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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Klingelknopf, der sich neben einem Briefkastenschlitz befand, gab es irgendwelche schriftlichen Hinweise oder Namen. Seine anfängliche Vermutung hatte sich bestätigt. Denn wenn hier geheimnisvolle Dinge geschahen, konnte niemand ein Interesse daran haben, namentlich in Erscheinung zu treten. Trotzdem unternahm er den Versuch, sich über den Klingelknopf bemerkbar zu machen. Aber auch nach viermaligem Läuten tat sich nichts.
    Linkohr knöpfte seine Jacke bis zum Hals zu, besah sich die Gebäudefassade und ging an ihr entlang, um einen weiteren Eingang zu suchen. Meist gab es an solchen Fabrikgebäuden auf der Rückseite eine Zufahrt für Lieferwagen. Der Kriminalist bog um die Ecke und verließ damit den Lichtkegel einer Straßenlampe. Seine Schuhe versanken knöcheltief im Pulverschnee und der LED-Strahl der Taschenlampe erhellte einen schmalen Durchgang, der sich zwischen diesem und dem angrenzenden Gebäude ergab. Linkohr kam an zwei Fenstern vorbei, deren Rollläden ebenfalls geschlossen waren. Nach einigen Schritten erreichte er den schwach erleuchteten Hinterhof. Aus zwei großen Fenstern eines gegenüberliegenden Gebäudes fiel grelles Neonlicht auf den schneebedeckten Boden, sodass sich der Kriminalist problemlos orientieren konnte.
    Er blieb für einen Moment stehen und bemerkte hinter einem der beleuchteten Fenster zwei Personen, die offenbar an einem Computerbildschirm beschäftigt waren.
    Dann fielen Linkohr die vielen Reifenspuren auf, die sich kreuz und quer vor ihm im Schnee abzeichneten. Als sei mit mehreren Fahrzeugen viele Male rangiert worden. Ziel dürfte die Laderampe gewesen sein, die in Brusthöhe an die Rückseite des Hauses angebaut war und zu der eine Treppe führte, deren Schneedecke festgetreten erschien.
    Linkohr überlegte für einen Augenblick, knipste wieder seine Taschenlampe an, um zu prüfen, ob sich Schuhabdrücke im Schnee fanden. Doch die weiße Schicht war bereits derart verdichtet, dass sich keine verwertbaren Spuren mehr finden würden.
    Der Kriminalist versuchte, im diffusen Licht den Zugang von der Rampe ins Gebäude ausfindig zu machen. Der LED-Strahl seiner Lampe reichte nicht weit genug. Offenbar jedoch, so glaubte Linkohr zu erkennen, gab es eine Metallschiebetür. Nachdem er sie zwei, drei Sekunden anvisiert hatte, erschien es ihm, als sei sie nicht ganz zugezogen. Sofort spürte er, wie sich sein Pulsschlag beschleunigte. Wenn sie tatsächlich nicht geschlossen war, konnte dies nichts Gutes bedeuten.
    Noch einmal zögerte er. Allein würde er das Gebäude nicht betreten wollen. Außerdem stünde dies im Widerspruch zum vorgeschriebenen Verhalten in solchen Situationen. Dennoch musste er feststellen, ob es stimmte, was er zu sehen glaubte. Er stieg entschlossen die schneebedeckten Stufen zur Rampe empor. Kaum hatte er die oberste erreicht, zerriss ein dumpfes Geräusch die Stille. Es war nur kurz, aber dazu angetan, ihn bis auf die Knochen zu erschrecken. Linkohr blieb wie versteinert stehen.
    Im selben Augenblick hallte eine messerscharfe Männerstimme durch den Hof: »He, was soll das? Stehen bleiben!«

45
    Häberle seufzte und lehnte sich zurück. Er war müde und sehnte sich nach einem Weizenbier und einem gemütlichen Winterabend mit seiner Frau Susanne. Allerdings hatte dieser Fall Dimensionen angenommen, die eine schnelle Ermittlungsarbeit erforderlich machten. Viel zu viel Zeit war verstrichen, sagte ihm die jahrelange Erfahrung. Glücklicherweise hatte der Direktionsleiter die Notwendigkeit erkannt, die Ermittlungsgruppe in eine Sonderkommission umzuwandeln und weiteres Personal dafür abzustellen. Beschleunigt hatte dies die Tatsache, dass sich immer mehr einflussreiche Menschen für die Vorkommnisse in der Klinik interessierten. Und nach dem ersten Vorstoß von Sander würde es nur noch kurze Zeit dauern, bis die überörtlichen Medien davon Wind bekamen. Auch der Leitende Oberstaatsanwalt schien dies zu befürchten, da er strikte Anweisung gegeben hatte, dass Pressemitteilungen ab sofort mit ihm persönlich abzustimmen seien. Für Stock, der zu Hause von der neuesten Entwicklung informiert worden war, bedeutete dies, dass er seine Verlautbarungen in dürre Worte kleiden musste.
    Schuld an der hausinternen Aufregung war das per E-Mail eingetroffene Ergebnis einer zweiten Obduktion, die Kräuter im Laufe des Tages an den beiden Leichen vorgenommen hatte. Darin hieß es zusammenfassend, dass nach dem Auftreten erheblicher Zweifel an einem natürlichen Tod

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