Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
sprudelte es hoffnungsvoll aus mir heraus.
»Selbstverständlich. Eine Gottheit, die in Britannien und Gallien verehrt wurde. Viele nannten sie auch die Quellgöttin«, erklärte er. Ich atmete erleichtert auf. Wir hatten also doch keinen Fehler bei der Entschlüsselung gemacht.
Balthasar zog sein Handy heraus, hielt es über den Namen und drückte auf den Kameraknopf. Ein kurzer Blitz leuchtete auf und Hieronymus sprang erschrocken einige Schritte zurück.
»Teufelswerk. Was ist das?«, fragte er nach Luft ringend.
»Ein Handy. Ich habe nur zur Sicherheit ein Bild gemacht, falls wir, aus welchen Gründen auch immer, den Zettel verlieren sollten.« Hieronymus wagte sich nun wieder einige Schritte nach vorn und beäugte das Telefon in Balthasars Händen misstrauisch.
»Jetzt müssen wir aber noch herausbekommen, wo dieser Felsen der Gerechtigkeit zu finden ist«, seufzte ich und rieb mir die Schläfen. Hieronymus deutete mit dem Finger auf das Buch, ohne jedoch das Handy aus den Augen zu lassen.
»Alle Informationen zum Felsen der Gerechtigkeit findet ihr im letzten Drittel des Codex«, verriet er. Ich sah ihn erstaunt an.
»Woher wissen sie das?« Jetzt sah er kurz auf.
»Na, weil ich genügend Zeit zum Lesen hatte und jedes Buch hier auswendig kenne«, antwortete er kopfschüttelnd, als könne er nicht fassen, wie dumm ich war. Während wir uns also wieder voller Elan auf die alte Schrift stürzten, ließen sich Balthasar und Hieronymus auf dessen Bett nieder. Der alte Mönch wollte alles über dieses sogenannte Handy erfahren und Balthasar erklärte es ihm mit der Geduld eines Unsterblichen. Ab und zu hörte ich hinter mir ein »Ah« oder »Oh« und hin und wieder erklang auch ein erfreutes Kichern.
Nach einer weiteren Stunde war es dann endlich so weit. Wir hatten den Ort gefunden. Der so geheimnisvolle Felsen der Gerechtigkeit lag am nördlichen Ufer des Loch Ailsh. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo genau das war, aber ich war froh, aber dies herauszufinden würde kein großes Problem darstellen.
James erklärte uns, dass Loch Ailsh nur etwa 50 Kilometer Luftlinie von Castle Hope entfernt war, was meine Stimmung noch ein Stück anhob. Endlich hatten auch wir einmal Glück. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass dieser besagte Felsen irgendwo im tiefsten Amazonas oder an einem anderen weit abgelegenen und schwer zu erreichenden Ort lag. Dass er sich aber sozusagen in der Nachbarschaft befand, war wie ein Lottogewinn.
Jetzt gab es nur noch eine Hürde, die wir nehmen mussten und die war, den rechtmäßigen Nachkommen aufzuspüren, der das Blut der Quelle besaß. Und das war auch bei weitestem die schwerste Aufgabe, denn wir hatten keine Ahnung, wo wir mit der Suche anfangen sollten.
Doch wir hatten in den letzten Tagen soviel geschafft, warum sollte es uns nicht auch noch gelingen, diesen ominösen Nachkommen zu finden. Hätte vor zwei Tagen jemand behauptet, wir würden innerhalb der nächsten 48 Stunden den Namen der Quelle herausfinden, so hätte ich ihm nicht geglaubt. Und doch stand ich nun hier mit einem Zettel in der Hand, auf dem genau dieser Name stand.
Eines wusste ich mit absoluter Sicherheit: Ich würde nicht aufgeben und bis zur letzten Sekunde des Countdowns kämpfen.
Kapitel 16
Montag, 10:30 Uhr. Verbleibende Zeit: 4 Tage, 12 Stunden und 55 Minuten.
Ich war hundemüde und ließ mich mit einem lauten Ächzen in die Ledercouch des Arbeitszimmers fallen. Wir waren endlich wieder zu Hause. Gierig nahm ich den Kaffee entgegen, den Berta mir servierte, und verbrannte mir umgehend die Lippen, als ich einen tiefen Schluck nahm. Ich war völlig fertig. Auf dem Rückweg hatte ich den Vampiren noch einmal von meinem Blut geben müssen, da es unvermeidbar gewesen war, einige Stunden am Tag zu reisen und irgendwie schlauchte mich dieser ganze Blutverlust doch enorm.
Mein Vater hatte den großen Vorteil sich materialisieren zu können. Er wollte sich deshalb noch etwas umhören und am nächsten Tag nachkommen. Alle waren auf dem Rückweg gut gelaunt, bis auf James. Der stand jetzt nämlich ohne Handy da und das wurmte ihn gewaltig. Hieronymus war so von Balthasars Mobiltelefon begeistert gewesen, dass er nicht eher Ruhe gegeben hatte, bis auch er im Besitz eines solchen Wunderdings – wie er es nannte- war. Da sich auf Balthasars Telefon die Bilder befanden, die er zur Sicherheit geknipst hatte, musste James in den sauren Apfel beißen. Nur widerwillig und böse
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