Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Schreien zu einem jämmerlichen Jaulen abklang und schließlich ganz verstummte. Ich lächelte. Kinder waren toll, aber im Moment war ich wirklich froh, dass ich keine hatte.
    Ich öffnete die Augen und sah zu der hohen, gewölbten Decke hinauf, auf der sich die Sonnenstrahlen abzeichneten, die durch die Vorhänge drangen. Dort oben befand sich das Fresko einer Jagdszene, wie man es sonst nur im Museum sah, mit Hunden und Pferden – und einem fliehenden Fuchs. Irgendwie wirkte es nicht übertrieben. Das opulente Ambiente war sicher eine Hilfe.
    In weniger als einem Tag hatte ich mich von einem dreckigen Zementboden zu ägyptischer Baumwolle, einem Seidenpyjama und einem Meer von Kissen hochgearbeitet. Dem Him mel sei Dank, dass es dazwischen auch noch eine Dusche gegeben hatte. Ganz abgesehen von dem Abstecher in Trents chirurgische Einrichtung, um mir die Kugel aus dem Unterschenkel entfernen zu lassen. Sie hatten mich dabehalten wollen, aber nachdem sie mich zusammengeflickt und meine Nierenfunktion überprüft hatten, hatte ich mir die Infusionsnadel aus dem Arm gezogen und ein echtes Bett verlangt, weil ich sonst Ivy anrufen und mich sofort abholen lassen würde.
    Es war ein gutes Gefühl, am Leben, sauber und ausgeruht zu sein … und in Ellasbeths altem Zimmer zu schlafen. Nä-nä. Nä-nä. Nänänänä-nä-nä. Es war in sanften Erdtönen gestrichen worden, und ich konnte überall Ceris Einfluss erkennen, von dem Spitzenbesatz über dem riesigen Spiegel bis zu den einfachen französischen Landmöbeln. Das Bad allerdings sah noch genauso aus wie an dem Abend, an dem Ellasbeth mich dabei ertappt hatte, wie ich unschuldig in ihrer Badewanne vor mich hin plätscherte. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, wurde mir klar, dass sie zu dieser Zeit wahrscheinlich schon mit Lucy schwanger gewesen war.
    Ray, das Kind von Ceri und Quen, war erst fünf Monate alt. Lucy war acht Monate alt, und den Geräuschen nach zu schließen hatte sie inzwischen gelernt, auch ohne Worte zu kommu nizieren. Sie war ein kluges kleines Mädchen, das Resultat einer Verbindung zwischen Ostküsten- und Westküstenelfen, der Versuch, ein Band zwischen den beiden zu schmieden – das ich nicht nur einmal, sondern gleich zweimal fast zerstört hatte. Einmal, indem ich ihre Hochzeit verhindert hatte, dann, indem ich Trent dabei geholfen hatte, Lucy von Ellasbeth zu stehlen – aufgrund einer vorher getroffenen Abmachung, die es ermöglichte, einen Rechtsstreit um das Mädchen zu vermeiden. Lucy gehörte jetzt mit Haut und Haaren ihm. Trent hatte mich zu ihrer Patentante gemacht – ihrer dämonischen Patentante.
    Ich streckte mich mit einem glücklichen Seufzen und grunzte überrascht, als es in meinem Bein stach. Oh, stimmt.
    Ceri hatte sich mehrfach entschuldigt, aber sie beherrschte nur Dämonenmagie, und die konnte mir nicht helfen, weil sie mich nicht fand. Trent hatte sich nicht mal angeboten, nachdem er wahrscheinlich immer noch an meiner wenig begeisterten Reaktion auf seinen Schmerzzauber krankte – der mich durchaus gefunden hatte. Wilde Magie hatte schon im besten Fall seltsame Nebenwirkungen, und er war nur ein Amateur, auch wenn er mich ausgeschaltet hatte. Ceri weigerte sich, die uralte, unberechenbare Elfenmagie anzuwenden. Sie war eine kluge Frau.
    Meine Gedanken wanderten von Trent als gefährlichem Schatten in den Bäumen zu unserem Kuss im letzten Sommer. Der war alles andere als unangenehm gewesen, aber zu glauben, dass es zu mehr führen könnte, war dumm. Ich vertraute Trent vielleicht mein Leben an, aber nicht mein Herz.
    Hinter dem Vorhang bewegte sich ein Schatten, und ich setzte mich auf. »Winona!«, rief ich und unterdrückte meine instinktive Angst, als ich eine gehörnte, dämonische Kreatur mit Schwanz entdeckte, die mich anlächelte.
    »Tut mir leid«, sagte sie. Ihr Lispeln war fast vollkommen verschwunden. »Ich wollte dich nicht wecken. Fühlst du dich besser?«
    Die Kissen hinter mir waren zu weich, um mich wirklich zu stützen. Vorsichtig schob ich mich ans Kopfende. Es brachte mich völlig aus dem Gleichgewicht, Winona in einem langen, dunkelroten Rock und einem Schultertuch zu sehen. »So ziemlich. Ich sollte sowieso aufstehen. Ivy und Wayde hämmern wahrscheinlich schon an Trents Tor.«
    Ich sah zum Nachttisch, bevor mir einfiel, dass Ceri den Wecker mit der strengen Anweisung, mich richtig auszuschlafen, entfernt hatte. Es kostete mich einige Mühe, an die Bettkante zu rutschen. Dann schlug ich die Decke

Weitere Kostenlose Bücher