Blutrubin Trilogie - Band 3: Das Vermächtnis (German Edition)
Und das nur, weil mein Leben mir wichtiger gewesen war, als Evelyn aufzuhalten.
»Claire? Du bist ja kreideweiß. Ist dir nicht gut?«, wollte Sille wissen und kam zu mir. James setzte sich auf meine andere Seite und legte besorgt den Arm um mich.
»Engel? Was ist denn los?«, fragte er angsterfüllt. Ich hob den Kopf und sah ihm lange in die Augen, dann quälte ich mir ein Lächeln auf die Lippen.
»Mir ist nur gerade etwas klar geworden«, entgegnete ich mit trauriger Stimme.
»Und das wäre?«
Ich rieb mir die Hände und sah zu Boden, da ich James liebevollen Blick nicht ertragen konnte. Das, was ich ihm jetzt gleich sagen wollte, würde ihn verletzen, soviel stand fest.
»Wir können nicht beides tun. Ich meine damit, es ist unmöglich in der kurzen Zeit, die uns bleibt, nach diesem Nachkommen zu suchen und gleichzeitig Evelyn daran zu hindern, diese Quelle zu befreien.«
»Dann konzentrieren wir uns ganz darauf, den Nachkommen zu finden«, erklärte James entschlossen. Alle anderen im Raum nickten zustimmend. Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, das werden wir nicht tun«, verkündete ich. Alle Augenpaare waren nun auf mich gerichtet und ich blickte in verständnislose Gesichter.
»Claire, du bist durcheinander und...«, begann Balthasar. Ich hob die Hand und er verstummte. Das, was ich meinen Freunden und meinem Vater jetzt zu sagen hatte, fiel mir sehr schwer, aber ich hatte einen Entschluss gefasst.
»Ich werde nicht zulassen, dass wegen mir die Quelle des Bösen befreit wird. Wir werden von jetzt an all unsere Energie und Zeit darauf verwenden, einen Weg zu finden, wie wir Evelyn aufhalten können.«
»Claire, du kannst nicht von uns verlangen ...«, sagte James, doch ich unterbrach ihn.
»Doch, ich kann und werde es von euch verlangen. Ihr wisst selbst, dass niemals eine wirklich reelle Chance bestand, mich zu retten. Selbst wenn Evelyn nicht versuchen würde etwas Böses zu erwecken und unser einziges Problem dieser beschissene Countdown wäre, hätten wir keine große Aussicht auf Erfolg. Wir müssen alles tun, um Evelyn aufzuhalten und ich erwarte von euch, dass ihr meine Entscheidung akzeptiert«, entschied ich.
Ich sah zu James, der das Gesicht in seinen Händen vergraben hatte und kaum merklich den Kopf schüttelte. Ich legte meine Hand auf seine Schulter und er sah auf.
»Ich hoffe auch du wirst meinen Wunsch respektieren«, versuchte ich möglichst entschlossen zu sagen, doch meine Stimme brach. Einen kurzen Augenblick sahen wir uns einfach nur an, bevor wir uns in die Arme fielen und ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
Dann stand plötzlich Gabriela in der Tür und sah uns fragend an.
»Was ist denn hier los?«
Kapitel 17
Dienstag, 09:43 Uhr. Verbleibende Zeit: 3 Tage, 13 Stunden und 47 Minuten.
»Ich liebe dich«, flüsterte James in mein Ohr und mir wurde sogleich wieder das Herz schwer. Seit ich gestern Nacht meine Entscheidung getroffen und sie allen mitgeteilt hatte, fühlte ich mich leer und hoffnungslos.
Wir hatten uns bei Anbruch des Tages auf unser Zimmer zurückgezogen und lagen seither, ohne viele Worte, dicht aneinander gekuschelt, im Bett.
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich ganz auf James Geruch. Sofort spürte ich, wie wieder die Tränen in mir aufstiegen und ich schluckte einige Male.
Es tat gut, in seinen Armen zu liegen. Ich fühlte mich geborgen und beschützt, fast wie in einem Kokon, der meinen ganzen Körper warm umhüllte. Doch dann schlichen sich plötzlich andere Gedanken in meinen Kopf. Gedanken, die mir aufzeigten, dass dies eines der letzten Male sein würde, in denen ich seine Nähe spürte.
Immer, wenn ich daran dachte, fing ich lautlos an zu weinen. James fühlte es sofort und schloss mich noch fester in seine Arme. Doch er sagte kein Wort, was aber auch nicht nötig war.
Ich wusste, wie aufgewühlt und durcheinander er war. James ging es kein bisschen besser, als mir. Auch er hatte es bisher vermieden sich mit dem schlimmsten Fall auseinanderzusetzen und meine kleine Ansprache letzte Nacht hatte ihn in die Realität zurückgeholt.
Tief in seine eigenen Grübeleien versunken streichelte er abwesend meine Schulter. Anschließend legte er seinen Finger unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.
»Was denkst du gerade?« Bei seiner Frage musste ich unweigerlich kichern.
»Mit dieser Frage nervt doch normalerweise die Frau den Mann und nicht umgekehrt«, erklärte ich. Er lächelte, doch dann wurde
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