Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
plötzlich. Jennifer zuckte zusammen.
»Wie bitte?«
»Schau doch selbst nach, du fauler Esel«, murmelte Chris, den Kopf über ihre Notizen gebeugt. Eloy kniff die Augen zusammen.
»Was?«
»Ich habe gesagt, du musst ja nur fragen«, meinte Chris sarkastisch, zog das Datenbuch zu sich heran und warf es Eloy zu.
Er fing es geschickt auf, legte es sich auf die Knie und blätterte suchend. »Sie sprengen die Skala«, sagte er, als er den letzten Eintrag gefunden hatte. »Sie sollte gar nicht am Leben sein.«
»Genauso wenig wie ihr«, sagte ich. »Wisst ihr was? Lasst mich raus, und ich ändere das für euch.«
Chris ließ ihren Stift fallen und drehte sich halb zu mir um. »Mein Gott, hält sie denn nie die Klappe?« Sie stand auf und rührte die Suppe um, die irgendjemand wieder auf den Brenner gestellt hatte. Ich wurde noch hungriger. Ihre Laune hatte sich gebessert, nachdem Eloy sie nicht mehr anblaffte.
»Und die Werte der anderen Frau?«, fragte Eloy mit einem kurzen Blick zu mir. Dann stand er mit dem geöffneten Buch in der Hand auf und setzte sich auf Chris’ Stuhl – er spielte das Dominanzspielchen immer noch.
Mit spöttischer Miene beugte Chris sich vor, um umzublättern. »Hier sind ihre Ausgangswerte«, sagte sie und zeigte darauf. »Die neuen Werte nach ihrer Anpassung haben wir noch nicht.«
Ihre Augen huschten zu Winona. Nur mühsam schaffte ich es, den Mund zu halten. Sie nannte das eine Anpassung? Wie wäre es, wenn ich die Realität so anpasste, dass es sie nicht mehr gab?
Eloy schloss das Buch so schnell, dass Chris’ kurze Haare wehten. »Warum nicht?«
Mit einem Topflappen hob Chris den heißen Topf an und goss etwas Suppe in eine Tasse. »Zum einen, weil sie nicht gestorben ist.« Sie legte den Lappen weg und blies auf ihre Suppe.
»Gott sei Dank«, murmelte Gerald. Ihn hatte ich schon fast vergessen.
»Wir kriegen die Probe schon irgendwie«, meinte Chris, dann sah sie zu mir und seufzte, als wäre ich ein fehlgeleitetes Kind.
»Gut vorausgedacht, Einstein«, sagte Eloy. Sie runzelte die Stirn.
»Ihr fasst Winona nicht an«, murmelte ich. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, mal ins Bad zu verschwinden. Wenn ich sie weiter bedrohte, könnte das zum Problem werden, aber ich konnte einfach nicht anders.
Jennifer schob das letzte Buch ins Regal und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln um. »Soll ich sie betäuben?«, fragte sie. Ihr Blick glitt zu einer Kiste auf der Arbeitsfläche.
»Nein.« Eloy atmete einmal tief durch. Mir gefiel überhaupt nicht, wie er mich ansah. Als wäre ich ein Tier, das er erforschen wollte – aber gleichzeitig zu gefährlich, um mich lange zu behalten.
»Ja«, meinte Chris gleichzeitig und gab damit den Gegenbefehl. »Zumindest würde sie dann die Klappe halten. Ich dachte bis jetzt, das Heulen und Wimmern wäre schlimm gewesen, aber das ist schlimmer.«
»Lass es mich versuchen«, sagte Eloy. Chris lehnte sich gegen die schmale Arbeitsfläche. Da der Raum nur von einer einzelnen Glühbirne in der Mitte des Raums beleuchtet wurde, konnte ich ihre Miene nicht deuten. Eloy hob eine Hand, als bitte er sie um Geduld. »Ich bin mir sicher, dass ich sie überzeugen kann.«
»Und ich bin mir genauso sicher, dass dir gleich Dorothys fliegende Affen aus dem Arsch kriechen«, meinte ich. Gerald stand mit einem leisen Lachen auf, um sich ein wenig Suppe zu holen.
Eloy baute sich vor mir auf. Sein Augenwinkel zuckte, und er hielt sich als wären seine Füße wund. Er stand nur Zentimeter vom Käfig entfernt. Wenn ich meine Hände durch das Gitter streckte, könnte ich ihn erwürgen. »Wirst du uns eine Blutprobe von Winona nehmen lassen?«, fragte Eloy ruhig, als wäre er der Vernünftige und ich nur ein Idiot.
»Nein.« Ich schob mein Kinn vor und fühlte mich mächtig, obwohl ich mich auf der falschen Seite des Gitters befand. Sie wollten etwas. Vielleicht dringend genug, um einen Handel abzuschließen?
Gerald knurrte etwas, und Jennifer schnaubte, während Chris amüsiert zusah. »Du glaubst wirklich, es hilft etwas, mit ihr zu reden? Jenn, betäub sie einfach.«
»Warte!«, sagte Eloy. Er schob sich noch näher heran, und plötzlich wirkte seine Miene verschlagen. Als wüsste er genau, dass ich schon oft gefangen gewesen und immer entkommen war. Ich drückte mich nicht an die Wand, sondern knurrte meinen Wärter an, und das respektierte er, auch wenn er mich für gefährliches Ungeziefer hielt.
»Ihr habt Kalamacks Maschinen gestohlen«,
Weitere Kostenlose Bücher