Blutsauger
Augenblick empfand.
Der Chef des Hauses wurde deutlich: »Mensch, Junge, in der Sache, die mit deinem Auto zu tun hat, sucht die Polizei ein Faschingskostüm – ein Katzenkostüm, so, wie dies hier eines sein kann.«
Frenzel, der die Hände tief in seinen weißen Arbeitskittel vergraben hatte, fühlte sich plötzlich wie ein kleiner Junge vor dem strengen Oberlehrer. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Wohnhaupt zog vorsichtig das Kleidungsstück vollends aus der Spalte heraus. »Sie haben Kunststofffasern in deinem Auto gefunden – und schließen daraus, dass sie mit einer Frau in Verbindung zu bringen sind, die in der Samstagnacht in der Ambulanz aufgetaucht ist.«
Frenzel versuchte, den Gedankengängen Wohnhaupts zu folgen, der inzwischen tatsächlich eine Art Katzenkostüm ans Tageslicht geholt hatte und es nun hochhob. »Genau das, was die Polizei sucht. Da mach ich jede Wette.«
Frenzel nickte schüchtern.
»Hast du eine Ahnung, wie das hierhergekommen ist?«, wollte Wohnhaupt wissen und legte das Kleidungsstück auf die Glasoberfläche der Vitrine.
Frenzel schluckte. Er verspürte Magenschmerzen.
64
Häberle hatte Lena noch zu einer Pizza eingeladen, ihr seine Handynummer gegeben und sich schweren Herzens, wie er sich eingestehen musste, von ihr verabschiedet. Sie werde ihn mal in seinem Büro besuchen kommen, hatte sie ihm beim Weggehen noch zugerufen.
Jetzt musste er sich zwei anderen Damen widmen, die er übers RIU Palace Maspalomas ausfindig gemacht hatte. Im Foyer umgab ihn die kühle Luft der Klimaanlage. Der plötzliche Temperaturunterschied würde seinem verschwitzten Körper nicht gerade zuträglich sein, dachte er, konzentrierte sich aber sofort wieder auf seine Aufgabe. Wenn die Schilderungen einer der Damen am Telefon stimmten, dann warteten sie rechts des Eingangs an einer Sitzgruppe auf ihn. Tatsächlich entdeckte er die beiden Personen sofort, nickte ihnen zu und näherte sich mit einem freundlichen Lächeln.
»Bleiben Sie sitzen«, sagte er, »ich bin Kommissar Häberle. Ich hab mit Ihnen telefoniert.« Er schüttelte den beiden nacheinander die Hände und ließ sich auf dem schmaleren Teil der abgewinkelten Sitzgruppe nieder. Am Telefon hatte er ihnen bereits erklärt, worum es ging, sodass er ohne lange Vorrede zur Sache kommen konnte. »Sie brauchen keine Sorge zu haben. Es geht mir nicht um Ihre privaten Beziehungen zu Dr. Brugger und weshalb Sie ihm hierher gefolgt sind, beziehungsweise weshalb er Sie hierher eingeladen hat.« Die Bemerkung war dazu angetan, ihnen die Scheu vor diesem Gespräch zu nehmen. »Sie haben gesagt, Dr. Brugger habe den Kontakt zu Ihnen abgebrochen. Das heißt, Sie haben ihn hier gar nicht getroffen.«
»So ist es«, bestätigte Melanie Winkler schnell. »Entweder …« Sie runzelte die Stirn und sah zu Caroline, die dies als Aufforderung verstand und den inzwischen von ihr verwahrten Zettel herausholte. »Entweder hat er privaten Ärger gekriegt oder es ist etwas anderes gelaufen.«
»Hier«, sagte Caroline und faltete den handschriftlich beschriebenen Zettel auf, den ihnen Brugger hinterlassen hatte. Häberle griff danach und las die Botschaft Bruggers, woraufhin ein Stirnrunzeln folgte. »Wie haben Sie das gekriegt?«
»Über die Rezeption, gleich bei unserer Ankunft«, erklärte Melanie. Während Häberle den Zettel wieder vorsichtig zusammenfaltete und zu sich auf den niedrigen Tisch legte, ereiferte sich Caroline: »Wahrscheinlich ist da einiges gelaufen, von dem wir nichts wissen. Denn am Montagabend ist ein Typ aufgetaucht, der uns vermutlich aushorchen wollte.« Sie schilderte die Situation an der Hotelbar, als ein Mann erschienen war, der seltsame Fragen gestellt hatte. Häberle brachte diese Angaben in einen Zusammenhang mit Maronns Aussage, wonach dieser Hoyler die beiden Damen aufgespürt habe.
»Wissen Sie«, fuhr Melanie unterkühlt fort und zog sich ihr kurzes Strandkleidchen länger, »wir glauben, dass wir in etwas reingeraten sind, mit dem wir gar nichts zu tun haben.«
»Und dies könnte was, bitteschön, sein?«
Die beiden Frauen warfen sich ratlose Blicke zu, bis Melanie schließlich erneut das Wort ergriff. »Wir sind Krankenschwestern in der Klinik, das wissen Sie vermutlich. Und wir beide …« Sie lächelte verlegen. »Also Caroline und ich … wir haben uns gewisse Hoffnungen gemacht. Oder sagen wir mal so: Wir glaubten, dass unsere Sympathien, die wir für Dr. Fallheimer und Dr. Brugger hatten, irgendwie
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