Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
hast, sodass ich es jetzt als das Geschenk erkennen kann, das es ist.
Langsam verblasste mein glückliches Lächeln und ich schlug die Augen wieder auf. Weit entfernt, am Rande meines Bewusstseins, spürte ich einen Missklang. Es war nicht in dieser Kraftlinie, sondern an einem anderen Ort. Der Riss, dachte ich, und mein Magen verkrampfte sich. Ich würde ihn reparieren. Irgendwie.
Wieder sah ich auf die Worte und fühlte mich schuldig, nicht wegen des Risses, sondern weil dieser Fluch nur bei einem Dämon funktionierte. »Hör auf damit«, flüsterte ich mit gesenktem Kopf, während die Energie der Linie sich in mir sammelte und drängte. Schuldgefühle. Würde ich mich denn immer wegen allem schuldig fühlen? Ich war ein Dämon, verdammt. Wäre ich eine normale Hexe, hätte ich diesen Zauber nicht einmal gebraucht.
Ich hob den Kopf und verdrängte die Schuld. Wenn die I. S. Jenks’ und Ivys Erinnerungen löschte, würde ich einen Weg finden, sie zu heilen. Wichtig war nur, dass wenigstens einer sich erinnerte.
»Certo idem sum qui semper fui« , sagte ich leise. Mir lief ein Schauder über den Rücken, als ich spürte, wie ein Teil meines Bewusstseins sich von mir löste und durch das theoretische Kollektiv flüsternder Dämonengedanken in dunkle Tiefen glitt, wo sonst niemand hinging. Ich zitterte und meine Finger strichen über das raue Papier, als meine Seele mit einem verstörenden Gefühl um einen gespeicherten Fluch schmolz. Und dann floss sie wie Wassertropfen hinter einem Hindernis wieder zusammen und zog den Fluch für immer in mich.
»Ich akzeptiere den Preis«, flüsterte ich und blinzelte, als der Fluch sich mit brennender Wärme in mir ausbreitete, meine Haut zum Kribbeln brachte und vor den Rändern meiner Aura zurückwich. Es war getan. Ich würde nie wieder vergessen.
Vielleicht ist Newt deswegen verrückt geworden , dachte ich und löste hastig meine Verbindung zur Linie. Jemand hatte gefühlt, wie ich das Kollektiv angezapft hatte, und wollte nachsehen.
Das leise Schlurfen von Schritten im Flur kratzte über meine Wahrnehmung wie Sandpapier. Mit zitternden Fingern schlug ich das Buch zu. Nichts hatte sich verändert, und doch fühlte ich mich anders. Ich hatte schon Flüche eingesetzt, aber bisher immer nur nach sehr viel Gewissenserforschung. Jetzt … nutzte ich sie einfach.
Es war Wayde. Ich sah nicht auf, sondern ging in die Knie, um meinen Dämonentext zwischen die normalen Kochbücher zu schieben. Ich wusste noch nicht, ob ich Ivy und Jenks davon erzählen wollte. Noch mehr Entscheidungen. Noch mehr Schuldgefühle.
Wayde blieb in der Küchentür stehen. Ich stand auf, als er sich räusperte. Er hatte den ganzen Nachmittag im Glockenturm geschmollt, und ich hatte sein Selbstmitleid nicht auch noch untermauern wollen. Ja, ich war gekidnappt worden, aber das war nicht sein Fehler gewesen, sondern meiner. Und selbst jetzt wirkte er noch wütend und seine Haltung war steif. »Fertig mit Schmollen?«, fragte ich, als ich zum Rest meiner Dämonenbibliothek ging, die auf dem Tisch ausgebreitet war.
»Es wäre anders gelaufen, wenn ich bei dir gewesen wäre«, sagte er stur.
»Absolut.« Ich konnte keinen Anti-Gedächtniszauber für Trent machen, aber ich hatte ihm versprochen, ihm seine Finger zurückzugeben. »Du hättest sie vielleicht aufgehalten.« Ich sah auf und bemerkte, wie überrascht er war. »Hat Ivy dir erzählt, dass ihr Security-Kerl mit einem Scharfschützengewehr auf der anderen Straßenseite saß, jederzeit bereit, seine eigenen Leute zu erschießen, falls er nicht alle Beamten erledigen konnte?«
Wayde rieb sich den Bart. Es gab gute Gründe dafür, warum er den Tatort nicht hatte betreten dürfen, und das war einer davon. Schließlich richtete er sich zu voller Größe auf. »Die Suchzauber sind weg.«
»Mmmm-hmmm.« Ich hielt es nicht für nötig, ihm zu erklären, dass es Flüche gewesen waren. Stattdessen zog ich das oberste Buch auf meinen Schoß und fing an zu blättern. Ein Standard-Verwandlungszauber sollte ausreichen, da Trent in Topform daraus hervorgehen würde, mit Fingern und allem. Die Frage war nur, in was sollte ich ihn verwandeln? Vielleicht einen Fuchs?
Wayde, dem offensichtlich immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut war, nahm eine Schüssel. Ich riss alarmiert den Kopf hoch, und er zuckte mit den Achseln. »Ich habe Hunger. Macht es dir etwas aus, wenn ich aufräume, während du liest?«
Er lernt dazu, dachte ich lächelnd. Essen mit Zaubern zu
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