Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
vollgestopften Regale.
»Hättet ihr Böses im Sinn gehabt, dann stündet ihr jetzt nicht hier in diesem Raum«, antwortete Hieronymus trotzig und baute sich vor Balthasar zu seiner ganzen Größe von 150 cm auf.
»Was soll das heißen?«, fragte Balthasar. Hieronymus sah den Vampir an, als sei er nicht gerade die hellste Birne im Leuchter.
»Glaubt ihr wirklich, dass wir all diese gefährlichen Artefakte nur dadurch schützen, weil wir sie in einem geheimen Raum verstecken? Ihr konntet nur so weit vordringen, weil ihr keine bösen Absichten habt. Jeder andere wäre durch die Zauber die auf diesem Raum liegen schon längst vernichtet worden«, verriet er ehrfürchtig. »Ihr müsst euch also um mich keine Sorgen machen. Niemandem wird es jemals gelingen, irgendetwas hier herauszutragen. Genauso wenig kann ich euch deshalb auch den Codex mitgeben. Denn würdet ihr versuchen mit der Schrift diesen Raum zu verlassen, wäre es um euch geschehen.«
Betretenes Schweigen folgte und wir sahen uns ratlos an. Was sollten wir denn jetzt tun? Hieronymus Worte ergaben durchaus Sinn. Es hätte mich auch ehrlich gesagt gewundert, wenn er allein für den Schutz all dieser wertvollen Gegenstände zuständig gewesen wäre.
Wenn wir den Codex Hostimentum nicht mitnehmen konnten, mussten wir eben hier vor Ort den Code entschlüsseln. Genau genommen ging es ja nur um ihn und wir benötigten das Buch danach nicht mehr.
»Können wir dann wenigstens einen Blick in das Buch werfen? Sie wissen doch jetzt, was diese Evelyn vorhat. Wir müssen das unbedingt verhindern, doch dazu ist es notwendig den Code zu entschlüsseln«, versuchte ich zu erklären. Inzwischen trat mein Vater aus dem Schatten.
»Meine Tochter und meine Freunde sind in großer Gefahr. Ich werde sicher nicht tatenlos zusehen, wie irgendein machtgieriges Miststück die Quelle des Bösen befreit, nur, weil Sie zu stur sind, uns zu helfen.«
Hieronymus musterte meinen Vater nachdenklich, dann seufzte er laut und ging zu einem der Regale an der Wand. Wir beobachteten ihn dabei, wie er leise fluchend nach etwas suchte und dabei unzählige Bücher umschichtete. James und ich wechselten einen bedeutungsvollen Blick. Wie es schien, hatte der alte Mönch seine Meinung geändert. Mit einem freudigen »Ah, da ist es ja«, drehte er sich zu uns um. In seinen Händen hielt er ein riesiges Buch.
Er trat an den kleinen Tisch und ließ es mit einem lauten Knall darauf niederfallen, dann sah er jeden von uns für einige Sekunden lang eindringlich an.
»Nehmt euch so viel Zeit wie ihr benötigt, aber kommt nicht auf die Idee das Buch hier herausschaffen zu wollen«, ermahnte er uns und machte sich daran, wieder Ordnung in seinen Regalen zu schaffen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. James zog den Zettel mit den Zahlenreihen hervor und gemeinsam machten wir uns daran, die Buchstaben zu finden, die letztendlich das gesuchte Wort ergaben.
Es war nicht ganz so einfach, wie wir es uns vorgestellt hatten, da es viele Seiten in dem Buch gab, auf denen nur Zeichnungen zu sehen waren. Anfangs wussten wir nicht, ob diese Seiten auch gezählt wurden, doch nach einiger Zeit war uns klar, dass dies nicht der Fall war. Nach einer knappen halben Stunde war es dann endlich soweit und wir starrten alle wie gebannt auf den Zettel.
»Und ihr seid euch sicher, dass wir alles richtig gemacht haben?«, fragte Balthasar ohne den Blick abzuwenden.
»Ich hoffe es«, entgegnete ich und beobachtete James, wie er den Stift nahm und die Buchstaben so anordnete, dass der gesuchte Name zu lesen war.
Er zeichnete neun Striche unter den Code und nummerierte diese, dann fügte er die dazugehörigen Buchstaben ein. Gespannt starrten wir auf das Wort, das langsam Gestalt annahm.
»Diesen Namen habe ich noch nie gehört«, teilte uns mein Vater mit, der hinter James stand und über dessen Schulter auf das Stück Papier blickte.
»Also ich weiß auch nicht so recht«, gab Balthasar zu bedenken. »Das hört sich schon irgendwie komisch an.« Ich warf meinen Begleitern einen verzweifelten Blick zu und las erneut den Namen.
»Aber wir haben es doch dreimal kontrolliert.« Hieronymus rückte einen letzten Gegenstand zurecht, dann trat er zu uns an den Tisch und sah mit zusammengekniffenen Augen auf den Namen.
»Da schau an. Hätte nicht gedacht das Veracanas auch die Quelle des Guten ist«, sagte er beiläufig. Wir drehten uns alle gleichzeitig zu ihm um.
»Der Name sagt Ihnen etwas?«,
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