmelte er und biss zu. Im ersten Moment verspürte ich einen stechenden Schmerz und zuckte kurz zusammen. Dann wandelte sich der Schmerz in ein wohliges Gefühl und ich stöhnte zufrieden auf. Ich spürte, wie mein Blut in James Kehle rann, und schloss zufrieden die Augen. Dann fuhr er mit seiner Zunge über die Stelle, wo er mich gebissen hatte und ließ von mir ab.
»War es lecker?«, fragte ich schelmisch. James lachte und schüttelte belustigt den Kopf.
»Sehr lecker«, stimmte er breit grinsend zu und fuhr mit der Zunge über seine Lippen. Dann stand er auf und reichte mir die Hand. »Dann lass uns mal sehen, ob es funktioniert«, erklärte er.
Alle hielten den Atem an, als James seine Hand langsam zum Fenster hin ausstreckte. Kurz bevor sie den Sonnenstrahl erreichte, hielt er inne und sah mich an. Ich nickte ihm aufmunternd zu, war mir aber im gleichen Moment nicht mehr sicher, ob das alles eine so gute Idee gewesen war. Wie gebannt starrte ich auf das goldgelb schimmernde Licht, in dem winzig kleine Staubkörnchen tanzten.
James holte noch einmal kurz Luft, bevor er vorsichtig die Fingerspitzen in den Sonnenschein streckte. Sille hinter mir schnappte erschrocken nach Luft und einige andere Vampire keuchten entsetzt auf.
Ich sah auf James Handrücken und anschließend in sein Gesicht. Unsere Blicke trafen sich und er lächelte. James machte einen Schritt zum Fenster und im nächsten Augenblick stand er vollständig in der Sonne. Besorgt suchte ich seinen Körper mit den Augen ab um eventuelle Rauchschwaden auszumachen, doch da war nichts. Es schien tatsächlich funktioniert zu haben.
Der Helikopter war vor der Burg gelandet und der Pilot wartete nur noch darauf, dass alle Passagiere einstiegen. Ich saß mit verschränkten Armen auf dem Sofa und funkelte James bockig an.
»Du hast ja wohl nicht alle Tassen im Schrank.«
»Jetzt mach nicht so ein Theater«, entgegnete er und sah immer wieder auf seine Armbanduhr.
»Theater?«, wiederholte ich aufgebracht und schoss von der Couch hoch. »Ich sage es jetzt noch einmal ganz langsam, damit auch du es verstehst: Ich werde niemanden von meinem Blut trinken lassen, wenn du beabsichtigst, mich nicht mitzunehmen.« James war doch tatsächlich der Meinung, ich würde auf Castle Hope bleiben, während er, Vasili, Balthasar und Gabriela nach Canterbury flogen.
»Erstens ist es viel zu gefährlich und zweitens haben wir Besseres zu tun, als auf dich aufzupassen«, schrie er jetzt. Mit weit aufgerissenem Mund sah ich ihn empört an.
»Du kannst mich mal«, brüllte ich aufgebracht. »Ich habe das Buch entdeckt und nun werde ich ganz sicher nicht hier sitzen und Däumchen drehen, während ihr nach Canterbury fliegt. Entweder ich komme mit, oder es gibt kein Blut. Außerdem weiß niemand, wie lange mein Blut euch schützt. Vielleicht wird es notwendig, dass ihr noch einmal von mir trinkt. Das ist mein letztes Wort.« James sah mich ungläubig an, dann wanderte sein Blick aus dem Fenster zum Helikopter.
»Claire ...«, begann er jetzt wesentlich ruhiger.
»Nein«, unterbrach ich ihn. »Es gibt nichts mehr zu diskutieren.« James warf die Arme über den Kopf und schnaubte.
»Also gut. Es bleibt mir ja keine andere Wahl. Dann bleibt Gabriela hier und du kommst mit«, entschied er. Gabriela, die direkt an der Tür stand,
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