Blutsäufer (German Edition)
bis zum Wochenende durch und fing montags gleich wieder an.
Wurde ja überall Personal eingespart bei den Zeitungsredaktionen. Wer kaufte
sich den Dreck schließlich noch, seit man sich übers Tagesgeschehen genauso gut
kostenlos im Internet informieren konnte? „Die Vermisstenfälle ham wir erst mal
ganz klein gemacht. Zurzeit steck ich mit beiden Ellenbogen in den
Abspritzermorden.“
„Worin steckst du?“, fragte Bernstein nach.
Er glaubte sich verhört zu haben.
„Den Abspritzermorden. Die Bezeichnung stammt
nicht von mir. Stammt von unserem gemeinsamen Freund von der Kripo.“
„Dem Arno?“
„Ja, Arno ist vorrangig mit den
Abspritzermorden beschäftigt. Man hätt’s aber auch die Halsaufbeißermorde oder
meinetwegen die Vampirmorde nennen können. Wenn man an so einen Mist wie
Vampire glaubt.“
Bernstein fasste sich an den Kopf. „Die
Vampirmorde? Kannst du ein bisschen deutlicher werden, wenn du schon den Mund
aufmachst, Theo? Ich versteh nur Bahnhof und steh nicht mal an ´ner Schranke.“
„Wenn du unser Blatt täglich lesen würdest,
Peter, müsste ich dir hier nicht lang und breit erklären, was in Dölinghausen und
um Dölinghausen herum vor sich geht. Bist du nicht Abonnent?“
„Ja, noch …“ Er hustete in den Hörer.
„Entschuldige, in letzter Zeit komme ich so wenig zum Lesen und den Großteil
der Ausgaben der vergangenen Wochen habe ich schon im Altpapier entsorgt. Also,
erzähl mal, worum geht’s bei diesen Abspritzermorden? Kurze, prägnante Zusammenfassung,
bitte.“
„Na, du stellst ja Ansprüche, Peter! Wie oft
habe ich dir eigentlich schon einen Gefallen getan, he? Und wie oft haste dich
dafür revanchiert? Kann mich an kein einziges Mal erinnern, Peter, und selbst
´n bisschen Alzheimer bei mir vorausgesetzt, biste mir noch ´ne Menge schuldig.
Kannst zum Beispiel mal an den Wochenenden meine Frau observieren. Ich glaub,
die empfängt da ihren Liebhaber, während ich hier tief in der Arbeit stecke.“
Bernstein lachte. „Die Lisa betrügt dich? Erzähl
nichts! Kann ich mir bei der Lisa gar nicht recht vorstellen, dass die ´nem
anderen als dir ihre Dose hinhält. Ist doch ´ne treue Seele, dein kleines Lieschen.
Aber um noch mal auf die andere Sache zu sprechen zu kommen, ich mein jetzt die
Vermissten. Die Abspritzer kannst du ja hinterherschieben, wenn du willst. Eins
nach dem anderen. Du weißt ja, der Peter interessiert sich für alles, sogar für
deine Kontoauszüge.“
Er hörte Papierrascheln. Husten. Wieder
Papierrascheln. Durchforstete wohl seine Papierstapel, der Theo. „Außer von dem
Hansen, der recht spät vermisst gemeldet wurde, weiß ich nur von dem Hussing,
Ulrich Hussing. Und sonst … ach ja, der Küster, auch schon länger her, zwei
Monate oder so. Den haben zwar die meisten schon Jahre nicht gesehen, aber er
war immer fleißig auf Facebook, und seit zwei Monaten nicht, so ist das
aufgefallen. Der wurde zuletzt nirgendwo mehr gesehen.“
Der Privatdetektiv schrieb sich den Namen
auf. „Küster – hat der auch ´n Vornamen?“
„Ham alle immer ´n Vornamen, Peter. Sogar du
hast ja einen abbekommen. Und der Küster hieß … oder vielmehr heißt, warte mal
… lauf mir nicht weg …“ Kleinbügler lachte. Klang wie ein Stakkato-Hicksen. „Ah,
hier hab ich’s doch. Zum Glück herrscht hier noch Zucht und Ordnung. Also, bist
noch dran? Holger heißt der, Holger Küster.“
Bernstein notierte den Vornamen. „Wenn du
jetzt noch Fotos hättest, außer von dem Hussing, das wär schon nicht schlecht.“
„Wieso nicht von dem Hussing? Hat dich der
alte Bausanierer auf seinen Sohn angesetzt und dir ´n Fotoalbum vorgelegt?“
„Kann man so sagen, ja.“
„Interessant! Hast du denn auch ein paar
Infos für uns als Gegenleistung für die Fotos und all die Gefallen, die du mir
noch schuldest?“
„Ich will mal so sagen, Theo“, Bernstein zog
die Nase hoch. War irgendwas drin, was da nicht hineingehörte. „Ich bin auf
´ner brandheißen Spur mit dem Hussing. Ich glaub, da steckt noch mehr dahinter,
´ne ganz große Geschichte, und du sollst als erster davon erfahren, wenn ich alle
Fäden miteinander verknüpft und zusammengehäkelt habe.“
„Machst es ja wieder spannend, Peter. – Na
gut, ich schick dir die Fotos gleich per Mail.“
„Und was ist nu mit den Spritzermorden?“,
fragte Bernstein.
„Den Abspritzermorden“, korrigierte der
Redakteur. „Bislang wurden drei Leichen gefunden. Die erste im Wald,
Vierteljahr her, die zweite
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