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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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wollen wir vermeiden«, stieg Sander darauf ein. »Den Gruselgeschichten, die im Umlauf sind, begegnen wir am besten mit der Wahrheit.« Mehr wollte er dazu nicht sagen – vor allem keine alten Fälle ansprechen, bei denen die Polizei geglaubt hatte, irgendetwas verschweigen zu müssen, obwohl anschließend jedes Detail stückchenweise ans Tageslicht kam und ihre eigene Glaubwürdigkeit ziemlich zweifelhaft erscheinen ließ.
    »Es gibt nichts, was für die Öffentlichkeit relevant wäre. Die Unfallflucht mit Todesfolge ist bekannt – und das andere ist ein ganz normaler Todesfall.«
    »Man hört aber anderes«, entgegnete der Journalist.
    »So? Dann wissen Sie mehr als wir. Was hört man denn?«
    »Dass einige Ärzte einer internationalen Blut-Mafia angehören sollen und in großem Stil Patientenblut in Forschungslabors verschieben.«
    »Geht da nicht die Fantasie mit Ihnen durch, Herr Sander?«
    »Keinesfalls. Sie brauchen nur ein paar Leute anzusprechen, die in der Klinik arbeiten. Ich sag Ihnen: Bei allem, was Sie da zu hören kriegen, könnte einem das Grausen kommen.«
    »Lassen Sie mal die Kirche im Dorf«, unterbrach ihn Stock leicht verärgert. Er wollte in den Feierabend gehen. »Wer immer Ihnen das erzählt hat, reimt sich etwas zusammen, das nur aus Gerüchten und Stammtischgeschwätz herrührt.«
    »Und wenn ich Ihnen sage, dass es in der Klinik inzwischen Personen gibt, die um ihr Leben fürchten? Weil sie zu viel wissen.«
    »Dann sagen Sie uns gefälligst, wen Sie damit meinen. Oder diese Personen sollen sich uns gegenüber offenbaren. Aber was soll dieses dauernde Geschwätz von irgendwelchen diffusen Ängsten?«, ärgerte sich Stock.
    »Vielleicht ist’s auch schon zu spät!«, blaffte Sander zurück.

44
    Dass sich Humstett auf die Telefonnummer, die in Fallheimers Akten gefunden worden war, den ganzen Tag über nicht gemeldet hatte, empfand Linkohr als ärgerlich. Es blieb ihm an diesem winterlichen Faschingsdienstag nichts anderes übrig, als auf die verschneite Alb hochzufahren. Kerstin hatte es vorgezogen, im warmen Büro zu bleiben, wo die Kriminalisten seit Stunden auf das neuerliche Obduktionsergebnis Kräuters warteten. Auf Rückfrage war ihnen nur beschieden worden, ein endgültiges Ergebnis liege erst in den Abendstunden vor. Immerhin galt es bei dieser zweiten Obduktion der beiden Leichen, äußerst komplexe Analysen und Untersuchungen vorzunehmen, deren letztendliche Ergebnisse ohnehin erst in einigen Tagen vorliegen würden. Aber nach allem, was sich seit Sonntag getan hatte, war es dringend geboten, entweder die bisher diagnostizierten natürlichen Todesursachen zu verfestigen oder – was äußerst selten vorkam – sie zu revidieren.
    Linkohrs Gedanken schweiften jedoch ab zu Jenny und Kerstin, die sein Innenleben ziemlich durcheinandergebracht hatten. Er hoffte, dass Jenny Verständnis für seinen Job aufbrachte. Eigentlich hatten sie sich heute Abend treffen wollen, doch angesichts der heißen Phase, in der sich dieser Fall befand, konnte er sich nicht einfach aus den Ermittlungen ausklinken. Jennys Enttäuschung war ihr am Telefon anzuhören gewesen. Sie hatte zwar versichert, dann eben den Abend des Faschingsdienstags daheim zu verbringen, aber ob er ihr wirklich glauben konnte? Sein Vertrauen in die Ehrlichkeit der Frauen war viel zu oft enttäuscht worden.
    Linkohr staunte, wie schnell er – tief in Gedanken versunken – die Abfahrt ins Laichinger Gewerbegebiet erreicht hatte. Hier wie anderswo türmten sich im Schein von Scheinwerfern und Straßenlampen die Schneemassen. Nachdem er sich bereits im Büro mithilfe der Satellitenaufnahmen von Google-Earth ein Bild von dem Areal verschafft hatte, konnte er zielstrebig Humstetts Betriebsgebäude ansteuern, unweit eines großen Hochregallagers gelegen. Soweit er es im diffusen Licht der Straßenlampen erkennen konnte, waren alle Rollläden geschlossen. Linkohr entdeckte am Fahrbahnrand eine vom Schnee geräumte Lücke und stellte den weißen VW Golf ab.
    Beim Aussteigen schlug ihm jene eisige Kälte entgegen, wie sie dem weit verbreiteten Bild des Winters auf der Alb entsprach. Linkohr querte die Straße hinüber zum Eingangsbereich des Gebäudes, wo er an der stabilen Metalltür rüttelte. Dass dies sinnlos sein würde, war ihm klar gewesen. Er holte aus einer Jackentasche eine winzige Taschenlampe, mit deren bläulichem LED-Strahl er nach einer Aufschrift suchte. Doch weder an der grünen Metalltür noch an einem

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