Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
an sich und legte beschützend seinen Arm um meine Schulter.
»Es geht mir gut. Du machst dir immer viel zu viele Sorgen um mich«, erwiderte ich und verdrehte angesichts seiner erneuten Bemutterung die Augen.
»Ich will nur, dass du bei Kräften bleibst. Schließlich ist es möglich, dass wir nochmals Blut von dir benötigen«, verteidigte er sich. Diesem Argument hatte ich nichts entgegenzusetzen und so machten wir uns auf die Suche nach einem Pub.
Sonntag, 19:00 Uhr. Verbleibende Zeit: 5 Tage, 4 Stunden und 30 Minuten.
Mein Hintern tat höllisch weh. Wie viele Stunden saßen wir nun schon auf diesen unbequemen Holzhockern an der Bar? Ich warf erst einen Blick auf die Wanduhr, dann sah ich zum Fenster. Es war bereits 19:00 Uhr, aber davon merkte man nichts. Es war immer noch helllichter Tag. Die Besucher der Abtei mussten doch jetzt langsam wieder fort sein, dachte ich und nahm einen Schluck von meinem Kaffee. Dann schweifte mein Blick zu James, der sich leise mit Balthasar und Vasili unterhielt.
Vor ungefähr einer Stunde hatte Vasili festgestellt, dass die Wirkung meines Blutes nachgelassen hatte, als er einen Blick vor die Tür werfen wollte. Das wunderte mich nicht, denn die zweite Ration aus der Flasche war wesentlich geringer gewesen, als das, was sie auf der Burg zu sich genommen hatten.
James schien zu spüren, dass ich ihn beobachtete, und wandte den Kopf zu mir.
»Alles klar?«, wollte er wissen.
»Vielleicht sollte ich mal nachsehen, ob die Besucher mittlerweile verschwunden sind?«, schlug ich vor. Ich konnte es kaum erwarten, diese miefige Kneipe zu verlassen und lechzte förmlich nach frischer Luft. Ich erkannte an James Gesichtsausdruck, dass er sich schon wieder Sorgen machte und ihm eine dementsprechende Erwiderung auf der Zunge lag. Doch bevor er sie aussprechen konnte, ergriff ich erneut das Wort.
»Da draußen lauert am Tag keine Gefahr«, versicherte ich ihm und deutete zum Fenster. »Ich werde lediglich hinüber in den Garten der Abtei gehen und herausfinden, ob der Besucherstrom mittlerweile verebbt ist. Dann komme ich sofort wieder hierher. Wenn nichts mehr los ist, können wir uns auf die Toilette verdrücken und ich gebe euch noch einmal etwas von meinem Blut. Anschließend gehen wir gemeinsam zu den Gräbern und werden das tun, wozu wir hier sind.«
»Du solltest trotzdem nicht alleine gehen«, warf er ein.
»Was soll mir schon passieren? Wenn ihr mitkommt, muss ich euch Blut geben. Womöglich stellen wir dann aber nur fest, dass immer noch etliche Leute die Ruinen bestaunen und ihr habt mich umsonst angezapft. Du weißt selbst, wie sehr es mich schwächt, wenn ihr alle von mir trinkt«, konterte ich. Dieses Argument verfehlte seine Wirkung nicht.
»In Ordnung«, sagte James. »Tu mir nur den Gefallen und trödle nicht herum, sondern komm sofort wieder zu uns zurück«, bat er mich. Ich nickte, während ich von meinem Barhocker rutschte. Dann gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und machte mich auf den Weg.
Als ich aus der Tür ins Freie trat, blieb ich kurz stehen und atmete tief durch. Es war immer noch drückend warm, aber die Luft war sauber und roch leicht süßlich nach Sommer. Eine wahre Wohltat im Gegensatz zu dem, was ich seit Stunden in der Bar einatmen musste. Ich überquerte die Straße und lief zielstrebig auf den Eingang der Abtei zu.
Jetzt waren wesentlich weniger Menschen auf den Straßen unterwegs, als noch vor ein paar Stunden und ich hoffte, dass dies auch auf die Ruinen zutraf. Denn auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, so leitete mich doch eine innere Unruhe. Es verging keine Stunde, in der ich mir nicht ins Gedächtnis rief, dass mein Countdown bereits lief und mir nur noch wenige Tage blieben.
Kapitel 14
Die Gebäude warfen um diese Zeit lange Schatten auf den Asphalt und in den vielen Blumenbeeten, die vor den kleinen Häusern angelegt waren, konnte man das Summen zahlreicher Insekten hören. Plötzlich erinnerte ich mich an die unbeschwerte Zeit, als ich noch nichts von Vampiren geahnt hatte und viele dieser Sommerabende genossen hatte, ohne mir Sorgen zu machen.
Ich schüttelte den Kopf, um mich wieder zur Ordnung zu rufen, denn für sentimentale Erinnerungen hatte ich jetzt keine Zeit.
Ich betrat den Garten der Abtei und ließ meinen Blick über die Ruinen schweifen. Viele der Besucher waren bereits gegangen und ich konnte nur noch drei Personen zählen, welche die verfallenen Bauwerke betrachteten. Dabei handelte
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