Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
außerhalb von Canterbury lag. Nachdem ich den lang ersehnten Abstecher zu den Toiletten hinter mir hatte, fuhren wir mit dem Taxi zur Abtei.
Die Sonne stand mittlerweile in ihrer vollen Pracht am Himmel und keine einzige Wolke war zu erkennen. Ich bereute, keine kurze Hose angezogen zu haben. Mittlerweile war es so heiß, dass mir der Schweiß den Rücken hinunterlief. Besorgt blickte ich zu meinen Begleitern. Wie lange würde mein Blut sie wohl noch schützen?
Während ich jeden Einzelnen stirnrunzelnd betrachtete, wandte sich Balthasar zu mir. Als er meinen verkniffenen Gesichtsausdruck sah, grinste er und hielt eine blaue Thermosflasche in die Höhe.
»Was ist das?«, wollte ich wissen.
»Falls die Wirkung nachlässt, haben wir hier noch eine kleine Reserve«, erklärte er. Im ersten Moment wusste ich nicht, was er meinte, doch dann begriff ich. Finn hatte ihnen nicht das ganze Blut zu trinken gegeben, das er mir abgenommen hatte, sondern etwas davon in diese Flasche gefüllt.
»Zur Not könnt ihr auch direkt die Quelle anzapfen«, kicherte ich. Balthasar schmunzelte und nickte.
Knapp 30 Minuten später waren wir am Ziel. Während James den Taxifahrer bezahlte, sah ich mich neugierig um. Wir befanden uns vor dem Eingang der St.Augustinus Abtei. Es handelte sich um ein sehr altes Gebäude mit zwei verzierten Türmen. Direkt darunter befand sich ein großer Torbogen, der zu den Ruinen der ehemaligen Abtei und den Gräbern der keltischen Könige führte.
Ich zog an meinem Oberteil um etwas frische Luft an meinen verschwitzen Körper zu wedeln, doch ohne Erfolg. Die Hitze war mittlerweile unerträglich. Ein Blick zu meinen Begleitern ließ mich sehnsüchtig aufseufzen. Vampire schwitzen so gut wie nie und in diesem Moment beneidete sich sie darum. Ich kramte in meiner Hosentasche und zog ein Haargummi heraus. Anschließend band ich mir einen Pferdeschwanz und genoss das Gefühl, als eine leichte Brise über meinen jetzt freien, verschwitzten Nacken strich.
»Dann wollen wir uns mal dieses Grab ansehen«, sagte James und streckte mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und zusammen machten wir uns auf den Weg.
Staunend betrachtete ich die alten Ruinen, an denen wir vorbeikamen. Einige Gebäude waren noch gut erhalten und schienen sogar bewohnt zu sein. Im hinteren Teil jedoch waren nur noch Bruchstücke der ehemaligen Abtei zu erkennen. Hier ein einzelner Turm und da ein Stück der ursprünglichen Mauer.
Alles bestand aus unzähligen kleinen und unterschiedlichen Steinen, die keinen Zweifel daran ließen, dass diese Bauwerke vor sehr langer Zeit entstanden waren. Es wirkte, als hätte man jegliches Gestein zum Bau genutzt, das greifbar gewesen war. Und genau das gab den Ruinen einen ganz besonderen Charme. Es gab dem Ganzen ein gewisses chaotisches Aussehen und doch war jeder Bogen so gradlinig und genau, dass hier wahre Künstler am Werk gewesen sein mussten. Ehrfürchtig bestaunte ich die Überreste der einst so prächtigen Bauwerke und wäre um ein Haar über einen Mönch gestolpert, der seelenruhig am Wegrand Unkraut jätete. Nur James beherztem Eingreifen war es zu verdanken, dass ich den Geistlichen nicht über den Haufen rannte. Er zog mich im letzten Moment zur Seite. Ich starrte auf den Mönch, der am Boden neben einem Korb mit bereits herausgerissenem Unkraut kniete. Der Geistliche sah aus, als wäre er eben aus " Der Name der Rose " entsprungen. Er trug eine braune Kutte und die dazugehörende Kordel um den Bauch. An seinen Füßen befanden sich zwei schon recht antik wirkende Sandalen.
Am faszinierendsten jedoch war seine Frisur, die aus einer Tonsur bestand. Nur ein akkurat gestutzter Kranz Haare verlief kreisrund um seinen Kopf. Der größte Teil seines Schädels war kahl rasiert.
Völlig gefesselt starrte ich auf seine Teil-Glatze, in der sich die Sonne spiegelte. Es wirkte, als habe ihm jemand eine CD auf den Schädel gelegt. Er sah auf und lächelte mich an, dann blickte er zu meinen Begleitern und erstarrte.
Mit einem Mal wurde er aschfahl im Gesicht. Jeder Muskel in seinem alten Körper schien angespannt und seine Unterlippe bebte kaum merklich. Stirnrunzelnd machte ich einen Schritt auf ihn zu. Ob es ihm nicht gut ging?
»Kann ich Ihnen helfen? Ist alles in Ordnung?«, fragte ich besorgt und beugte mich zu ihm hinunter. Einen kurzen Augenblick lang lag sein Blick noch argwöhnisch auf James, doch dann wandte er sich zu mir und lächelte erneut.
»Es geht mir gut, vielen Dank. Kann
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