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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Piscary sie gemacht hatte – un fähig zu lieben, ohne denjenigen zu verletzen, den sie am meisten begehrte. Es ging ihr langsam besser, aber wenn sie Nina wirklich helfen konnte, würde ihr das vielleicht auch die Schönheit ihrer eigenen Seele vor Augen führen. »Wenn du ihr helfen kannst, solltest du es tun«, sagte ich. Ich hatte Angst um sie und liebte sie gleichzeitig für ihre Opferbereitschaft. »Du weißt, wie man mit Macht und Leidenschaft umgeht. Ich meine … wenn du willst.«
    Sie hob den Kopf, sah mich aber nicht an. »Ich war einmal genau wie sie«, flüsterte sie. »Es war so schwer. Ich weiß nicht, ob ich ihr helfen kann, ohne wieder wie sie zu werden.«
    »Ich aber«, sagte ich voller Überzeugung. »Du hast überlebt. Nina wird mit deiner Hilfe auch überleben.«
    »Ja, aber …« Sie zögerte, und endlich sah sie mich an. »Ich habe überlebt, weil ich mich verliebt habe.« In dich. Die unausgesprochenen Worte hingen zwischen uns.
    Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, aber trotzdem lächelte ich weiter. Das war gut. Ivy musste sich mit sich selbst wohlfühlen, und so konnte sie sich vielleicht endlich beweisen, dass sie Gutes in ihrem Leben verdiente. »Geh«, sagte ich nur. Sie sah auf ihre Hände.
    »Falls du mich brauchst, ich bin bei Nina«, erklärte sie. Ich blinzelte überrascht, als sie sich vorbeugte und mir einen keuschen Kuss auf die Wange drückte, wie man es oft bei Freunden sah. Dann hing nur noch ein Hauch vampirisches Räucherwerk in der Luft und ihre Schritte klapperten den Flur entlang.
    »Danke«, flüsterte ich und berührte meine Wange. Ich hatte nicht das geringste Ziehen meiner Narbe gespürt. Ich wusste nicht, ob das gut war oder nicht. Dämonen konnten nicht gebunden werden, also war es nur logisch, dass es bei mir genauso war. Verloren die Neurotoxine langsam ihre Wirkung, oder war Ivy wirklich über mich hinweg?
    Ich blieb sitzen und lauschte darauf, wie sie ein paar Worte mit den Werwölfen wechselte. Dann schlug die Tür hinter ihr zu. Dumpfe Trauer hatte mich erfasst, aber es war ein vertrautes Gefühl, bei dem jetzt auch Stolz auf sie mitschwang. Weit entfernt hörte ich das Aufheulen des Motors, dann verklang selbst das und ließ nur die rumpelnden Stimmen der Werwölfe zurück.
    Die Küche war ein einziges Chaos, so unorganisiert und durcheinander wie meine Gedanken. Ich hatte nicht aufgeräumt, während ich gezaubert hatte, wie ich es normalerweise tat. Meine Kehle war wie zugeschnürt, als ich aufstand. Wenn ich mich beeilte, konnte ich das in zehn Minuten saubermachen. Mit einem Seufzen betrachtete ich die Unordnung. Vielleicht auch in zwanzig.
    Vorne hörte ich, wie die Männer ein und aus gingen und noch mehr Werkzeug holten. Ich war froh, dass Ivy sich weiterentwickelte. Wirklich. Ich wünschte mir nur, ich wäre nicht so allein.
    Einer der Werwölfe schrie: »Rot oder Grün, Ma’am?«
    »Grün!«, rief ich zurück, während ich auf meinen offenen Dämonentext starrte. Meine Finger verkrampften sich, als sie über die dunkle, wahrscheinlich mit Blut geschriebene Schrift fuhren. Ich hatte ziemliches Glück gehabt und einen Fluch gefunden, der einem Gedächtniszauber entgegenwirkte. Dämonen vergaßen offensichtlich nicht gern. Es war ein Kollektivzauber. Sprich die Worte und zahl den Preis, und schon war er fertig. Und nachdem ich das verdammte Armband losgeworden war …
    War es so einfach, wie ein Wunsch? Oder bedeutete es, dass ich mein volles Potenzial ausschöpfte?
    Ich wusste es nicht mehr. Aber letztendlich wollte ich einfach nicht mehr ahnungslos sein. Die I. S. hatte kein Problem damit, illegale Gedächtniszauber einzusetzen, doch ich wollte mich erinnern.
    Ich flüsterte die Worte, um ein Gefühl für den Fluch zu bekommen, bevor ich eine Linie anzapfte und ihn wirklich wand. Ich hatte das Kollektiv nicht berührt, seitdem ich das Armband abgenommen hatte. Das Letzte, was ich gebrauchen konnte, war ein Fehler, der die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. Certo idem sum qui semper fui. Ich bin so, wie ich vorher war – oder etwas in der Art. Mein Latein stank zum Himmel.
    Ich holte tief Luft und zapfte die Linie im Garten an. Dann schloss ich die Augen und musste unwillkürlich lächeln, als sie sich mit der Klarheit von frischem, dünnem Eis in mich ergoss. Es war jedes Mal anders und doch gleich. Ich ließ die Linie durch mich fließen und spürte dabei den Puls des Universums. Danke, Trent , dachte ich. Danke dafür, dass du mir das genommen

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