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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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gibt.«
    »Wenn man die bisherigen Protokolle so liest, scheint mir, dass es vielen so geht wie Ihnen. Irgend so ein seltsames Gefühl, eine diffuse Angst, irgendwelche Gerüchte – aber niemand will Genaues wissen«, sagte Kerstin enttäuscht.
    »Na ja, man will schließlich nicht nachplappern, was so vermutet wird.«
    »Und was haben Sie denn von Frau Brugger erfahren – oder, anders gefragt, wie hat sie denn auf Ihre Warnungen reagiert?«
    »Nicht sonderlich besorgt. Im Gegenteil, ich hatte eher den Eindruck, sie nehme alles nicht so ernst. Und erfahren? Erfahren hab ich im Prinzip gar nichts.«
    »Und dann sind Sie einfach wieder gegangen – sozusagen unverrichteter Dinge?«
    »Ja, ein bisschen blöd bin ich mir schon vorgekommen. Es war wahrscheinlich dumm von mir, zu ihr zu fahren. Aber wir kennen uns flüchtig, da dachte ich, so ein Gespräch von Frau zu Frau …«
    »Dass wir beide uns im Zimmer nebenan getroffen haben, haben Sie ihr nicht gesagt?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Da können Sie sich drauf verlassen.« Sie lächelte. »Immerhin verfolgen wir ja im Prinzip dasselbe Ziel. Denn wer weiß, wem man überhaupt noch trauen kann.«
    »Sie haben selbst einen gewissen Verdacht?«
    Brigitte sah sich um und dämpfte ihre Stimme. »Vielleicht ist es hier nicht der richtige Ort, darüber zu reden.«
    »Sie dürfen gerne zu uns kommen – nach Ihrem Dienst. Es wäre uns sehr hilfreich und wohl auch Herrn Dr. Brugger dienlich, wenn Sie uns wenigstens einen kleinen Hinweis geben könnten, was Sie beschäftigt.« Sie überlegte, wie sie es formulieren sollte. »Sie haben doch Angst, oder?«
    Brigittes Stimme wurde etwas leiser. Sie vergewisserte sich, dass die beiden Türen geschlossen waren. »Was heißt Angst, Frau Iridon? Wenn es tatsächlich jemanden gibt, der hinter den beiden Todesfällen von Samstagnacht steckt, dann sind vielleicht viel mehr Menschen in Gefahr, als wir uns denken können.«
    Die Polizistin rief sich blitzschnell all die Personen und Namen ins Gedächtnis, mit denen sie seit gestern konfrontiert worden war. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, fragte Brigitte leicht abwesend: »Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie schnell man nach Gran Canaria fliegen kann?«
     
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Göppingens Polizeipressesprecher Uli Stock befand sich gerade auf dem Heimweg, viel zu spät noch dazu, da rief ihn der Polizeiführer vom Dienst im Treppenhaus der Direktion zurück. Aus Geislingen hatte sich der Lokaljournalist Georg Sander gemeldet und war, weil Stock in seinem Büro nicht mehr ans Telefon gegangen war, in der Einsatzzentrale gelandet. »Er will Sie dringend sprechen«, erklärte der uniformierte Hauptkommissar.
    Stock, ein braun gebrannter, sportlicher Typ, zögerte einen Augenblick, entschied sich dann aber, ins Büro hochzugehen. Er ließ sich in den gepolsterten Stuhl fallen und nahm das Gespräch entgegen. »Der Herr Sander!«, stellte er wenig erfreut fest. »Was verschafft mir die Ehre?« Er sah auf die Armbanduhr. Es war kurz vor 18 Uhr.
    Stocks Verwunderung über den Anruf war nur gespielt. Seit gestern hatte er darauf gewartet, dass der Journalist sich melden würde. Für gewöhnlich hörte der Polizeireporter einer Provinzzeitung das Gras wachsen. Doch mittlerweile hatte es nahezu drei volle Tage gedauert, bis er auf die Klinik-Toten aufmerksam geworden war – durch wen auch immer.
    Entsprechend säuerlich war Sander, obwohl er den Vorwurf eher ironisch klingen ließ: »In der Klinik wird gemordet – und der Pressesprecher betätigt sich als Presseverhinderungsmann.«
    »Jetzt mal halblang, ja!«, antwortete er provokativ. »Von Mord kann keine Rede sein. Und wer immer Ihnen so etwas erzählt hat, faselt irgendetwas daher, das derzeit jeder Grundlage entbehrt.«
    Stock ärgerte sich augenblicklich, dass ihm das Wort derzeit über die Lippen gegangen war. Sander, mit dem ihn seit Jahr und Tag eine ruppige, aber gelegentlich auch herzliche Freundschaft verband, würde dieses eine Wort sofort wieder so interpretieren, dass heimliche Ermittlungen im Gang wären, die zum Schutze einflussreicher Mächte nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden sollten.
    Diesem Klischee entsprechend, hakte Sander sofort nach und stellte für sich fest: »Aber ganz zufällig sind am Sonntagmorgen die beiden Personen nicht gestorben.«
    »Das behaupten Sie, Herr Sander. Ich kann Sie nur warnen, irgendwelche Gruselgeschichten über die Klinik zu verbreiten.«
    »Genau das

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