Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)
Blick abwandte. »Ich weiß wirklich nicht, wie Sie das machen, Ms. Tamwood. Die meisten meiner Leute hätten der Versuchung schon vor Jahren nachgegeben.«
Jenks ließ sich zurückfallen und beleuchtete uns mit seinem silbernen Staub. Er hatte dank seines ausgezeichneten Gehörs alles mitbekommen. »Ivy definiert sich über ihre Selbstverleugnung.«
Nina sah ihn interessiert an. »In der Tat?«, fragte sie, und wieder einmal überlegte ich, wie alt Felix wohl war, wenn er eine von Pierces üblichen Phrasen verwendete. »Nina hat mir erzählt, dass Rynn Cormel Ihnen die Blutfreiheit geschenkt hat?«, fragte sie. »Ist das wahr?«
Glenn hatte eine Feuerschutztür erreicht. Das Schloss war vor Kurzem aufgebrochen worden. Er wirkte besorgt, und ich fragte mich warum. Ich wusste, dass Ivy mit Nina flirtete, um Felix von mir abzulenken, aber er wusste das vielleicht nicht. »Ab hier müssen wir leise sein«, sagte er unnötigerweise. »Rachel, kannst du noch eine Kraftlinie anzapfen?«
»Bis jetzt schon«, antwortete ich, aber schon eine weitere Treppe konnte das ändern. Gut, dass ich zusätzlich meine Splat Gun hatte. Und Trents Zauber.
Glenn drückte die Klinke, und die Schutztür öffnete sich. Dahinter lag eine dunkle Treppe, die nach unten führte. Die Luft, die aus der Öffnung drang, roch nach Öl und Dosen fleisch. Jenks schwebte unsicher in der Luft, dann flog er nach vorne, um uns den Weg zu erleuchten, während ich Ivy nach unten folgte.
Die Treppe war eng, eher eine Fluchttreppe als irgendetwas anderes. Ich fragte mich, ob das wirklich ein Fluchtweg war. Wenn es ein Bunker für ein letztes Gefecht war, könnte ich es verstehen, aber bei jeglicher Art von Katastrophe wäre es eine Todesfalle – zum Beispiel, wenn Angreifer an die Tür klopften.
Schweigend erreichten wir das Ende der Stufen, und Nina drückte sanft eine zweite Feuerschutztür auf. Für meinen Geschmack wirkte sie zu eifrig, aber Ivy war ja in der Nähe. Vielleicht war das Schmerzamulett, um das sie mich vorher gebeten hatte, für Nina – nachdem sie ihr den Kopf eingeschlagen hatte.
»Alle lebenden Heiligen, wie habe ich das vermisst«, sagte Nina, als sie in den noch dunkleren Flur glitt.
»Ruhig, Felix«, flüsterte Ivy und legte Nina eine Hand auf den Arm.
»Dämm das Licht, Jenks«, flüsterte Glenn, als er mir in den Flur folgte. Ich erhaschte einen kurzen Blick auf einen röhrenartigen Gang, bevor Jenks auf Ivys Schulter landete und sein Staub verlosch. Es sah aus, als hätten die Erbauer einfach riesige Rohre verlegt und dann einen flachen Betonboden gegossen. Auf Kopfhöhe zogen sich dicke Elektroleitungen an den Wänden entlang. Ich wusste, dass wahrscheinlich über fünfzig Männer hier verteilt waren, aber trotzdem fühlte ich mich allein. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
»Hier entlang«, sagte Glenn und schob sich an mir vorbei. »Wir haben zwanzig Minuten, um unsere Plätze einzunehmen. Rachel, als Erstes suchen wir deinen Versorgungsschacht.«
Jenks konnte nicht fliegen, ohne zu leuchten. Glenn zerbrach einen Leuchtstab, der gerade genug Licht abgab, um ihm zu folgen. Ivy und Nina flüsterten hinter mir in der Dunkelheit, und meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich konnte ihre Schritte nicht hören, aber ich wusste, dass sie da waren. Deswegen bemühte ich mich, meinen Pulsschlag zu beruhigen, damit er die Vampire nicht weiter anstachelte.
Mit unsicheren Fingern drehte ich mein Funkgerät auf, dann entspannte ich mich, als ich knisternde Stimmen hörte. Bevor ich wusste, wie mir geschah, hielt Glenn auch schon an und sah erst nach oben, dann nach unten. Es war mein Luftschacht, der das Rohr kreuzte, in dem wir uns befanden. Ein Rohr führte direkt nach unten, das andere in einem schrägen Winkel nach oben. Der Schacht auf dem Boden war mit einem Gitter bedeckt. Jenks flog kurz hinein, um es zu kontrollieren. Dabei sah ich, dass das Rohr nach ungefähr neunzig Zentimetern scharf nach rechts abbog. Jenks’ Flügel klangen hier unten fast unwirklich, weil sie mich an Sommer und Libellen erinnerten. »Das ist es?«, flüsterte ich. Glenn nickte.
»Funkgerät?«, fragte er, und ich hob den Daumen. »Kraft linie?« Ich zögerte, streckte meine Gedanken aus und spürte nur ein leises Murmeln. Aber es würde reichen.
»Alles gut«, sagte ich, und Ivy kniff bei meiner Wortwahl die Augen zusammen. Zum Wandel , ich hatte immer noch meine Splat Gun, und ich wollte mich sicher nicht oben bei Dr. Cor dova
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