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Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
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erste Aufflackern ihren Körper
zweidimensional verzerrt auf dem Boden nachbildete.
    Der Gang führte zu ihrer Rechten in drei
Räume, wovon der erste durch eine rostige Gittertür gesichert war. Oder
gesichert wäre, denn ein Schloss fehlte. Sie drückte mit einer Hand dagegen, bis
sie quietschend aufschwang. Der Raum war kahl und leer bis auf einen merkwürdigen
Stuhl; seine Sitzfläche und die Armlehnen waren mit Stacheln besetzt, die
metallisch in dem vom Flur hereinfallenden Licht funkelten. In die Decke,
direkt an den Wänden, waren robust wirkende Ketten mit verschließbaren
Armreifen eingelassen, die etwa einen halben Meter hinab reichten. Karla hatte
geschätzt, dass der Raum zweieinhalb Meter hoch war, und eine Gänsehaut bekommen
bei der Vorstellung, in der Zeit zurückzureisen und wie ein mittelalterlicher
Delinquent über Tage an solchen Ketten hängen zu müssen. Da wusste sie noch
nicht, dass sich eine Zeitreise erübrigte, um diesen Genuss einmal live zu
erleben. Man musste nur auf die richtigen Leute treffen.
    Die beiden anderen Räume hatten einfache
Holztüren, auch sie waren nicht durch Schlösser gesichert. Hinter der ersten
fand sie eine Art Schlafstube vor: ein schmales Bett an der einen Wand und an
der anderen ein kleiner, nicht sehr hoher Tisch mit einem Stuhl daneben, der
ebenfalls an der Wand stand.
    Als sie den dritten Raum betrat, erschrak sie
fürchterlich, denn das einzige Möbelstück , mitten im Raum, war ein Sarg.
Es schien sich um einen amerikanischen Sarg zu handeln, denn das Kopfteil verfügte
auf der einen Seite über ein Scharnier, um es im Bedarfsfall öffnen zu können, um
den Hinterbliebenen einen letzten Blick auf den zu beklagenden Verstorbenen zu
erlauben. Genau das, es zu öffnen und hineinzuschauen, tat sie nach einer
Schreckminute, während der sie bloß dastand und ihre Finger wrang. Da das Licht
vom Gang zu schwach war, um den Raum vollständig zu erhellen, und sie keinen
Lichtschalter entdecken konnte, behalf sie sich mit ihrem Feuerzeug und hielt
es mit brennender Flamme ein Stück in den Sarg hinein.
    Sie hielt den Atem an.
    In dem Sarg lag die alte Hexe! Scheinbar im
tiefen Schlummer und mit entspannten Gesichtszügen.
    Ein Augenlid der alten Hexe schien sich nun heben
und ein böses Auge auf sie zu richten. Sofort ließ Karla das Kopfteil fallen –
ein lautes Krachen von Holz auf Holz war die Folge –, und rannte, so schnell ihre
Beine sie trugen, hinaus. Sie schlug die Tür hinter sich zu und fand sich, als
sie stehenblieb, in dem Teil wieder, den sie für sich den kürzeren Gang nannte.
    Karla stand im Dunkel, ihr kleines Herz raste;
einen Lichtschalter fand sie nicht.
    Sie tastete sich die Wand entlang. Gab es
hier irgendwo einen zweiten Ausgang?
    Nein, nichts! Nur Wand und der Geruch von
Moder und Verwesung. Sie schnupperte. Woher kamen die Gerüche?
    Sie wandte sich der gegenüberliegenden Wand
zu. Tasten, mit beiden Handflächen tasten. Einen Meter, zwei Meter, drei Meter.
    Ein Griff ins Leere.
    Sie bewegte ihren Unterarm ein Stück nach
rechts und stieß gegen etwas Hartes, eine Gitterstrebe. Weitere Gitterstreben,
über die ihre Finger glitten. Dicke Ketten, die eng um Gitterstreben gewickelt
waren. Ein Schloss, zwei Schlösser, vielleicht noch mehr. Egal.
    Mit beiden Händen hielt sie sich an dem
Gitter fest. Ihr Atem ging schnell. Das kam vom Laufen und von ihrer Angst.
    Das einzige Geräusch, das sie hörte, war ihr
eigenes Hecheln, das Einzige, was sie spürte, war das Metall des Gitters
zwischen ihren Fingern und … und dann noch etwas anderes an ihren
Fingern.
    Etwas Kaltes, Ledriges, das darüberfuhr im Dunkel.
    Als dazu noch ein kehliges Lachen ertönte, wich
sie rasch nach hinten aus.
    Sie wusste, sie würde es bereuen, doch ihre
elende Neugier ließ sie hektisch an ihrem Feuerzeug fummeln, bis es zündete und
die kleine Flamme ihr Aufschluss darüber gab, was in dem Raum hinter dem Gitter
war. Leider reichte sie nicht aus, um alles zu sehen, nicht im Detail.
    Zum Glück reichte sie nicht aus!
    An dem Gitter hockte eine furchterregende
Kreatur in einem schwarzen oder dunkelbraunen Anzug. Der Anzug hing an den Ärmeln
in Fetzen, wies in Höhe der Brust Löcher auf und war besudelt mit …
    Es war nicht zu erkennen, womit er besudelt
war.
    Das Gesicht der Kreatur war eine verstörende
Fratze. Rote, glühende, starre Augen unter einem beinahe haarlosen Schädel.
Eine der wenigen verbliebenen Haarsträhnen fiel lang darüber, andere hingen
über

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