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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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sie zurück. An ihrer bunten Bluse klebten Konfettischnipsel.
    »Heute Nacht sind die wilden Tänzer los«, entgegnete der Arzt und erhob sich wieder. »Tut’s nur beim Gehen weh oder ständig?«
    »Beim Auftreten. Es hat ganz langsam damit angefangen.«
    »Wahrscheinlich eine Verstauchung«, diagnostizierte Salbaisi. »Sicher nichts Schlimmes.« Er sah in ein jugendliches Gesicht, das jedoch im grellen Licht der Leuchtstoffröhren blass und müde wirkte. »Wie sind Sie denn hergekommen? Selbst noch gefahren?«
    Sie nickte. »Das ging schon, kein Problem.«
    Brigitte sortierte auf dem Schreibtisch die Datenblätter der Patienten, die draußen auf dem Flur warteten. In der letzten halben Stunde waren wieder zwei dazugekommen.
    »Ist eigentlich unsere Adlige noch nicht zurück?«, fragte sie mit gewisser Verwunderung, denn Salbaisi würde erfahrungsgemäß die junge Frau gleich zum Röntgen schicken.
    Er zuckte mit den Schultern, während die Patientin wieder vorsichtig in ihren Schuh schlüpfte. »Stimmt, sie hätte längst wieder zurück sein müssen.«
    Brigitte sah auf die Uhr. »Ich denk, dass Anja auch mal eine Pause gemacht hat.« Gemeint war die medizinisch-technisch-radiologische Assistentin, die seit Stunden nahezu ununterbrochen Röntgenbilder anfertigte.
    »Macht sie aber normalerweise nicht, wenn’s hier wie am Fließband läuft«, sagte er wie zu sich selbst, denn sie waren beide lange genug im Nachtdienst zusammen, um Anjas Zuverlässigkeit zu kennen.
    Brigitte grinste. »Vielleicht steht die adlige Dame nicht nur auf Doktores, sondern auch auf charmante Röntgenassistentinnen.«
    Salbaisi wollte nichts dazu sagen. Ihm war die Bemerkung im Beisein der Patientin eher peinlich.

13
    Brugger wachte alle paar Minuten auf. Er hatte ohnehin den Eindruck, überhaupt nicht mehr zu schlafen. Die roten Ziffern der Uhr am Pool standen auf 3.15 Uhr. Daheim war’s also bereits 4.15 Uhr. Brugger atmete die frische Meeresluft tief ein und fingerte nach seinem Handy, das er neben sich auf einem Plastikhocker liegen hatte. Wie schon so oft in dieser Nacht, drückte er die Taste mit der Kurzwahl seines heimatlichen Festnetzanschlusses. Obwohl seine Frau angekündigt hatte, am Samstagabend zu einer Faschingsveranstaltung zu gehen, beunruhigte es ihn, dass sie bisher weder daheim noch auf dem Handy zu erreichen war. Brunhilde neigte nicht gerade dazu, nächtelang durchzutanzen oder sich in irgendwelchen Bars zu amüsieren. Dass sie an diesem Faschingswochenende ausging, während er auf Geschäftsreise war, nahm er ihr nicht übel. Schließlich hatte sie genügend Freundinnen, die sich an solchen närrischen Tagen ebenfalls gern ohne ihre Männer amüsierten. Für Brunhilde war’s sogar ein ideales Wochenende, zumal sie die Kinder bei Tante und Onkel gut aufgehoben wusste.
    Brugger lag in seinem Liegestuhl und lauschte dem Freizeichen, das in endlos langen Abständen zu hören war. Als er wieder den roten Aus-Knopf drücken wollte und das Gerät gerade vom Ohr genommen hatte, vernahm er ein Klicken und eine Frauenstimme. Er zögerte, presste sich das Handy wieder ans Ohr und meldete sich mit einem sanften: »Hallo, Schatz, ich bin’s. Guten Morgen.«
    »Du?«, kam es kühl zurück. »Du, um diese Zeit? Weißt du denn, wie spät es hier ist?«
    Brugger spürte Enttäuschung. Was spielte die Zeit für eine Rolle, wenn er sich fürsorglich nach ihr erkundigte? Mochte dies auch reine Heuchelei sein, so hatte sie nicht den geringsten Grund, an seiner Ehrlichkeit zu zweifeln. Oder vielleicht doch?, hämmerte etwas in seinem Gehirn.
    »Ich hab’s schon ein paar Mal versucht, Schatz«, bemühte er sich um einen Anknüpfungspunkt.
    »Wie – du kontrollierst, wann ich heimkomm, während du auf den Kanaren die Puppen tanzen lässt?« Sie lachte laut und es klang, als sei sie betrunken.
    Brugger hielt ihr diesen Umstand zugute und überlegte, ob es Sinn machte, sich auf ein Gespräch einzulassen. »Nicht kontrollieren«, griff er ihre Bemerkung auf, »sondern sorgen, Schatz. Ich sorge mich.« Er machte eine Pause. »In so Nächten wie diesen kann einem allerhand zustoßen.«
    »Zustoßen? Mir?« Sie kicherte. »Mein lieber Herr Dr. Elmar: Ob mir was zustößt oder nicht, geht dich erstens nichts an und zweitens …«
    Er war plötzlich hellwach, sprang von seiner Liege auf und verschwand ins Innere des Zimmers. Falls auf den Balkonen nebenan auch jemand im Freien lag, was nicht auszuschließen war, wollte er keine Mithörer

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