Blutsäufer (German Edition)
auf ´nem Hinterhof von einer Kampfkunstschule – war
der Lehrer –, die dritte ganz frisch heute früh um vier Uhr morgens im
Stadtpark. War jedes Mal ein Mann, der umgebracht wurde, jedes Mal durch einen
Biss in den Hals und jedes Mal wurde das Opfer beinahe blutleer zurückgelassen.
Und jetzt kommt’s: Die sind zwar alle verblutet, doch bei den Leichen wurde
kein Blut gefunden bis auf ein paar Tropfen auf der Kleidung.“
„Hört sich ja übel an“, sagte Bernstein,
„versteh aber immer noch nicht, warum diese Morde Abspritzermorde genannt
werden.“
„Ganz einfach, alle diese Männer haben sich
mit ´ner mächtigen Ejakulation und frei aus der Hose hängendem Schniedel von
dieser Welt verabschiedet.“
„Hmm“, machte Bernstein. „Und die Wunden am
Hals – wie sahen die aus?“
„Na ja, wie sieht so ein Hals schon aus mit
´nem tiefen Biss im Fleisch und ´ner gekappten Halsschlagader? Die
Halsschlagader hing übrigens jedes Mal raus wie übriggebliebene Spaghetti von
´nem Tellerrand.“
„Zahnabdrücke?“, fragte der Privatdetektiv.
„Sind besonders merkwürdig. Die
Gebissabdrücke scheinen nicht menschlich zu sein. Von der Größe kommt’s zwar
hin, aber abgesehen davon ähneln sie eher großen Raubkatzen. Doch für einen
Löwen oder Tiger sind die Abdrücke wiederum viel zu klein.“
„Hmm“, machte Bernstein wieder. „Na, dann
dank ich dir erst mal schön, Theo.“
„Nichts zu danken, Peter! Und denk dran, mich
zu informieren, wenn deine brandheiße Spur Feuer fängt. Wenn’s anfängt zu
lodern und zu fackeln, will ich die Story in meinem Blatt haben, okay?“
„Okay, Theo, mach ich.“ Der Privatdetektiv
legte auf. Fünf Minuten später war er umgezogen, der Morgenmantel gegen einen
Trenchcoat ausgetauscht und Bernstein auf dem Weg zur Schein-Bar.
6
Ehe
Bernstein sich für seinen Bürotag den fleckigen Bademantel überzog, tastete
sich Kasper Storkendiek durch den Morgendunst einer langsam verwehenden Nacht.
Er trug seinen besten Anzug, war guter, alkoholumnebelter Laune und fand sein
Leben einfach nur geil. Sein Leben war immer geil, wenn er zu viel getrunken
hatte, und diese Nacht war besonders geil gewesen.
Der Abend hatte im Puff begonnen. Er und Achim
hatten da mit ein paar Nutten ein teures Gläschen Sekt getrunken, und danach
war eine Thailänderin, die er richtig scharf fand, wie ein Flummi auf ihm
rumgehüpft, bis sein Schwanz wie ´ne Stange Dynamit explodiert war. Richtig
gesoffen hatten sie dann erst in der Eckkneipe am Hafen. Wie hieß die noch? Zum
strammen Matrosen oder … scheißegal, wie die hieß.
Später in der Nacht klingelten sie bei Klaus,
weil Klaus über die bestbestückte Hausbar von ganz Dölinghausen verfügte. Klaus‘
keifende Ehefrau war zuerst aufgewacht und hatte ihnen über die Sprechanlage
richtig eingeheizt. Ein Weib mit Haaren auf den Zähnen war Klaus‘ Frau Margot!
Selbst in schlaftrunkenem Zustand war sie aus dem Stand in der Lage, eine mit derben
Fäkalwörtern und Flüchen gespickte Schimpftirade von Bundestagsdebattenlänge zu
halten. Achim und er hatten im Duett „Meckerziege!, Meckerziege!“ in die
Sprechanlage gerufen und waren vor Lachen beinahe aus den Schuhen gekippt. Dann
war Klaus zu hören, und Klaus hatte auf den Summer gedrückt, obwohl es vorher
anscheinend ein kleines Gerangel gab.
Oben trafen sie Klaus im meerblauen Schlafanzug
an und gratulierten ihm zu seinem guten Bekleidungsgeschmack und fragten nach
der Adresse seines Schneiders. Bisschen angepisst war Klaus an der Bar
gestanden, Margot hatte weiter gekeift, und dann hatten sie in der Küche eine
Flasche Whisky geleert. Margot war dem Alkohol auch nicht völlig abgeneigt,
doch nach zwei Gläsern – nachdem sie ihrem Mann eine geschallert hatte, weil
ihr wohl gerade danach war –, war sie wieder schlafen gegangen. Es war dann gar
nicht mehr lustig gewesen, Achim kotzte in die Spüle und er, Kasper,
verabschiedete sich, als Klaus zu heulen angefangen hatte.
Und jetzt tastete er sich durch den
Morgendunst auf dem Weg nach Hause und überlegte, ob es zwischen hier und
zuhause noch eine Einkehrmöglichkeit gab. In einer Nebenstraße, in der die
Straßenlaternen trübe flackerten, sah er eine Katze über den Bürgersteig
schleichen. Als sie ihn bemerkte, verschwand sie zwischen zwei Häusern in einem
Gebüsch.
Wie geschmeidig Katzen sich doch bewegen
können, dachte Kasper noch, bevor ihm die Frau auffiel, die der Katze an
Geschmeidigkeit in nichts
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