Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
sich nach vorn und griff nach dem Blatt. Einen Augenblick lang studierte sie die Kopie, dann hob sie den Kopf.
»Nehmen wir zum Beispiel die erste Zeile: D-BA-H-9. Ihr müsst den Buchstaben eine Zahl zuweisen, um den Code lesen zu können«, sagte sie.
»Eine Zahl zuweisen?«, wiederholte ich verständnislos und verrenkte mir fast den Hals, um einen Blick auf das Blatt Papier werfen zu können. Baobhan Shin deutete auf die erste Zeile.
»Das D ist der vierte Buchstabe im Alphabet, also steht es für die Zahl 4. B steht an Platz zwei im Alphabet und A ist der erste Buchstabe. Dementsprechend handelt es sich um die Nummer 21. H liegt an achter Stelle, also die Zahl 8. Der richtige Code heißt also: 4-21-8-9.«
»Und was hat dieser Zahlencode zu bedeuten?«, wagte Henry zu fragen, der genauso dümmlich dreinblickte wie alle anderen.
»Hinter jeder Zeile dieses Codes verbirgt sich ein Buchstabe. Die Lösung findet ihr nur, wenn ihr den Codex Hostimentum vor euch liegen habt. Den ersten gesuchten Buchstaben findet ihr auf Seite 4, in Zeile 21. Dort müsst ihr euch den achten Buchstaben notieren.«
»Und was hat die Zahl 9 zu bedeuten?«, wollte ich wissen.
»Wenn ihr alle Buchstaben gefunden habt, müsst ihr diese noch in die richtige Reihenfolge bringen. Hierbei hilft euch die Zahl am Ende. In unserem Beispiel wäre das die 9, was bedeutet, dass der Buchstabe aus diesem Code an neunter Stelle des Lösungswortes steht. Mit den anderen acht Zeilencodes verfahrt ihr genauso und zum Schluss habt ihr ein Wort, welches aus neun Buchstaben besteht.«
»Um was für ein Wort handelt es sich?«, wollte ich wissen. Baobhan Shin zog die Augenbrauen nach oben und sah mich an, als wäre ich schwer von Begriff.
»Um den Namen der Quelle des Guten.«
Kapitel 12
Den Weg zum Auto legten wir alle schweigend zurück. Jeder von uns war in seine eigenen Gedanken versunken und wir mussten alle erst einmal verarbeiten, was wir eben erfahren hatten.
Sicher, ich war mit der Absicht hierhergekommen einige Antworten zu erhalten, doch das, was Baobhan Shin uns eben mitgeteilt hatte, war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte.
Wir hatten erfahren, wo sich der Codex Hostimentum befand und was es mit dem Buchstabencode auf sich hatte. Dass es sich dabei um den Namen handelte, mit dem man die Quelle des Guten von dem Bann befreien konnte, hatte ich allerdings nicht erwartet. Ich hatte mich schon fast damit abgefunden, dass ich nach den mir noch verbleibenden Tagen ins Jenseits übertreten würde und jetzt konnte ich wieder neue Hoffnung schöpfen. Natürlich war der Name nicht alles, was wir benötigten, um die Quelle des Guten zu befreien. Da war noch die Sache mit dem Nachkommen und dem Blut der Quelle. Aber wenn wir innerhalb eines einzigen Tages schon so viel herausbekommen hatten, warum sollte es uns dann nicht gelingen, auch noch den Rest in Erfahrung zu bringen, bevor meine Zeit abgelaufen war? Ich rief mir den Text in Erinnerung, den ich mir eingeprägt hatte.
Denn nur ein wirklicher Nachkomme, der im Besitz dieses uralten Blutes ist und den wahren Namen der Quelle des Guten laut ausspricht, wird in der Lage sein, den Fluch zu brechen.
Wir mussten also nur noch einen wirklichen Nachkommen, der im Besitz des uralten Blutes war, aufspüren. Ich nahm an, dass mit dem "uralten Blut ", dass Blut des Nachkommen gemeint war. Diese Person stammte schließlich von der Quelle ab und demzufolge floss auch deren Blut in seinen Adern. Wenn dem so war, dann mussten wir also nur noch herausfinden, wo sich besagter Nachkomme aufhielt, anschließend die Quelle befreien und hoffen, dass sie mich wieder unsterblich machen würde. Bei dem Gedanken begann mein Herz wild, gegen meinen Brustkorb, zu schlagen. Ich wusste selbst, wie unmöglich das klang, aber es war zumindest ein Hoffnungsschimmer.
Als alle eingestiegen waren und James den Wagen startete, fand als erster Balthasar seine Stimme wieder. Er richtete das Wort direkt an James.
»Wie gehen wir jetzt weiter vor?« Gespannt beobachtete ich James von der Seite. Er schwieg und konzentrierte sich darauf, das Fahrzeug über den engen Feldweg zu manövrieren, der uns wieder auf die Hauptstraße führen würde. In Wirklichkeit dachte er angestrengt nach, das konnte ich ihm ansehen.
»Wir werden alles besprechen, sobald wir wieder zurück auf der Burg sind«, sagte er knapp. Den ganzen Weg zurück war die Unterhaltung recht spärlich. Ich selbst blickte fast die ganze Fahrt aus dem
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