Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
und jeder Muskel in meinem Körper wurde augenblicklich zu Pudding.
»Ich finde, wir sollten uns unbedingt die Zeit dafür nehmen«, hauchte James und knabberte dabei an meiner Unterlippe. »Oder was meinst du?« Sein warmer Atem strich mir wie eine Liebkosung über den Mund und ich stöhnte zufrieden auf.
»Mmmhhh«, war alles, was ich herausbrachte. James lachte und dann waren seine Hände überall.
Dienstag, 01:25 Uhr. Verbleibende Zeit: 3 Tage, 22 Stunden und 5 Minuten.
»In einem dieser vielen Bücher muss doch irgendetwas über diesen blöden Nachkommen stehen«, murmelte ich und raufte mir die Haare. Es war mir sehr schwer gefallen das Bett zu verlassen, nachdem wir uns geliebt hatten und dementsprechend mies war meine Laune jetzt. Wie gerne wäre ich einfach liegen geblieben, hätte mich an ihn geschmiegt und wäre zufrieden eingeschlafen, aber das war undenkbar. Denn permanent hing dieses Damoklesschwert über mir und erinnerte mich daran, dass mir die Zeit davonlief.
Jetzt saß ich wieder in dieser beschissenen Bibliothek und wälzte ein Buch nach dem anderen. Ich hatte wirklich die Nase gestrichen voll. Sollte diese ganze Geschichte gut ausgehen, was ich langsam bezweifelte, würde ich so schnell kein Buch mehr anrühren.
Sille zog einen alten Schinken aus einem der hinteren Regale und setzte sich zu mir.
»Wenn es ein Buch in diesem Raum gibt, in dem etwas über diesen Nachkommen steht, werden wir es finden«, erklärte sie voller Zuversicht und blätterte die erste Seite um. Ich sah auf und betrachtete meine Freundin.
Sille tat alles, um mir zu helfen und das wusste ich zu schätzen. Doch auch wenn sie ein unsterblicher Vampir war, merkte man doch, dass sie sich keine Ruhe gönnte. Sie hatte ihr blondes Haar zu einem wüsten Knoten gebunden und an vielen Stellen lösten sich bereits wieder einige Haarbüschel, die sie sich laufend aus dem Gesicht strich. Auch wirkte sie noch blasser als sonst, was etwas heißen wollte. Sille war von Haus aus ein sehr hellhäutiger Vampir, aber mittlerweile machte sie einem Weichkäse Konkurrenz.
Eines hatte sie mit meinen anderen Freunden gemeinsam: Alle hatten dunkle Augenringe, was auf ihren Schlafentzug zurückzuführen war. Während ich sie musterte, bekam ich ein richtig schlechtes Gewissen. Sie blickte auf. Als sie bemerkte, dass ich sie anstarrte, fragte sie:
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Es tut mir leid, was ich dir und den anderen zumute«, platzte es aus mir heraus. Sille sah mich verständnislos an.
»Ich verstehe nicht recht, was du meinst.« Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und ließ die Schultern hängen.
»Na, wegen mir kommt ihr kaum noch zur Ruhe und laufend bringe ich jemanden in Gefahr. Dabei sieht es so aus, als wäre sowieso alles umsonst«, sagte ich leise und eine Träne kullerte über meine Wange. Sille riss entsetzt die Augen auf, dann erhob sie sich und kam zu mir. Sie nahm mich in den Arm und strich mir beruhigend über den Rücken.
»Was redest du denn da für einen Blödsinn? Du bist ein Teil von uns und wir werden alles tun, damit das auch so bleibt.« Ihre Worte und die liebevolle Geste bewirkten, dass ich losheulte wie ein Schlosshund. Schluchzend warf ich mich gegen ihre Schulter und dann brach all der Kummer heraus, den ich in den letzten Tagen verdrängt hatte.
Mittlerweile hatte auch James bemerkt, dass ich völlig durch den Wind war. Er sprang von seinem Sessel auf und war im nächsten Augenblick bei mir. Behutsam löste er meine Hände von Silles Schultern und zog mich an sich.
»Claire, wir werden einen Ausweg finden, das verspreche ich dir. Wir haben den Namen der Quelle herausgefunden und wir wissen jetzt auch, wo der Felsen der Gerechtigkeit liegt, da werden wir doch diese letzte Hürde auch noch nehmen«, flüsterte er in mein Haar.
»Ist gut«, schluchzte ich und wischte mir die Tränen und den Rotz ab. Er hatte ja recht. Es war dumm jetzt alles infrage zu stellen und an unserem Erfolg zu zweifeln. Ich musste fest daran glauben, dass wir es schaffen konnten und das würde ich auch tun. Ich nickte noch einmal entschlossen, um ihm zu zeigen, dass ich verstanden hatte, und nahm das Taschentuch, das Sille mir reichte. Ich schnäuzte so geräuschvoll hinein, dass jeder noch so auf Krawall gebürstete Berggorilla das Weite gesucht hätte, und widmete mich dann wieder meinem Buch.
James und Sille wechselten einen zufriedenen Blick und vertieften sich wieder in ihre Lektüren. Kurze Zeit später
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