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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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einen gegabelten Stab und öffnete die Tür zum Käfig. Ich beobachtete, wie er den Schlüssel wieder in seine Tasche steckte, und wusste, dass ich nicht drankommen würde.
    Ich sprang auf die offene Tür zu, spürte aber sofort die Stange an meinem Hals. Keuchend wurde ich an die Wand gedrückt, während meine Finger versuchten, mir genug Raum zum Atmen zu verschaffen. Winona schrie. Jemand griff hinein und zog sie aus dem Käfig. Ich versuchte, sie aufzuhalten, aber Gerald wusste, was er tat. Er ließ nicht locker, bis Winona völlig verängstigt auf dem Boden außerhalb des Käfigs kauerte.
    Dann ließ er mich los. Ich umklammerte die Stange und hoffte, dass er mich ebenfalls herausziehen würde, aber als er nach mir trat, ließ ich los. Ich hätte den Tritt einstecken müssen.
    Die Gittertür knallte zu, und ich brüllte vor Wut. »Ich bin kein Tier!«, schrie ich und rüttelte wieder am Gitter. Winona schluchzte panisch. Jennifer hatte auf einem freien Stück Boden einen relativ kleinen Kreis gezogen, und Chris musterte ihre Notizen so gelassen, als würde sie nur eine Vorlesung vorbereiten.
    »Nicht«, flehte ich. Meine Hände taten weh. Sie waren wund, weil ich gegen den Käfig geschlagen hatte. »Bitte. Tut es nicht. Ihr werdet sie umbringen!«
    »Nicht, wenn dein Blut so gut ist, wie ich denke.« Chris sah von ihren Notizen auf. »Zieht ihr die Klamotten aus. Als wir das letzte Mal versucht haben, jemanden in Kleidung zu verwandeln, hat sich der Stoff mit der Haut verbunden.«
    In einem Anfall von Panik sprang Winona auf eine Lücke zwischen den Kisten zu, nur um von Gerald zurückgerissen zu werden. Hilflos musste ich beobachten, wie er ihr trotz ihrer Gegenwehr die Kleidung vom Leib riss. Ich schrie sie an und weinte fast. Das war das Schrecklichste, was ich je gesehen hatte. Ich hasste sie. Ich hasste meine Hilflosigkeit. Ich hasste mich dafür, dass ich dankbar war, dass der Fluch bei mir nicht funktionieren würde, und dass es Winona war, die im Schutzkreis saß. »Warum tut ihr das?«, schrie ich heiser.
    Winona schluchzte und kauerte sich in der Mitte des Schutzkreises zusammen, bis man nur noch ein wenig weiße Haut und ihre langen, braunen Haare sah. An den Stellen, wo Gerald sie gepackt hatte, war die Haut gerötet. Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich schwor mir, dass ich ihnen dieselben Schmerzen angedeihen lassen würde, dieselbe Hoffnungslosigkeit, in die sie diese Frau stürzten. Mir war egal, ob ich dafür in der Hölle brennen würde. Es war mein Fehler.
    »Warum?« Chris ließ drei Tropfen meines kostbaren Blutes in einen kleinen Kupferkessel fallen, der nun statt der Suppe auf dem Bunsenbrenner stand. Der Geruch nach verbranntem Bernstein stieg auf, und mein Magen verkrampfte sich, als Chris ein anerkennendes »Mmmm« von sich gab. »Eure Art ist unnatürlich. Allein eure Existenz ist schon Blasphemie«, erklärte sie, als sie etwas in den Kessel warf, das aussah wie ein Stück Schlangenhaut. »Wenn ich erfolgreich bin, kann ich den Menschen ihren rechtmäßigen Platz in der Welt zurückgeben. Euch vielleicht sogar ganz vernichten.«
    »Hörst du dir selbst eigentlich zu? Siehst du, was du tust?«
    Chris ignorierte mich, aber Jennifer wirkte angewidert.
    »Sie in einen Dämon zu verwandeln, hilft euch kein bisschen!«, versuchte ich es wieder. Chris lachte nur.
    »Wir versuchen, Dämonenblut zu erzeugen, Dummerchen, keinen Dämon. Das Aussehen ist nur ein Nebeneffekt des Prozesses«, sagte sie und zog ihre Handschuhe an. Sie waren gegen Zauber behandelt, das konnte ich an dem Monogramm des Herstellers am Saum erkennen. »Denk doch mal nach: Wenn das klappt, hast du unzählige Leben gerettet.«
    Ich hätte schreien können, weil das alles so absurd war, und befühlte wieder mein verzaubertes Armband. Hätte ich es nicht getragen, hätte ich sie mit einem Wort erstarren lassen können, und dann könnte ich nach Hause. »Ihr habt mein Blut«, sagte ich. »Lasst sie frei.«
    Gerald stand zwischen Winona und dem Zugang zur Treppe. Er blickte erst zu Jennifer, dann zu Chris, offensichtlich bereit, genau das zu tun. Aber Chris wurde nur noch von ihrer Machtgier beherrscht. Als sie den Kopf schüttelte, fühlte ich, wie etwas in mir starb.
    »Ich mache seit Ewigkeiten nur winzige Fortschritte«, sagte sie und stellte sich über Winona. »Jedes Mal habe ich gesehen, wie sich der Effekt des Fluches zusammen mit dem Blut veränderte und wir dem Erfolg immer ein wenig näher gekommen sind.

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