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Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition)

Titel: Blutsbande: Die Rachel-Morgan-Serie 10 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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zog meine Tasche heran und sah auf die blauen und goldenen Stifte hinunter. Im dämmrigen Licht konnte ich den Unterschied kaum erkennen. Trotzdem schob ich zwei Lähmungszauber in meinen rechten Stiefel und zwei Blendzauber in meinen linken.
    »Oh Gott. Du willst sie benutzen!«, stöhnte Jenks. Ich bewegte ruckartig das Knie, bis er abhob.
    »Ich stehe ziemlich dämlich da, wenn ich sie brauche und dann nicht habe«, sagte ich, während ich meinen Fuß bewegte, bis das kalte Metall sich erwärmte und der Druck verschwand. Ich war keine große Organisatorin, aber selbst ich wusste, dass es keine gute Idee war, lose Zauber in der Tasche herumfliegen zu haben. Während Jenks sich pantomimisch selbst erhängte, sammelte ich den Rest ein und verstaute sie in einer Innentasche mit Reißverschluss, damit ich frei nach meiner Splat Gun greifen konnte. Ich wusste immer noch nicht, was der winzige Ring tat, den Trent mir gegeben hatte. Ich sah ihn an und erinnerte mich daran, was Jenks über seine Jungs gesagt hatte. Trent hatte es einfach vergessen, das war alles.
    »Habe ich Zeit, kurz zu telefonieren?«, fragte ich und lehnte mich vor, um mein Handy aus der Tasche zu holen.
    »Was? Jetzt?« Jenks landete mit angewiderter Miene wieder auf meinem Knie. »Ehrlich, Rachel, es war ja süß, dass er dir die Zauber gemacht hat, aber bist du wirklich bereit, dein Leben auf Trents unausgegorene Fähigkeiten zu verwetten?«
    In mir stieg das Bild auf, wie Trent sich darauf vorbereitete, in das Hochsicherheitsanwesen der Withons einzubrechen und seine eigene Tochter zu stehlen. Es ging nicht darum, wie gut er in diesem schwarzen Anzug ausgesehen hatte, oder um die Vorbereitungen, die er getroffen hatte, wozu auch gehörte, dass er mich dazu gebracht hatte, ihn lebend bis dorthin zu bringen – es ging um sein Selbstbewusstsein, seine Leidenschaft. Ich hatte es unter dem Arch gesehen, bevor er zusammenbrach; in der Wüste von Arizona, als er Ku’Sox beschworen hatte; und in einer dummen kleinen Bar in Las Vegas, wo er nicht gehen wollte, um unser Auto zu holen. Ich hatte es gestern Nachmittag gesehen, als er mir mit Al geholfen hatte. Er versuchte, endlich der zu sein, der er sein wollte, und er war wirklich … nicht mal schlecht. Aus irgendeinem verrückten Grund vertraute ich ihm. Gott helfe mir.
    Und ich wäre stinksauer, wenn ich seinetwegen starb.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte ich Jenks wieder. Mein Puls raste, als ich mein Handy anschaltete und betete, dass ich Empfang hatte. Einen Strich. Vielleicht war das genug. Jenks schwieg, während ich durch meine kürzlich gewählten Nummern scrollte, bis ich Trents fand.
    »Genug, wenn du dich beeilst«, sagte Jenks besorgt. Seine Flü gel bewegten sich stoßweise und er stand mit dem Rücken zu mir, um mir seine widersprüchlichen Gefühle zu verdeutlichen.
    »Das wollte ich wissen«, sagte ich, schob mir die Haare hinters Ohr und drückte das Handy dagegen.
    Es klingelte dreimal, bevor abgehoben wurde, und ich zap pelte herum, während Jenks schmollte. Ich wusste nicht genau, was ich sagen wollte – ein Gefühl, das offensichtlich gegenseitig war, denn als es in der Leitung klickte, hörte ich Trents sehr benommene Stimme murmeln: »Rachel? Mmm, hi.«
    Ich sah zu Jenks, und er kicherte. Hi? Er klang, als wäre er im Halbschlaf. Elfen schliefen gewöhnlich um Mittag herum, aber Trent stand seit seinem Outing als Elf unter heftigem Beschuss, und ich hätte darauf gewettet, dass er versuchte, sein natürliches Schlafbedürfnis so zu verschieben, dass er zumindest einen normalen, menschlichen Arbeitstag beenden konnte, bevor er zusammenbrach. »Ähm, hättest du eine Minute Zeit?«, fragte ich, und mein Gesicht wurde warm.
    »Ich habe das nicht durchdacht, bevor ich diese Schaltzentrale installiert habe«, meinte er und klang schon viel mehr wie er selbst. »Was kann ich für dich tun? Nachdem ich sowieso wach bin?«
    Peinlich berührt verzog ich das Gesicht. »Tut mir leid.« Das meinte ich sogar ernst. »Ähm, wegen dieser Zauber, die du mir gegeben hast?« Ich hätte ihn früher anrufen sollen. Ich drehte das Funkgerät ganz leise und hoffte, dass zumindest Jenks es jetzt noch hören konnte.
    »Zauber.« Trents Stimme wurde klarer, sein Schliff kehrte zurück und ich hörte das sanfte Rauschen von Stoff, als er aus dem Bett stieg – zumindest vermutete ich das. Seine Stimme klang normal, was bedeutete, dass niemand bei ihm war. Ich weiß nicht mal, warum mir dieser

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