Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsäufer (German Edition)

Blutsäufer (German Edition)

Titel: Blutsäufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trash Thompson
Vom Netzwerk:
Restmülltonne. Die Restmülltonne stand an der Straße. In der Frühe kam
ein großer Wagen und sein Leichnam wurde umgeladen und zerstampft.
    Einmal wachte Franz nachts auf, als die
Gräfin an seinem Bett saß und mit einem Finger die Male an seinem Hals
nachzeichnete. Sie wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Als sie bemerkte,
dass er wach war, nahm sie den Finger von seinem Hals und lächelte ihn
freundlich an.
    „Du darfst nicht sterben, mein lieber Franz“,
sagte sie.
    Er lächelte auch oder versuchte zu lächeln;
es fiel ihm sichtlich schwer. „Wir könnten Freunde sein, Gräfin“, stieß er
heiser hervor.
    „Aber das sind wir doch, Franz“ sagte die
Gräfin, „wir sind doch Freunde.“
    Sie fasste nach seiner Stirn. Ihre Hand war
warm. „Hast du getrunken?“, fragte er.
    Sie nickte.
    „War es ein schlechter Mensch?“
    „Ja, ein schlechter Mensch“, bestätigte sie.
    Er legte seine Hand auf die ihre. „Das ist
gut.“ Sie gab ihm einen Kuss auf den Handrücken. Ihre Eckzähne streiften
hauchzart seine Haut.
    Franz schlief wieder ein. Im Traum lief er
durch ein Kaufhaus, in dem sämtliche Verkäufer Vampire waren. Auch die Kunden
waren Vampire. Er stand mit ihnen in einer Schlange und wickelte einen langen
Schal als mehr symbolischen Schutz um seinen Hals. Alle wollten sie den Roman
„Dracula“ von Bram Stoker kaufen. Es war der einzige Artikel in dem Kaufhaus.
Dracula im Schaufenster, Dracula in noch eingeschweißten Paletten, Dracula in
unordentlichen Stapeln und verschiedenen Ausführungen und in Regalen, die sich
bis zur Decke erstreckten. Als Franz an der Kasse stand und fragte, wo man hier
silberne Kreuze finden könne, schmissen sie ihn raus. „Und nehmen Sie Ihren
Schal ab bei der Hitze“, wurde ihm nachgerufen und höhnisch hinter ihm her
gelacht.
    Ja, so vergingen die Tage … mit Alpträumen
und kurzen Gesprächen.
    Wie viele Tage es insgesamt waren, bis er
wieder gesund war? Er hätte Aufschluss darüber bekommen können, wenn sein Handy
noch ginge, doch der Akku war leer und das Aufladegerät lag zu Hause in seiner
Wohnung. Am zweiten Tag seines Fieberwahns hatte er ein letztes Gespräch
geführt. Heinz, sein Nachbar, rief zwischen zwei Alpträumen an. Er wollte
wissen, wo er abgeblieben sei. „Dein Briefkasten quillt schon über, an deiner
Tür steckt ´ne Karte, weil irgendein Wasserzähler in deiner Wohnung
ausgetauscht werden muss, und deine Mutter war da. Du hast ihren Geburtstag
vergessen. Ist mit ´ner beleidigten Schnute und ohne Geschenke wieder
abgezogen, deine Mutter. Und bevor ich’s vergesse: Du bist mit der Treppe dran.
Ich mach dir die Treppe nicht, das glaub man ja nicht.“
    Franz hatte nicht viel zu dem Gespräch
beigetragen. Anfangs hatte er bloß zugehört und den Briefkasten-Wasserzähler-Treppe-Informationen
gelauscht und sie mit einem Röcheln kommentiert. „Ist dir nicht gut?“, fragte
darauf Heinz. „Wo bist du überhaupt, Franz? Wo warst du, als ich das letzte Mal
mit dir gesprochen habe?“
    „Ich bin …“, begann Franz. Ja, wo war er?
„Bei einer Freundin.“
    Er hörte seinen Nachbarn laut ausatmen. „Ach,
bei einer Freundin bist du. Und ich hab mir schon Sorgen gemacht.
Klingst nämlich gar nicht gut.“ Franz hörte ihn lachen. „Aber jetzt weiß ich
ja, warum. Hast dich müde genagelt, was?“
    Franz sagte darauf nichts.
    „Nee, sag jetzt nichts“, sagte Heinz. „Ein
Gentleman rammelt und schweigt.“ Heinz prustete in die Leitung. „Wie heißt es so
schön bei der Polizei? Alles, was Sie jetzt sagen, kann und wird später gegen Sie
verwendet werden. Oder so ähnlich.“ Heinz‘ dümmliches Gelächter klang Franz in
den Ohren.
    Mit welchen Menschen hatte er sich eigentlich
abgegeben in seinem ersten Leben? Mit lauter Spinnern und Idioten wie Heinz?
Und warum war ihm vorher nie aufgefallen, dass er seine Zeit mit Spinnern und Idioten
vergeudet hatte? Musste er in das Haus einer blutsaugenden Gräfin geraten, um festzustellen,
dass sein Leben leer war und die Menschen, die ihn umgaben, Worthülsen
auswerfende Pappkameraden?
    Wenn es noch einmal für mich eine Rückkehr in
ein normales Leben geben sollte, werde ich es anders gestalten, dachte er. Ich
werde mir eine Arbeit suchen, die mir Spaß macht. Ich werde die Wochenenden in
den Wäldern verbringen wie unsere frühen Vorfahren und zumindest partiell zur
Natur zurückkehren. Ich werde Tiere beobachten, Vögel, Rehe, Dachse und Füchse.
Ich werde mit einem Wolf Freundschaft

Weitere Kostenlose Bücher