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Blutsauger

Blutsauger

Titel: Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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würde das Gerät auf Mailbox umschalten. Er hatte allerdings keine persönliche Ansage aufgenommen. Die Automatenstimme der spanischen Telefongesellschaft würde demnach die angerufene Nummer wiederholen und – natürlich auf Spanisch – um eine Nachricht auf der Mailbox bitten.
    Brugger entschied sich, diese Variante zu wählen. Wenn es eine wichtige Angelegenheit war, würde der Anrufer eine Botschaft hinterlassen. Andernfalls gab es jemanden, der seine Nummer kannte und sich nicht zu erkennen geben wollte. Auch keine sehr angenehme Vorstellung, dachte Brugger. Doch Zeit, sich anders zu entscheiden, blieb nicht mehr. Der nächste Rufton wurde abgewürgt, was ein Zeichen dafür war, dass die Rufumleitung zur Mailbox eingeleitet worden war.
    Brugger hielt das Gerät krampfhaft in der Hand und sah auf das Display. Würde der Anrufer eine Nachricht hinterlassen, wäre gleich das Brief-Symbol zu sehen.
    Er wartete gespannt – und tatsächlich: Nach einer halben Minute tauchte das Zeichen auf. Brugger zögerte. Es war ihm, als könnte der Anrufer das sofortige Abhören der Mailbox nachvollziehen. Unsinn, beruhigte er sich. Ob er es jetzt abhörte oder erst Stunden später, war völlig egal. Außerdem wusste kein Mensch, wo er sich aufhielt.
    Er drückte die Tasten, mit denen sich die Mailbox abrufen ließ. Eine spanische Automatenstimme sagte irgendetwas, das er nicht verstand. Vermutlich hieß es, dass er eine neue Sprachnachricht habe und wann sie eingegangen sei. Gleich darauf wurde die Aufnahme abgespielt. Eine Frauenstimme, die leise und zurückhaltend klang, teilte ihm in schlechtem Deutsch und mit hörbar spanischem Akzent mit:
     
    Señor Brugger, gutte Tak. Señor Fernandez will mit Ihne sprechen. Heute Abend, elf Uhr bei Dunen bei RIU Palace Maspalomas. Wichtige Gespräch. Geheim. Esse geht um viel Geld. Neue Geschäft, neue Idee. Bitte kein Rückruf. Ist wichtig. Keine Telefonat. Danke. Die Stimme stockte für zwei Sekunden. Gehe Sie auf Weg in Dune zu Leuchtturm Costa Meloneras. Señor Fernandez erwartet Sie auf Weg.
     
    Noch einmal wurde der holprige Redefluss unterbrochen. Brugger glaubte, im Hintergrund das Rascheln von Papier zu hören. Komme allein, weil esse geht um viel Geld. Wichtige Geschäft. Dann brach die Verbindung ab.
    Bruggers Blutdruck war gestiegen.

43
    Kerstin Iridon war in die Klinik gefahren, um Brigitte Kollinsky zu treffen. Sie hatte bei einem Anruf erfahren, dass die Ambulanzschwester an diesem Nachmittag zum Dienst eingeteilt war. Kerstin ging in dem künstlich beleuchteten langen Flur an der Reihe der dort sitzenden Patienten entlang, um sich bei der Dame anzumelden, die eine Trennscheibe beiseiteschob. Die Polizistin wurde sofort hereingebeten, musste jedoch in einem kleinen Aufenthaltsraum fast fünf Minuten warten, bis ihre gewünschte Gesprächspartnerin in weißer Dienstkleidung auftauchte.
    »Hallo«, grüßte Brigitte und schüttelte ihr die Hand.
    »Ich halte Sie nicht lange auf«, versicherte Kerstin, während sie beide an dem Tisch Platz nahmen. »Sie können sich sicher denken, warum ich Sie so schnell wieder treffen wollte.«
    »Ja. Sie haben mich gestern Abend ganz schön erschreckt.«
    »Das Kompliment kann ich zurückgeben. Mit allem hab ich gerechnet, nur nicht damit, dass da jemand versteckt werden sollte.«
    »Wieso versteckt?«, gab sich Brigitte überrascht. »Frau Brugger hatte mich gebeten, einfach zu warten. Denn sie wollte nicht, dass ich mit der Kriminalpolizei in Verbindung gebracht werde.«
    »Wieso eigentlich nicht?«
    Brigitte zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Um ehrlich zu sein, war’s mir ganz recht – nach den Turbulenzen der vergangenen Tage. Im Übrigen hab ich Ihrem Kollegen eh schon alles gesagt, was ich weiß.«
    »Um das geht es mir jetzt auch nicht. Mich würd nur interessieren, weshalb Sie sozusagen auf eigene Faust Nachforschungen anstellen.«
    »So kann man das nicht sagen«, wehrte die Ambulanzschwester ab. »Ich hab mich im Prinzip nur um Dr. Brugger gesorgt, der ein sehr enges und kollegiales Verhältnis zu Dr. Fallheimer hatte. Wie jeder im Hause weiß.«
    »Und da wollten Sie ihn gewissermaßen über seine Frau warnen – oder wie muss ich das verstehen?«
    »So in etwa, ja.«
    »Und darf ich erfahren, vor wem Sie ihn warnen wollten?«
    »Das war keine Warnung vor einer konkreten Person, sondern ganz allgemein. Manchmal hat man so ein Gefühl, so ein Unbehagen im Bauch, für das es keine konkreten Erklärungen

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