Blutsauger
dafür, einen sterilen Plastiksack aus dem Dienstwagen zu holen und das Katzenkostüm auf diese Weise mitzunehmen. Verwertbare Spuren würde es gewiss keine mehr geben. Wichtig war nur, dass die Kriminaltechniker feststellen konnten, ob diese Faser mit jenen identisch waren, die sie in Frenzels Auto gefunden hatten.
»Sie kennen dieses Kleidungsstück auch nicht?«, fragte er den verstörten jungen Mann.
»Nein, keine Ahnung, wirklich nicht.«
»Es lag auch nie in Ihrem Auto?«
Frenzels Gesichtsfarbe wurde fahl und er rang für einen Augenblick nach Worten. »Was wollen Sie damit sagen?«
Linkohr ging nicht darauf ein. Er sah die Gelegenheit gekommen, den jungen Mann ein bisschen mehr zu schocken: »Aber vielleicht könnten Sie mir die Sache mit der Kühlbox erklären, die Sie nach Laichingen gebracht haben.«
Frenzel trat instinktiv einen Schritt zurück, während Wohnhaupt ihn scharf von der Seite ansah.
»Kühlbox?«, echote Frenzel kläglich. »Das ist schon eine Weile her, ziemlich lang, ja. Wieso, was hat das hiermit zu tun?«
»Vielleicht hat alles etwas miteinander zu tun«, wurde Linkohr deutlich. »Die Klinik, die Kühlbox, das Katzengewand und das hier.«
Wohnhaupt fuhr energisch dazwischen: »Was heißt ›das hier‹? Ich kann Ihnen versichern, Herr Linkohr, dass hier bei uns nichts läuft, was Anlass zu Ermittlungen geben könnte. Auch wenn Herr Dr. Fallheimer, wie Sie sicher wissen, ein großer Gönner unserer Einrichtung war.«
Linkohr nahm diese Bemerkung zur Kenntnis, ließ sich jedoch nicht beirren, sondern war entschlossen, Frenzel in die Enge zu treiben: »Wie war das jetzt mit der Kühlbox. Dr. Fallheimer hat Sie gebeten, sie zu Humstett zu bringen, stimmt’s?«
»Aber ich weiß bis heute nicht, was da drin war. Ich schwör’s. Es war ein Auftrag, mehr nicht. Das ist doch nicht verboten.«
»Hab ich das gesagt?« Linkohr runzelte die Stirn und riskierte einen weiteren Vorstoß: »Wie war das noch mal mit Ihren Schlüsseln? War nur jener vom Auto weg – oder auch der für hier?«
»Das hab ich doch schon alles zu Protokoll gegeben«, gab sich Frenzel zerknirscht.
Wohnhaupt mischte sich ein, um dem jungen Mann aus der Bedrängnis zu helfen: »Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf – wäre es nicht überaus töricht, würde Max hier etwas verstecken, das ihn belasten könnte?«
Linkohr war dies natürlich längst klar – und dennoch erschien ihm die Verhaltensweise des jungen Mannes nicht ganz geheuer.
»Viel wahrscheinlicher ist«, fuhr Wohnhaupt fort, »dass ihn jemand bewusst belasten möchte.«
Daran hatte Linkohr schon während der Fahrt hierher gedacht. Trotzdem wollte er ihm eine weitere Frage nicht ersparen. »Wann waren Sie eigentlich zuletzt in der Klinik?«
Max schluckte und sah die beiden Männer nacheinander an. »Das habe ich alles schon gesagt. Das wird jetzt vier Wochen her sein.«
»Dort kennt man Sie«, stellte Linkohr fest. »Sie könnten ein- und ausgehen, ohne groß aufzufallen. Seh ich das richtig?«
Max nickte stumm. Er war geschockt und nicht mehr in der Lage, sich zu wehren.
»Wie gut kommt man denn als Zivi oder Aushilfe an Medikamente und sonstige Mittel heran?«
»Ich …« Max spürte einen Kloß im Hals. »Ich komm da an überhaupt nix ran. Wollen Sie mir etwa …« Er wagte es nicht auszusprechen.
Linkohr hatte natürlich während seiner Ausbildung gelernt, welch strenge Bestimmungen es gab, wonach Medikamente sowohl in Apotheken als auch in Kliniken unter Verschluss gehalten werden mussten. Aber unabhängig davon, brannte ihm eine Frage auf den Nägeln: »Und Halothan?« Er hatte sich den Namen gemerkt, als ihn Häberle aus dem Obduktionsbericht Kräuters vorgelesen hatte.
»Halothan?«, wiederholte Max ungläubig. »Das Narkosemittel?«
»Genau das.«
Max schüttelte den Kopf. »Sie … Sie wollen mir …« Wieder brach er ab.
65
Häberle hatte den Versuch unternommen, Hoyler anzurufen – in der Hoffnung, dass ihn die spanischen Comisarios nicht länger festhielten. Tatsächlich war Hoyler an sein Handy gegangen und bereit gewesen, sich gemeinsam mit Fiedler zu einem Gespräch mit Häberle zu treffen.
Er ließ sich mit einem Taxi zur genannten Adresse bringen, die zu einem ganzen Komplex von Ferienwohnungen gehörte und die von der zurückversetzten Hanglage her einen herrlichen Blick über Playa del Ingles und Maspalomas bot. Hoyler führte den Kommissar in ein helles Wohnzimmer, das zum Atlantik hin eine komplette
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