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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Formulierung gefunden: »Es ist die Sorge um Herrn Dr. Brugger und um die beiden Kolleginnen. Denn Sie müssen eines wissen«, machte sie mit energischem Unterton deutlich, »auch Anja Kastel – das ist der zweite Todesfall vom Sonntag – hat davon gewusst und es herumerzählt.«
    Kerstin verstand die Zusammenhänge nicht ganz. »Wovon gewusst und was herumerzählt?«
    Wieder suchten Manuela und Andrea Blickkontakt. Erneut war es Manuela, die das heikle Thema ansprechen musste: »Dass Dr. Fallheimer bei Geburten vermutlich Blut aus Nabelschnüren hat verschwinden lassen.«
    Sofort musste die Kriminalistin an das gestrige Gespräch denken, das sie und Linkohr mit Frau Fallheimer geführt hatten. »Stammzellen und so«, gab sie sich informiert.
    Die beiden Frauen nickten.
    »Sie wollen also sagen«, überlegte Kerstin, »dass die beiden Todesfälle damit zusammenhängen?«
    »Genau das, ja«, erwiderte Manuela, jetzt sichtlich erleichtert, dass all ihre Sorgen ausgesprochen waren. Sie fasste sogar den Mut, noch mehr zu sagen: »Wir haben Angst, dass unseren Kolleginnen auf Gran Canaria etwas zustößt – oder Herrn Dr. Brugger.«
    »Vielleicht«, meldete sich Andrea zaghaft zu Wort, »vielleicht sind auch wir in Gefahr. Denn wer schon zwei Menschen umgebracht hat, schreckt auch vor weiteren Morden nicht zurück.«
    Kerstin schwieg.

42
    Elmar Brugger hatte in einem kleinen Hotel, nur etwa 500 Meter vom RIU Palace Maspalomas entfernt, ein Zimmer genommen. Das war zwar sündhaft teuer, weil er nicht in den Genuss eines Pauschalangebots kam, wie es die großen Reiseveranstalter vermarkteten, doch dafür fühlte er sich sicher und zunächst aus der Schusslinie. Sein in Deutschland eingeloggtes Handy hatte er abgeschaltet und nur noch das Ersatzgerät in Betrieb, das bei einem spanischen Provider angemeldet war. Es gab nur einige wenige Menschen, die diese Nummer kannten. Er hatte sich die Telefonkarte bereits bei seinem letzten Aufenthalt auf Gran Canaria von einem Bekannten Maronns besorgt – wie sie es alle getan hatten, um bei wichtigen Gesprächen keine nachvollziehbaren elektronischen Spuren zu hinterlassen. Selbst in Deutschland erfolgten deshalb die Kontakte untereinander über spanische Handys – ungeachtet der Tatsache, dass dies ein kostspieliges Vorgehen war.
    Sie achteten streng darauf, dass die Nummern nur einem eng begrenzten Personenkreis bekannt waren. Brugger hatte sie bisher nur einer einzigen außenstehenden Person verraten – nämlich Fernandez, dem Immobilienhändler, dem er sie schon viermal auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, ohne allerdings einen Rückruf erhalten zu haben.
    Dass ihn auch Melanie und Caroline nun nicht mehr erreichen konnten, hatte er bewusst in Kauf genommen.
    Brugger sah an diesem Dienstagnachmittag aus dem Fenster und vermisste schmerzlich den Blick aufs Meer. Dieses Zimmer war nach Nordosten ausgerichtet, wo er nur die umliegenden Dächer sah. Weit in der Ferne, in den Dunst gehüllt, erhob sich die Bergkette, deren majestätischer Mittelpunkt der Roque Nublo war, der Wolkenfels. Zu ihm hatte er bei einem seiner letzten Aufenthalte auf Gran Canaria einen Ausflug unternommen. Vom dortigen Parkplatz führte ein Weg auf das Plateau hinauf, das nach Norden hin von einer senkrecht aufragenden Felswand begrenzt wurde. Seit Jahrmillionen trotzte sie den stürmischen Passatwinden, die an dieser Bergkette aufstiegen, sich abkühlten und die Warmluft in Wolken verwandelten.
    Brugger musste an die gemeinsamen Wanderungen mit Brunhilde denken. Es gab dort oben wohl kaum einen Weg, den sie in den vergangenen Jahren nicht ausgekundschaftet hatten. Erst der elektronische Ton seines Handys riss ihn wieder in die Gegenwart zurück. Er nahm es vom Regalbrett, auf dem der Fernseher stand, und sah auf das Display. Eine spanische Nummer. Soweit er es beurteilen konnte, handelte es sich um einen Anruf von einem Handy. In den wenigen Sekunden, die ihm für seine Entscheidung blieben, das Gespräch anzunehmen oder nicht, versuchte er, sie jemandem zuzuordnen. Es war jedoch keine Nummer, die ihm vertraut erschien. Der Rufton nervte bereits zum vierten Mal. Möglicherweise hatte der dubiose Immobilienhändler endlich den Anrufbeantworter abgehört und rief jetzt nicht von seinem Festnetzanschluss, sondern vom Handy an.
    Brugger rang mit sich, ob er die grüne Taste zur Annahme des Gesprächs drücken sollte. Noch einmal erfüllte der schrille elektronische Rufton den Raum. Gleich

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