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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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die Ohren und fielen bis auf die knochigen Schultern. Die Wangen waren
eingerissen oder aufgeschnitten, einzelne Streifen lappten wie seitlich
angebrachte zusätzliche Zungen über den Unterkieferknochen.
    Das ist der Monstermann!, dachte Karla, die
brüllende Kreatur aus dem Keller, von der sie vor ein paar Tagen in die Flucht
geschlagen worden war.
    Als der Monstermann den Mund öffnete
und die Oberlippe anhob, erwartete Karla den Anblick einer leeren Höhle oder zwei
unebene Reihen schwärzlicher Zahnstümpfe. Was sie zu sehen bekam, waren lange,
spitze Eckzähne, unten ragten sie sogar über die Unterlippe hinaus. Dazwischen,
zwischen den Eckzähnen, war nichts außer Zahnfleisch und eine weißlich-graue
Zunge, mit der er nun im Wechsel über seine Mundwinkel fuhr, so als würde er
sich über eine langerwartete und besonders köstliche Mahlzeit freuen.
    Was hinter dem Mann war, konnte sie lediglich
erraten: Eine Bank? Irgendwelche Bündel? Am Boden zusammengekauerte Gestalten,
denen etwas fehlte – Gliedmaßen vielleicht?
    Dass sie den Monstermann relativ gut sehen
konnte, war der Tatsache zu verdanken, dass ihre Hand mit dem Feuerzeug kaum
einen halben Meter von ihm entfernt war.
    Dass ihre Hand kaum einen halben Meter von
ihm entfernt war, war wiederum ein Fehler, wie sie gleich feststellen sollte,
denn während sie, von einer abseitigen Faszination ergriffen, in sein groteskes
Antlitz starrte, näherten sich klauenartige Finger ihrem Handgelenk.
    Als sie es bemerkte, schien es bereits zu
spät zu sein, zumal sie vor Schreck das Feuerzeug fallen ließ und einfach
stehen blieb wie die sprichwörtlich gewordene Salzsäule.
    Schlagartig wurde es wieder dunkel.
    Stockdunkel.
    Raue Finger streiften ihre Hand, dann packte
sie etwas an den Beinen, umklammerte sie.
    Sie gab einen quiekenden Laut von sich.
    War da noch jemand?
    Plötzlich stand sie in der Luft, und ein
dumpfer Bumms kündete von der Kollision ihres Kopfes mit der Kellerdecke.
    Was war denn da so nass zwischen ihren
Beinen? Nässte sie sich jetzt ein?
    O Gott, wie peinlich, dachte sie.
    Selbst in ihrer fürchterlichsten Angst und in
größter Gefahr blieb sie ein schamhaftes kleines Mädchen. Das war so bei ihr.
Das ging nicht aus ihr raus.
    Ein bestialisches Gebrüll klang auf. Jemand
rüttelte am Gitter.
    Das ist der Monstermann!, dachte sie oben in
der Luft, während ihr Schädel an der Decke entlang schrammte.
    Doch es war nicht der Monstermann, der ihre
Beine umklammert hielt. Und im nächsten Moment umklammerte niemand ihre Beine
mehr. Karla flog durch den Gang und landete hart auf Händen und Knien. Auf den
Knien so hart, dass sie zunächst befürchtete, sie würden zu einer breiigen
Masse zerlaufen oder in tausend Teile zerspringen.
    Dann war es wieder still.
    Eine verstörende, trügerische Stille.
    Wo war derjenige, der sie gepackt und durch
den Raum geworfen hatte? Würde er oder sie ihr gleich den Rest geben?
    Karla ließ sich auf die Seite sinken, befühlte
ihre Kniescheiben und bewegte vorsichtig die Beine. Schienen einigermaßen zu
funktionieren, schmerzten aber ordentlich.
    Mit einem Bein stieß sie gegen etwas am
Boden. Ein Stöhnen unterdrückend, beugte sie sich vor und tastete mit der Hand
danach. Es war das, was sie vermutet hatte: ihr Feuerzeug.
    Vielleicht war es dämlich von ihr, vielleicht
hätte sie sich besser totstellen und nicht am Rädchen des Feuerzeugs drehen
sollen. Doch sie drehte am Rädchen, bis sich ein kleines Flämmchen wölbte.
    Sie sah den Monstermann hinter dem Gitter. Er
hatte eine Klaue hindurch gestreckt. Die Klaue lag auf dem Haupt einer sehr
schönen Frau, die demütig vor ihm kniete. Karla identifizierte sie als die
Frau, die sie für sich die alte Hexe nannte.
    Nach einer Weile griff die Frau nach der
Klaue wie nach etwas Heiligem, nahm sie in beide Hände und küsste sie.
    Küsste sie ehrfürchtig.
    In ihrem Gesicht war kein Ekel, in ihrem
Gesicht war Verzückung.
    In Karla dagegen war der Ekel so stark, dass
sie fürchtete erbrechen zu müssen.
    „Mircea“, sagte die Frau.
    Der Monstermann Mircea sagte nichts. Er
drehte seinen Kopf in Karlas Richtung und wieder zurück zu der Frau.
    „Nein, Mircea“, sagte die Frau, immer noch
die Klaue in beiden Händen haltend, „sie ist nicht gut für dich. In ihren Adern
fließt schlechtes Blut.“
    Karla glaubte sich verhört zu haben. Was faselte
die blöde Kuh da von schlechtem Blut? Sie, Karla, sollte schlechtes Blut haben?
Wie war die denn drauf? War die

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