Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
beunruhigt. »Es ist nur er«, sagte Gerald, als ein dunkler Schatten unter der ersten Kamera hindurchhuschte.
Ich riss den Kopf hoch und versuchte, an Gerald vorbeizuspähen. Jemand hatte die zwei Vampire erschossen, als Chris Jennifer befreit hatte – Captain America, Eloy, der offensichtlich ein guter Schütze war. Du gehörst mir, Mooswischer .
»Gut«, sagte Chris. Sie stand hoch aufgerichtet neben ihrem neuen Dämonenbuch, Hunderte grausamer Möglichkeiten nur Zentimeter von ihren Fingern entfernt. »Ich will mit ihm reden.«
»Ich auch«, sagte ich, als ein Mann den Raum betrat. Er hielt ein Gewehr mit Zielfernrohr in der Hand.
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»Wie ich sehe, ist euch die Flucht gelungen«, sagte der Mann und ließ beiläufig einen Armeeranzen auf den behelfsmäßigen Labortisch fallen, direkt auf Chris’ Notizen. Mein Auge zuckte, und ich stellte mich vor Winona, die immer noch vor Angst zitterte. »Du hast einen perfekten Fluchtplan wirklich gekonnt in den Sand gesetzt, Chris. Wo ist Kenny?«
Interessant , dachte ich, während ich den athletischen, ein wenig militaristisch anmutenden Mann musterte, den Chris so gekonnt ignorierte. Er trug Jeans und eine Armeejacke mit einem Logo aus der Zeit vor dem Wandel mit einem schwarzen T-Shirt darunter. Seine Stiefel waren verdächtig sauber, aber ich konnte Reste von getrocknetem Schlamm erkennen, was mir verriet, dass er sie erst vor Kurzem abgewischt hatte. Sein Haar war braun und kurz. Durchschnittlich groß, durchschnittlicher Körperbau, nichts an diesem Mann war auffällig, bis auf seine Haltung und die harte Entschlossenheit in seinem Blick. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich geglaubt, er wäre ein Alpha-Werwolf. Nein, dieser Kerl war durch und durch MegPaG – von seinen Vor- Wandel -Armeestiefeln, die mit MegPaG-Knoten gebunden waren, bis zu der Halskette aus Bernstein, die an seinem Hals irgendwie seltsam wirkte.
Geralds Gesicht wurde rot, und er warf mir einen Blick zu. »Ein Gerinnsel im Anzug hat ihn erwürgt. Fast hätten sie Jennifer erwischt.«
»Das habe ich gesehen. Ihr habt bei der Befreiung überall Spuren hinterlassen. Noch eine halbe Minute, und ich hätte euch beide erschossen statt der Gerinnsel.« Er legte das Gewehr auf die Monitore und drehte sich zum Käfig um. »Das ist ein Fehler«, sagte er mit Blick auf mich.
Jennifer räumte unterwürfig die Tasche des Mannes zu dem Stapel von Schlafsäcken und fing an, die Klappbetten aufzubauen. Gerald wandte sich wieder seinen Instrumenten zu und ignorierte die zunehmende Spannung zwischen Eloy und Chris mit gelangweilter Übung.
»Ich werde keine Verantwortung dafür übernehmen, wenn du nicht mal einem einfachen Befehl Folge leisten kannst«, sagte Eloy.
Chris sah auf. Es war offensichtlich, dass sie sauer war, aber gleichzeitig auch immer noch euphorisch, weil der Fluch geklappt hatte. »Im Einsatz habe ich das Sagen, nicht du.«
»Sicher.« Er wandte ihr den Rücken zu und trat vor den Käfig. »Warum sind da zwei Ziegen im Gatter?«, fragte er und ging in die Knie, um uns genauer zu mustern. »Ich habe dir doch gesagt, ein Sub nach dem anderen. Himmel, das ist ja mal ein hässliches Vieh.« Er zögerte und drehte sich noch in der Hocke zu Chris um. »Sie lebt noch?«
»Es ist Morgan. Ihr Blut hat funktioniert!«, sagte Jennifer, während sie einen Schlafsack auf einer Pritsche ausbreitete. Interessiert blickte Eloy mich an. Ich sah keine Angst in seinen Augen – sondern Sorge gepaart mit Wissen. Mein Herz raste. Er brach den Blickkontakt als Erster.
»Sie ist uns gefolgt, und, na ja, warum sollten wir sie nicht mitnehmen?«, meinte Jennifer fröhlich.
»Das ist Morgan?«, fragte er. Ich warf ihm ein hasenohriges Küsschen zu. »Scheiße«, murmelte er. Ich lächelte ihn bitter an. Das war mal eine Reaktion, die mir gefiel. »Sie zu entführen war ein Fehler.« Er stand auf und stiefelte zu Chris. »Ich habe dir gesagt, dass du dieses Sub nicht ausstellen sollst!«, rief er. Sein Rücken versteifte sich, weil sie ihn einfach weiter igno rierte. »Genau das wollte ich verhindern. Ich habe dir gesagt …«
Chris sah auf, knallte ihren Stift auf den Tisch und unterbrach damit seine Tirade mitten im Satz. »Entweder hast du mich angelogen, oder du bist schlechter informiert als gewöhnlich. Ich neige zur ersten Annahme, weil du über zu viele Quellen verfügst, um nicht zu wissen, dass der Hexenzirkel ihre Magie zerstört hat.«
»Sie ist davon abgeschnitten, aber die Magie ist
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